Donald Trump wegen US-Wahl und Sturm aufs Kapitol angeklagt

    US-Wahl und Sturm aufs Kapitol:"Wohl wichtigste Anklage gegen Donald Trump"

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    Ex-Präsident Trump ist mit Blick auf die US-Wahl 2020 und den Sturm aufs Kapitol angeklagt worden. ZDF-Korrespondent Theveßen sieht darin die "wohl wichtigste Anklage gegen Trump".

    Ex-Präsident Donald Trump während seiner Rede vom 6. Januar 2021
    Es ist die dritte strafrechtliche Anklage und die mit Abstand schwersten Vorwürfe gegen Trump. Gewinnt er die Wahl, befürchtet man eine Verfassungskrise, so sagen Wahlexperten.02.08.2023 | 3:13 min
    Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist erneut angeklagt worden. Er muss sich im Zusammenhang mit dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol und versuchter Einflussnahme auf das Ergebnis der US-Wahl 2020 vor Gericht verantworten. Am Donnerstag soll er in Washington vor Gericht erscheinen.
    Trump werde beschuldigt, eine Verschwörung gestartet zu haben, um die Vereinigten Staaten zu betrügen, Wählern ihr Wahlrecht zu entziehen und ein offizielles Verfahren zu behindern, sagte Sonderermittler Jack Smith bei der Bekanntgabe der 45 Seiten umfassenden Anklageschrift.

    Was Trump konkret vorgeworfen wird

    Darin heißt es, Trump habe trotz besseren Wissens falsche Behauptungen über die Wahl verbreitet und dafür auch Personen im Justizministerium instrumentalisiert. "Trotz seiner Niederlage war der Beschuldigte entschlossen, an der Macht zu bleiben."
    Schaltgespräch zwischen Wehrmann und Theveßen am 01.08.2023
    "Es ist eine gravierende Anklage. Sie geht in das Herz der amerikanischen Demokratie. Das kann Trump mittelfristig politisch schwer schaden", so USA-Korrespondent Theveßen. 02.08.2023 | 3:19 min
    Trump habe wissentlich eine Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten angeführt. Dabei habe er sich mit sechs Komplizen zusammengetan, die in der Anklageschrift nicht namentlich erwähnt sind. Es handelt sich um vier Anwälte, einen Mitarbeiter der US-Justiz und einen politischen Berater. Als Instrumente für die Verschwörung nennt die Anklageschrift:
    • falsche Behauptungen
    • die Aufstellung falscher Wahlleute
    • den Missbrauch staatlicher Stellen
    • die versuchte Instrumentalisierung von Vizepräsident Mike Pence - dies habe auch zum Kapitol-Sturm geführt
    "Du bist zu ehrlich", habe Trump seinem Vize Pence in einem Telefonat gesagt, als dieser sich weigerte, die Beglaubigung von Bidens Wahlsieg zu stoppen. Dies geht aus Notizen von Pence hervor, die Smiths Team für die Untersuchung heranzog.

    ZDF-Korrespondent: Wohl wichtigste Anklage gegen Trump

    "Es ist die wohl wichtigste Anklage gegen Donald Trump," schätzt ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. Denn es gehe um den Kern der amerikanischen Demokratie: "Hat der abgewählte Präsident versucht, US-Bürger um ihre Stimme zu bringen, indem er zu Betrug aufgefordert, Wahlbeamte eingeschüchtert und einen Mob aufgestachelt hat?"
    Der Fall sei juristisch deutlich wackeliger als die Anklage zu den in Mar-a-Lago gefundenen Geheimdokumenten, erklärte Theveßen.

    Insofern ist ein Schuldspruch gegen Trump längst nicht sicher.

    Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent in Washington

    Zudem biete das Verfahren Trump die "Gelegenheit, als vermeintlich verfolgte Unschuld die Stimmung anzuheizen, Spenden zu sammeln und die republikanische Basis im Rennen um die Kandidatur für seine Partei hinter sich zu bringen", so Theveßen.
    ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen im Gespräch mit ZDF-Mittagsmagazin-Moderator Daniel Pontzen
    Donald Trump drohen neue Anklagen, unter anderem im Bundesstaat Georgia. ZDF-USA-Korrespondent Elmar Theveßen erläuert die Einzelheiten.01.08.2023 | 3:30 min

    Trump-Team: Verfahren politisch motiviert

    Sonderermittler Smith sagte, er strebe in dem Fall ein schnelles Verfahren an. Die Kapitol-Attacke sei "ein beispielloser Angriff auf den Sitz der amerikanischen Demokratie" gewesen. Die Attacke sei durch Lügen des Beschuldigten angeheizt worden. Er betonte, Ermittlungen gegen andere Personen in dem Fall gingen weiter.
    Trumps Team wies die Vorwürfe zurück und sprach von einem politisch motivierten Vorgehen im Rennen um die republikanische Nominierung fürs Weiße Haus 2024. Auch seine Verbündeten im Kongress und selbst einige innerparteiliche Rivalen gaben ihm Rückendeckung. Es gab aber auch kritische Stimmen in den Reihen der Republikaner: Trumps Ex-Vize Pence, der sich ebenfalls für die republikanische Kandidatur bewirbt, erklärte:

    Die heutige Anklage ist eine wichtige Erinnerung: Wer sich über die Verfassung stellt, sollte niemals Präsident der Vereinigten Staaten sein.

    Mike Pence, ehemaliger US-Vizepräsident

    Donald Trump auf dem Weg zu einer Rede nach seiner Gerichtsverhandlung.
    Ex-US-Präsident Donald Trump ist wegen der Anklage in der Dokumenten-Affäre vor einem Bundesgericht in Miami erschienen. Er plädierte auf nicht schuldig.14.06.2023 | 1:38 min
    Trump hatte die Präsidentenwahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden verloren, gestand seine Niederlage aber nie ein. Stattdessen spricht er von massivem Wahlbetrug. Trumps Feldzug gegen den Wahlausgang gipfelte am 6. Januar 2021 in einem beispiellosen Gewaltausbruch: Anhänger stürmten kurz nach einer Rede des Republikaners den Sitz des US-Kongresses, wo zu der Zeit Bidens Wahlsieg formal bestätigt werden sollte. Fünf Menschen starben im Zuge der Krawalle.

    Welche Verfahren gegen Trump noch laufen

    Es ist bereits die zweite Anklage auf Bundesebene gegen den 77-Jährigen, der sich erneut um die Präsidentschaft bewirbt, und die insgesamt dritte Anklage gegen den Ex-Präsidenten wegen einer Straftat.
    • Im Juni war Trump in der Dokumentenaffäre aufgrund des illegalen Aufbewahrens geheimer Unterlagen in seinem Anwesen in Florida auf Bundesebene angeklagt worden
    • In New York steht der Ex-Präsident zudem wegen einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels vor der Präsidentschaftswahl 2016 vor Gericht
    Eine vierte Anklage gegen Trump in Georgia wird in den nächsten Tagen erwartet.

    US-Präsidentschaftskandidat
    :Was passiert, wenn Trump ins Gefängnis muss?

    Wahlkampf oder gar Regieren aus dem Gefängnis - geht das überhaupt? Sollte Donald Trump zu einer Haftstrafe verurteilt werden, wäre er nicht der erste Präsidentschaftskandidat.
    Elmar Theveßen, Washington
    Donald Trump (Archivfoto)
    FAQ
    Quelle: ZDF, dpa, AFP, AP

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