Bericht: Russen nutzen Raketen mit deutschen Bauteilen
Bericht nach Trümmer-Analyse:Russen nutzen Raketen mit deutschen Bauteilen
von Oliver Klein
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In Trümmern einer nordkoreanischen Rakete, die in der Ukraine explodierte, wurden westliche Bauteile entdeckt - auch aus Deutschland. Beleg für eigentlich streng verbotene Deals.
Trümmer einer nordkoreanischen Rakete in Charkiw - die Bauteile wurden von der Organisation Conflict Armament Research analysiert.
Quelle: conflict Armament Research
"Hwasong" ist der koreanische Name für den Planeten Mars, der dort auch "Feuerstern" genannt wird. Und es ist die Bezeichnung für eine Raketengattung aus Nordkorea. Seit einigen Wochen setzt Russland genau solche Raketen im Krieg gegen die Ukraine ein, wie Untersuchungen zeigen. Eine Hwasong - der genaue Untertyp ist unklar - war es wohl auch, die am 2. Januar dieses Jahres in der ukrainischen Stadt Charkiw einschlug. Eine Frau überlebte den Angriff nicht.
Fast zwölf Prozent der Bauteile aus Deutschland
Eine Analyse der Organisation Conflict Armament Research (CAR) in London, deren Arbeit auch von der EU finanziert wird, sorgt nun für Empörung. Denn bei der Untersuchung der Raketentrümmer stellte sich heraus: Insgesamt 290 elekronische Teile waren in der Rakete verbaut. Rund drei Viertel davon stammten von Firmen aus den USA. Mehr als jedes zehnte Teil, fast zwölf Prozent der Komponenten, stammten von deutschen Firmen, weitere aus Singapur, Japan oder der Schweiz. Bei den Bauteilen geht es vor allem um die elektronische Steuerung der Rakete.
Bei den jüngsten russischen Angriffen auf die Ukraine soll Russland Waffen aus Nordkorea eingesetzt haben, wie das Weiße Haus meldet. Zudem seinen Waffendeals mit dem Iran geplant.
Bauteile waren größtenteils relativ neu
Besonders brisant: Ein großer Anteil der Komponenten war dem Bericht zufolge relativ neu. Viele der Bauteile waren demnach mit einem Datum versehen gewesen, rund drei Viertel davon waren offenbar erst 2021 oder später produziert worden. "Auf der Grundlage dieser Produktionsdaten kommt CAR zu dem Schluss, dass die in Charkiw geborgene Rakete nicht vor März 2023 zusammengebaut werden konnte", schreiben die Autoren.
Die untersuchten Wrackteile der nordkoreanischen Rakete.
Quelle: conflict Armament Research
Heißt: Die Waffe wurde auch erst im vergangenen Jahr nach Russland geliefert. Der Bericht zeigt also, dass es Nordkorea - und auch Russland - immer wieder gelingt, Sanktionen zu umgehen.
Waffendeals zwischen Russland und Nordkorea
Und es sind nicht nur ballistische Raketen, die ihren Weg finden: Die USA vermuten, dass Nordkorea Russland bereits im vergangenen Jahr mit Millionen Artilleriegeschossen und anderen Rüstungsgütern versorgte. Beide Länder bestreiten Waffendeals. Sie würden klar gegen UN-Sanktionen gegen Nordkorea verstoßen, die Russland als Mitglied des Sicherheitsrats selbst mitgetragen hat.
Neue Leaks zeigen, wie Russlands Superreiche trotz Sanktionen Geld in Deutschland machen. Das könne enorme Konsequenzen haben, für Personen und Firmen, so Prof. Viktor Winkler.15.11.2023 | 12:20 min
Seit 2006 sind gegen Nordkorea strenge Sanktionen in Kraft. Doch dem Regime gelingt es seit Jahren mit verschiedenen Tricks, die Beschränkungen zu umgehen. Für Sanktionsexperte Viktor Winkler ist das Ergebnis der CAR-Untersuchung deshalb auch nicht völlig verwunderlich:
Sanktionsexperte: "Dramatische Linie überschritten"
Bei Raketenkomponenten sei aber "eine dramatische Linie überschritten", erklärt Winkler gegenüber ZDFheute, weshalb jetzt die Geheimdienste von USA und Europa gefragt seien. "Sie müssen klären und erklären können, wie so etwas geschehen konnte."
Auch Deutschland müsse jetzt genauer hinschauen, ob tatsächlich alle Komponenten auch in den Sanktionen gelistet sind. Denn: "Die Erfahrung zeigt, dass es hier oft Lücken gibt. Nicht gewollte Lücken, aber Lücken, die eben nicht immer vorhergesehen werden können."
Von welchen Firmen genau die elektronischen Bauteile stammen, will CAR auf Nachfrage von ZDFheute vorerst nicht bekanntgegeben. Die Organisation kündigte an, die entsprechenden Unternehmen zu kontaktieren und um Dokumentationen der gelieferten Waren bitten.
mit Material von dpa
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