Ukraine: Warum Kampf um Awdijiwka für Russland bedeutend ist

    Analyse

    Politisch und militärisch:Kampf um Awdijiwka für Russland bedeutend

    von Christian Mölling, András Rácz
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    Russland will die ukrainische Stadt Awdijiwka einnehmen und das als Erfolg melden - ungeachtet der erlittenen Verluste. Dahinter stecken politische und militärische Gründe.

    Ein Panzer vor einem zerstörten Hochhaus.
    Russland will die ukrainische Stadt Awdijiwka einnehmen. (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Die russischen Streitkräfte rücken allmählich an beiden Flanken der belagerten Stadt Awdijiwka vor. In den letzten Tagen kamen sie Hunderte von Metern nördlich der Stadt näher und überquerten eine für die Verteidiger wichtige Eisenbahnlinie.
    Auch im Süden der Stadt rücken sie langsam vor. Awdijiwka ist zwar noch nicht umzingelt, aber die von Russland angestrebte Zangenbewegung wird immer deutlicher.
    Die extrem hohen Verluste der russischen Streitkräfte veranlassen Moskau nicht dazu, die Angriffe zu verlangsamen oder mehr Zeit für angemessene Vorbereitungen zu nutzen. Offenbar hat es Russland eilig, die Eroberung von Awdijiwka zu beenden.

    Erfolge für anstehende Präsidentschaftswahl schaffen

    Ein Beweggrund ist offensichtlich die russische Innenpolitik. Die Regierungspartei "Einiges Russland" wird am 17. Dezember ihren Jahreskongress abhalten. Dieser findet genau drei Monate vor den Präsidentschaftswahlen statt, die für den 17. März 2024 angesetzt sind.
    Viele Analysten und Kommentatoren gehen davon aus, dass dies der Zeitpunkt sein wird, an dem Putin offiziell seine Kandidatur für die Wahlen bekanntgibt. Presseberichten zufolge hat er sich zwar bereits für eine Kandidatur entschieden, doch wurde diese noch nicht offiziell bekannt gegeben.



    Einnahme von Awdijiwka ohne Rücksicht auf Verluste

    Sollte dies der Fall sein, wäre es für den Kreml nützlich, bis zum 17. Dezember einen solchen Erfolg im Krieg gegen die Ukraine zu erzielen, der der Öffentlichkeit als entscheidender Sieg präsentiert werden könnte.
    Russland hat seit der Einnahme von Bachmut im späten Frühjahr keine weitere bedeutende Siedlung eingenommen. Die Einnahme von Awdijiwka wäre zwar de facto kein strategischer Gewinn, könnte aber in der russischen Öffentlichkeit als solcher dargestellt werden.
    Diese innenpolitische Motivation könnte also durchaus Russlands Drang rechtfertigen, die Stadt ungeachtet der erlittenen Verluste einzunehmen.
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    Einnahme von Luhansk und Donezk bleibt Minimalziel

    Neben den politischen Motiven gibt es auch militärische Gründe. Erstens war Awdijiwka die letzte ukrainische Hochburg entlang der Kontaktlinie von 2015. Da die Stadt sehr nahe an Donezk liegt, würde die Vertreibung der Verteidiger von hier auch die ukrainische Artilleriebedrohung für Donezk verringern.
    Zweitens, und das ist noch wichtiger, besteht das militärische Minimalziel Moskaus in diesem Krieg darin, die Verwaltungsgrenzen der Regionen Luhansk und Donezk zu erreichen.
    Während Luhansk fast vollständig unter russischer Kontrolle ist, werden große Teile der Region Donezk noch immer von der Ukraine verteidigt. Dazu gehören die stark befestigten Städte Kostjantyniwka, Slowjansk und das Hauptquartier der ukrainischen Verteidigungskräfte in der Region, Kramatorsk.
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    Daher ist die Einnahme von Awdijiwka notwendig, damit Russland seinen Vormarsch auf die noch ukrainisch kontrollierten Teile der Region Donezk fortsetzen kann. Die Einnahme von Bachmut war zwar ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, aber ohne die Einnahme von Awdijiwka ist kein weiterer Vormarsch möglich.
    Denn solange Awdijiwka in ukrainischer Hand ist, könnten die russischen Truppen, die in Richtung Kramatorsk vorrücken, immer wieder von der Flanke aus angegriffen werden.

    Russland will ukrainische Armee schwächen

    Drittens sieht Russland in der Belagerung von Awdijiwka eine Möglichkeit, ukrainische Kräfte anzulocken und zu zermürben, während diese versuchen, die Siedlung zu verteidigen.
    Durch die Ausweitung der Belagerung hofft Moskau, die Ukraine zu zwingen, immer mehr Einheiten hierher zu verlegen und so die ukrainischen Offensivbemühungen an anderen Abschnitten der Front zu schwächen.
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