Ukraine-Krieg: So wichtig ist der A-50-Jet für Moskau

    FAQ

    Gerüchte um Militärflugzeug:So wichtig ist der A-50-Jet für Moskau

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Es ist das Rückgrat der russischen Luftaufklärung, Stückpreis: 500 Millionen Dollar. In Belarus wurde wohl ein russischer A-50-Flieger beschädigt. Was bedeutet das für den Krieg?

    Flugfeld, Satellitenbild, Planet Labs PBC
    Satellitenbild des Flugfelds des belarussischen Luftwaffenstützpunkts Machulischchi mit der Berijew A-50 im Februar 2023.
    Quelle: Planet Labs PBC

    Für die russische Armee wäre es wohl der größte Einzelverlust nach dem Untergang des Flagschiffs der Schwarzmeerflotte "Moskwa": In Belarus soll ein russischer Frühwarnjet auf einem Flugplatz in der Nähe der Hauptstadt Minsk bei einem Angriff stark beschädigt worden sein. Wer steckt dahinter und vor allem: Wie schmerzlich wäre ein Verlust des Flugzeugs für die russische Armee? ZDFheute mit den wichtigsten Fragen und Antworten:

    Wer ist für den Angriff verantwortlich?

    Das ist bisher nicht zweifelsfrei geklärt. Die belarussische Opposition berichtet, zwei Partisanen hätten das Flugzeug mit Drohnen angegriffen. Die Täter seien mittlerweile außer Landes in Sicherheit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Die russische Armee äußerte sich über ihre offiziellen Kanäle bisher nicht dazu.

    Um was für ein Flugzeug geht es?

    Den Angaben zufolge wurde eine Berijew A-50 beschädigt, ein Aufklärungsflugzeug zur Luftraumüberwachung. Fest steht: Genau so eine A-50 stand zuletzt auf dem Flugfeld im belarussischen Machulischchi nahe der Hauptstadt Minsk, wie mehrere aktuelle Satellitenfotos belegen. Die Maschine war dort offenbar seit einem gemeinsamen Manöver der russischen und belarussischen Armee stationiert, wie das Recherchenetzwerk OSINTdefender bei Twitter schreibt. Das zeigt auch ein Foto, das der israelische Luftfahrtexperte Guy Plopsky bereits Anfang Februar bei Twitter gepostet hatte.
    Russisches Aufkllärungsflugzeug Beriev A-50
    Eine russische Berijev A-50 im Einsatz (Archivfoto).
    Quelle: ap

    Eines der Satellitenbilder postete auch Tyler Rogoway, der Chefredakteur des amerikanischen Militärblogs "The War Zone" bei Twitter: "Dieses Bild wurde am 19. Februar aufgenommen und zeigt Russlands A-50 Mainstay AEW&C Jet an seinem üblichen Platz auf dem Luftstützpunkt", schreibt Rogoway.
    Tyler Rogoway bei Twitter
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    Wie groß ist der mögliche Schaden?

    Dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Die belarussische Opposition sagt, die Radarantenne, die Vorderseite und der Mittelteil des Fliegers seien durch zwei Explosionen stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Flieger soll nicht mehr einsatzfähig sein.
    Am Dienstag twitterte das Recherchenetzwerk OSINTdefender jedoch ein Satellitenbild der betroffenen Maschine, an dem kein sichtbarer Schaden zu erkennen ist. Das Flugzeug steht an einem anderen Platz als auf dem Satellitenbild neun Tage zuvor. Zu sehen sind außerdem dunkle und hellere Bereiche auf der Oberseite des Fliegers. Es ist nicht eindeutig zu erkennen, ob es sich dabei um Schnee oder Reif handelt oder um Folgen des Angriffs. Unklar bleibt außerdem, ob die empfindliche Bordelektronik des Aufklärungsflugzeugs beschädigt wurde.
    Tweet von OSINTdefender
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    Der belarussische Vize-Außenminister sagte am Dienstag am Rande der UN-Abrüstungskonferenz in Genf: Weil es keine offizielle Reaktion gebe, sei er fest davon überzeugt, dass es sich bei dem angeblichen Schaden um eine Falschbehauptung handele.

    Wie bedeutend ist das Flugzeug für das russische Militär?

    Die beschädigte Berijew, vermutlich die Upgrade-Version A-50U, kostet nach Angaben der Militärwebseite "Military Today" rund eine halbe Milliarde US-Dollar. Militärisch ist der Flieger von großer Bedeutung: Die A-50 ist Kommandozentrale und Rückgrat der russischen Luftraumüberwachung. Bis tief in die Ukraine hinein kann das vierstrahlige Frühwarnflugzeug Flugbewegungen aufklären, erklärt Rogoway. So können die Militärs Angriffe planen und vor ukrainischen Angriffen warnen.
    Mnesch mit Ukraine Flagge
    Doku: Russlands Angriffskrieg hat die Welt verändert. Es ist eine globale Zeitenwende, deren Kollateralschäden in ihrem Ausmaß längst noch nicht absehbar sind.27.10.2022 | 43:07 min
    Letzteres spielt eine immer größere Rolle, so der Experte: Wenn die Ukraine die Möglichkeit bekomme, Langstrecken-Marschflugkörper einzusetzen, würde der Flugzeugtyp für die Verteidigungfähigkeiten des russischen Militärs immer wichtiger, so Rogoway.
    Dazu kommt: Russland verfügt nur über eine überschaubare Anzahl von A-50-Maschinen. "Man geht davon aus, dass im Allgemeinen etwa zehn einsatzbereit sind", schreibt Rogoway. Doch nicht alle davon stehen auch im Ukraine-Krieg zur Verfügung, so sei einer der Flieger normalerweise in Syrien im Einsatz.
    Die A-50, die zum ersten mal in den 80er Jahren eingesetzt wurde, gilt als veraltet. Seit einigen Jahren kommt zwar eine modernisierte Version, die A-50U zum Einsatz. Doch schon seit Jahren ist geplant, das modernere Nachfolgemodell A-100 in Dienst zu stellen, was jedoch immer wieder verschoben werden musste - laut "The War Zone" unter anderem deshalb, weil durch die Sanktionen gegen Russland Mikrochips fehlen. Der neue Termin, an dem die A-100 nun einsatzfähig sein soll: 2024.

    Warum wurde das Flugzeug in Belarus angegriffen?

    Belarus ist ein enger Alliierter Russlands. Das Land beteiligt sich zwar nicht direkt am Krieg in der benachbarten Ukraine, erlaubt aber russischen Truppen, sein Territorium zu nutzen.
    Zudem haben die beiden Verbündeten eine gemeinsame Militäreinheit in Belarus aufgestellt und zahlreiche gemeinsame Übungen abgehalten. Mehrere russische Militärflugzeuge und Fluggeräte zur Luftraumaufklärung wurden in Belarus stationiert.
    Der Ukraine-Krieg in der aktuellen Militäranalyse:

    Russland im Ukraine-Krieg
    :Waffen aus China könnten Balance ändern

    Peking könnte Kampfdrohnen entsenden, Russland setzt Teilnahme am "New Start"-Vertrag aus und die Wagner-Gruppe ist ernsthaft geschwächt.
    von Christian Mölling, András Rácz
    Der russische Präsident sitzt an einem Tisch und hört über einen Kopfhörer einer Übersetzung zu
    Quelle: mit Material von Reuters
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