Russland im Krieg: Waffen aus China könnten Balance ändern

    Russland im Ukraine-Krieg:Waffen aus China könnten Balance ändern

    von Christian Mölling, András Rácz
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    Peking könnte Kampfdrohnen entsenden, Russland setzt Teilnahme am "New Start"-Vertrag aus und die Wagner-Gruppe ist ernsthaft geschwächt - der Ukraine-Krieg in der Militäranalyse.

    Der russische Präsident sitzt an einem Tisch und hört über einen Kopfhörer einer Übersetzung zu
    Könnte China Russland bald Kampfdrohnen zukommen lassen?
    Quelle: AP

    Es mehren sich die Meldungen, dass China angeblich beabsichtigt, Russland im Krieg gegen die Ukraine mit Waffen zu versorgen. Am 18. Februar beschuldigte US-Außenminister Antony Blinken China, solche Pläne zu fördern, während der "Spiegel" am 23. Februar über die mögliche Lieferung von in China hergestellten Kampfdrohnen an Russland schrieb.
    Aufgrund der hohen Kompatibilität älterer chinesischer und russischer Artilleriebestände ist es technisch auch möglich, dass Peking selbst große Mengen Artilleriemunition an Moskau liefert, entweder direkt oder über Nordkorea als Transitweg.
    Sollte dies geschehen, könnte sich der Verlauf der Kämpfe erheblich verändern, da Russland seine ohnehin schon große Überlegenheit bei Artillerie ausbauen könnte. Bislang sind jedoch keine Nachrichten über Munitionstransfers bekannt geworden.

    "New Start"-Aufkündigung eher politische Botschaft

    In seiner Rede zum Jahrestag der russischen Anerkennung der separatistischen "Republiken" Donezk und Luhansk am 21. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, dass Russland seine Teilnahme am "New Start"-Vertrag aussetzen werde. In diesem Zuge deutete er an, dass Moskau Atomtests wieder aufnehmen könnte, wenn die USA damit beginnen.
    Die Ankündigung, den "New Start"-Vertrag einzufrieren, ist eher als politische Botschaft zu verstehen, nicht als Beginn eines neuen nuklearen Wettrüstens. Russland hatte die wichtigste Verifizierungskomponente des Vertrags - unabhängige Inspektionen - ohnehin nicht mehr erfüllt.

    Drohung an Vorgehen der USA geknüpft

    Die Wiederaufnahme von Atomtests würde einen Verstoß gegen den Teilvertrag über das Verbot von Atomtests von 1963 bedeuten. Dies könnte mehrere andere Staaten dazu veranlassen, dies ebenfalls zu tun, was zu einer schnelleren Erosion des Nichtverbreitungsregimes führen könnte.
    Da die Drohung jedoch an ein Vorgehen der USA geknüpft ist, handelt es sich derzeit noch eher um den Versuch, die eigene Verhandlungsmasse zu erhöhen, als um ein geplantes Vorgehen.

    Statische Frontlinie im Osten

    Die Frontlinien sind weitgehend statisch geblieben. Russische Streitkräfte gewannen in der Umgebung von Bachmut geringfügig Gebiete hinzu, aber die Stadt ist noch immer nicht umzingelt. Die Ukrainer können sie weiter mit Nachschub versorgen. An den anderen Abschnitten der Frontlinie gab es keine wesentlichen Veränderungen.

    Konflikt zwischen Wagner-Gruppe und Verteidigungsministerium eskaliert

    In der vergangenen Woche ist der Konflikt zwischen Jewgeni Prigoschin, dem Eigentümer der Wagner-Gruppe, und dem russischen Verteidigungsministerium eskaliert. Prigoschin warf dem Ministerium vor, die Wagner-Truppen weder mit der erforderlichen Munition noch mit der notwendigen Ausrüstung zu versorgen.
    Er beschuldigte sogar Minister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow des Hochverrats, weil sie angeblich die Söldnertruppe zerstören wollen. Prigoschins Kritik wurde von dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow und dem Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, unterstützt.
    Der Söldnerchef und Unternehmer Jewgeni Prigoschin schaut auffordernd in die Kamera, er ist neben einem großen Fragezeichen zu sehen. Das Foto ist schwarz-gelb eingefärbt.
    Jewgeni Prigoschin wurde als Gastronom reich, nun führt er die berüchtigtste Privatarmee der Welt – und ist im russischen Volk beliebt.22.02.2023 | 15:54 min
    Offenbar haben Schoigu und Gerassimow beschlossen, den seit Sommer 2022 stetig wachsenden Einfluss von Prigoschin zurückzudrängen. Da die Wagner-Gruppe in Bezug auf Waffen, Munition, Nachschub, Nachrichtendienst und Einsatzplanung stark vom regulären Militär abhängig ist, ist diese Abhängigkeit das Druckmittel, welches das Ministerium gegen Prigoschin einsetzt.

    Separatisten in russische Armee integriert

    Gleichzeitig geht das russische Verteidigungsministerium verstärkt gegen die Kräfte der sogenannten Donezker und Luhansker Nationalen Republik vor. Nach jahrelangen Schwierigkeiten integrierte Moskau schließlich die bewaffneten Einheiten der beiden separatistischen Gebiete in das reguläre russische Militär.
    Durch diesen Schritt haben sich die Autonomie und auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten der beiden Separatistenregionen entscheidend verringert, während die zentralistische Kontrolle des Kremls stärker geworden ist.
    Im Hinblick auf den Krieg wird diese Integration höchstwahrscheinlich bedeuten, dass Russland die Arbeitskräfte der Separatisten noch rücksichtsloser und verlustreicher einsetzen wird als bisher.



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