Herr Scholz, ist der Wahlkampfauftakt versemmelt? Interview
Interview
Bundeskanzler im ZDF:Ist der Wahlkampf-Auftakt versemmelt, Herr Scholz?
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Die Querelen um die K-Frage verleihen Olaf Scholz und der SPD nicht gerade Rückenwind. Wie sehr schadet das dem Wahlkampf? Was der Kanzler im ZDF heute journal dazu sagt.
Bundeskanzler Olaf Scholz im ZDF über den Wahlkampf, seinen Freund Boris Pistorius und sein Telefonat mit Wladimir Putin.25.11.2024 | 9:10 min
Nun hat das Ringen um die Kanzlerkandidatur der SPD auch offiziell ein Ende: Die Sozialdemokraten gehen mit Olaf Scholz in die Bundestagswahl im Februar. Bis es heute so weit war, wurde viel diskutiert. Der zähe Prozess bis zur Einigung auf Scholz wurde von den Jusos als "Shit Show" bezeichnet. Und nicht wenige hielten Boris Pistorius für den geeigneteren Kandidaten. Auch Umfragen wie das aktuelle ZDF-Politbarometer sprechen dafür.
Im heute journal spricht Bundeskanzler Olaf Scholz über den zähen Start in den SPD-Wahlkampf, seinen Freund Boris Pistorius, seinen "besonnenen" Ukraine-Kurs sowie sein Telefonat mit Wladimir Putin.
Das sagt Olaf Scholz über…
… die These, die SPD habe den Wahlkampfauftakt versemmelt:
"Und da muss man einmal überlegen, 'wie machen wir das jetzt?' - denn die SPD war es ja nicht, die verantwortlich dafür ist, dass die Dinge manchmal so kompliziert geworden sind, sodass man die vielen Entscheidungen, die getroffen worden sind, hinter den Diskussionen nicht immer sehen konnte."
Olaf Scholz hat das Rennen für sich entschieden: Die SPD-Spitze nominiert den Kanzler als Kandidaten für die Bundestagswahl 2025. Er kündigt einen geschlossenen Wahlkampf an.
25.11.2024 | 2:27 min
... die Tatsache, dass sich Boris Pistorius lange Zeit gelassen hat, auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten:
"Wir haben lange immer wieder zusammengearbeitet - übrigens auch viele sehr ähnliche Ansichten über das, was zu tun ist in unserem Land. Auch das lange schon. Deshalb habe ich ihn gebeten, Verteidigungsminister zu werden und er macht das sehr, sehr gut. Und deshalb werden wir auch zusammen in diese Wahl gehen."
Olaf Scholz wurde vom SPD-Vorstand einstimmig als Kanzlerkandidat nominiert. Am 11. Januar soll die Entscheidung auf einem Parteitag bestätigt werden.25.11.2024 | 1:36 min
… den Vorwurf, er inszeniere sich zu Lasten der Ukraine:
"Es ist Krieg in Europa. Das ist ein Thema, das die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land sehr bewegt, mich übrigens auch. Und alle haben gesehen, wie das die letzten drei Jahre vor sich gegangen ist: überall aus der Kulisse Rufe etwas zu tun, was man noch machen muss. Das noch, das noch… Und dabei wurde fast übersehen, dass Deutschland längst unter meiner Führung der größte Unterstützer der Ukraine geworden ist [nach den USA, Anm. d. Red.]. Trotzdem, da ist ein Krieg. Und in diesem Krieg muss man sich genau überlegen, wie man klug handelt. Wie man besonnen handelt. Und ja, das haben alle gesehen."
… Kritik daran, dass Berlin Kiew keinen Taurus liefert:
"Zum Beispiel Marschflugkörper liefern, zum Beispiel akzeptieren, dass mit den gefährlichen Waffen, die wir geliefert haben, bis tief in das russische Hinterland Ziele angegriffen werden können. Ich glaube, dass das der Kurs ist, der eine Mehrheit hat bei den Bürgerinnen und Bürgern. Und den hat es nur gegeben, weil ich ihn vertreten habe."
Nach fast zwei Jahren Funkstille hat Kanzler Scholz wieder mit Russlands Präsidenten Putin telefoniert. Der ukrainische Präsident Selenskyj reagierte verärgert auf das Telefonat.
mit Video
... sein Telefonat mit Wladimir Putin:
"Es war verantwortlich und notwendig, das zu tun. Sie wissen, ich habe ihn vor dem Krieg aufgesucht und ihm meine Meinung gesagt und auch sehr klar gesagt, dass all das, was er dann später auch als Kriegsgründe vorgetragen hat, nicht stimmt. Ich habe immer wieder mit ihm bis Ende 2022 telefoniert und das waren niemals erfreuliche Gespräche. Auch diesmal war es kein erfreuliches Gespräch. Aber man muss reden, auch um das zu hören.
"Sondern eigentlich sind alle Argumente nochmal wiederholt worden. Und für mich war es klar, auch meins zu wiederholen. Das lautet nämlich, Herr Putin, rechnen Sie nicht damit, dass wir unsere Unterstützung zurückfahren werden. Sie müssen einen Weg aus diesem Krieg finden. Sie müssen Ihre Angriffe einstellen und auch Truppen zurückziehen."
Das Interview führte heute journal-Moderatorin Marietta Slomka, zusammengefasst hat es Silas Thelen.
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