Treffen mit West und Fuentes:Trump-Dinner: Republikaner auf Distanz
von Alexandra Hawlin, Washington
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Nach einem Abendessen mit Kanye West und einem rechtsextremen Nationalisten nehmen führende Republikaner Abstand von Donald Trump - teils aber nur indirekt.
Kanye West wollte sich offenbar Ratschläge bei Donald Trump einholen.
Quelle: dpa
So lief die Geschichte nach Donald Trump ab: Kanye West rief ihn an und schlug ein gemeinsames Abendessen auf Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida vor. Kurz darauf tauchte er unerwartet mit drei Freunden auf, über die er (Trump) nichts wusste. Sie aßen an diesem Dienstagabend auf der hinteren Veranda zu Abend. Das Essen war kurz und ereignislos. Danach fuhren sie zum Flughafen.
Kanye West und Nick Fuentes für Antisemitismus bekannt
Das Abendessen erfährt gerade ein großes Medienecho. Vor allem deshalb, da sich immer mehr Republikaner von dem, was da passierte, distanzieren. Denn an dem Esstisch saß neben Kanye West, der in der Vergangenheit immer wieder mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen war, auch Nick Fuentes, ein erklärter Antisemit und Holocaust-Leugner.
Dass Trump antisemitischen Außenseitern einen Platz am Tisch gewährt, können nun auch führende Republikaner nicht mehr ignorieren. Das Abendessen scheint zu einem Wendepunkt geworden zu sein.
Republikaner wie McConnell, McCarthy, Pence distanzieren sich
"Wer sich mit Leuten trifft, die diesen Standpunkt vertreten, wird meiner Ansicht nach höchstwahrscheinlich nie zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden", so McConnell am Dienstag. Ob er Trump als Kandidat unterstützen würde, beantwortete er nicht.
"Er sollte sich dafür entschuldigen", sagte Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence über seinen früheren Chef, der seit Kurzem kritischere Töne gegenüber Trump anschlägt. Ob auch Pence sich um eine Präsidentschaftskandidatur bemüht, lässt er bisher offen.
Wenige nennen Trump beim Namen
Für Yair Rosenberg, der sich als Autor und Journalist mit Antisemitismus beschäftigt, bedeuten Aussagen wie "es gibt keinen Platz für X in unserer Partei" im Allgemeinen gerade, dass es einen Platz gibt.
Viel aussagekräftiger sei es, Trump beim Namen zu nennen. Einer der wenigen ist der Republikaner Bill Cassidy, der den Bundesstaat Louisiana im US-Senat vertritt. Die Haltung Trumps bezeichnet er auf Twitter als "unmoralisch" - sie sollte nicht toleriert werden.
Für Cassidy ist es nicht das erste Mal, dass er sich gegen den Strom seiner Partei stellt. Beim zweiten Amtsenthebungsverfahren Donald Trumps unterstützte er dieses.
Um gegen Antisemitismus vorzugehen, will die Bundesregierung erstmals mit einer "nationalen Strategie" für mehr Aufklärung sorgen.
Autor Yair Rosenberg erkennt in dem Abendessen eine direkte Linie zu 2016. Im Wahlkampf um die Präsidentschaft habe Trump das Partei-Establishment abgestoßen und musste sich daher auf extremistische Enthusiasten stützen, um seine Botschaften zu verbreiten, so Rosenberg.
Erstmals distanzieren sich treue Trump-Anhänger
Was die Sache so brisant macht: Erstmals distanzieren sich treue Anhänger, namhafte Vertreter der jüdischen Gemeinschaft und wichtige Geldgeber von Trump. Indes betont er, dass er ein Freund Israels sei. Schließlich habe er in seiner Amtszeit die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt.
"Donald Trump ist kein Antisemit. Er liebt Israel. Er liebt die Juden", erklärt Morton Klein, Vorsitzender der Zionist Organization of America gegenüber der New York Times. "Aber er unterstützt und legitimiert Judenhass und Judenhasser. Und das macht mir Angst."
Der prominente Rabbi Marvin Hier hatte bei Trumps Amtseinführung Anfang 2017 ein Gebet gesprochen. In einer Gastkolumne schreibt der Gründer des Simon Wiesenthal Centers nun: Dass Trump Kanye West und Nick Fuentes auf seinem Anwesen empfängt, wäre so, als ob man die Anführer des Ku Klux Klan einladen würde. Und weiter:
"Ich kann nicht glauben, dass ein Mann mit jüdischen Enkeln, der als erster Präsident Jerusalem als ewige Hauptstadt des jüdischen Volkes anerkannte, indem er die US-Botschaft in die Heilige Stadt verlegte, [...] eine so schlecht durchdachte Entscheidung treffen konnte."
Ob Trump der Bissen nach seinem Abendessen im Hals stecken bleibt? Wohl nicht. Er denkt nicht dran, sich zu entschuldigen, veröffentlicht auf seiner Plattform Truth Social vielmehr gerade Falschnachrichten zum Wahlablauf bei den Midterms. Worte hatten für ihn bisher keine Konsequenzen, auch sein Handeln nicht - noch nicht.
Alexandra Hawlin berichtet als Korrespondentin aus dem ZDF-Studio Washington in den USA.