Erst Corona, nun die Energiekrise: Der Ethikrat warnt vor einer Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen. Sie sollten nicht "in ihrer Lebensentfaltung beschränkt werden".
Der Deutsche Ethikrat kritisiert den Umgang mit jungen Menschen während der Corona-Pandemie und fordert zugängliche Hilfsangebote in gesellschaftlich herausfordernden Zeiten.
Nach den Erfahrungen in der Corona-Pandemie warnt der Deutsche Ethikrat vor einer erneuten Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen in der aktuellen Energiekrise.
"Nicht noch einmal in Lebensentfaltung beschränken"
Es müsse sichergestellt werden, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in gesellschaftlichen Krisen nicht wieder als Erste oder in weit überwiegendem Umfang die Lasten der Krisenbewältigung tragen müssen, heißt es in einer in Berlin vorgestellten Ad-hoc-Empfehlung des Gremiums.
In Zukunft müsse mehr darauf geachtet werden, dass sie "nicht noch einmal derart einseitig in ihrer Lebensentfaltung beschränkt werden".
Das gelte aktuell für die Energieversorgungskrise, mittel- und langfristig für die Bewältigung der globalen Klimakrise, heißt es in der Empfehlung weiter.
Ethikrat: Jüngere wurden nicht ausreichend beachtet
In der Pandemie hätten die Belange und Belastungen der jüngeren Generationen nicht ausreichend Beachtung erfahren, "auch durch den Deutschen Ethikrat", räumen die Wissenschaftler verschiedener Disziplinen selbstkritisch ein.
Während Jüngere bereitwillig und bewusst Solidarität bei der Vermeidung von Corona-Ansteckungen gezeigt hätten, sei eine "solidarische Antwort" auf deren eigene Notlage ausgeblieben, heißt es in der Stellungnahme.
Corona hat bei vielen Jugendlichen die Pause-Taste gedrückt.
Sie verweist unter anderem auf Einschränkungen im Sozial- und Freizeitleben von Kindern und Jugendlichen, den oft stressigen Lockdown-Alltag zu Hause und öffentlich erhobene Vorwürfe an eine vermeintliche "Party-Jugend", die sich in der Pandemie leichtfertig und egoistisch verhalte.
Rat für Ausbau psychologischer Angebote
Die Stellungnahme des Ethikrats empfiehlt unter anderem einen Ausbau psychologischer und sozialer Angebote für Jugendliche sowie eine entsprechende Fortbildung von Pädagoginnen und Erziehern, um den Belastungen junger Menschen besser gerecht zu werden.
Viele Kinder leiden unter den Folgen von Schulschließungen und sozialer Isolation. Der Mangel an psychologischem Fachpersonal sorgt für ein unzureichendes Hilfsangebot.
Zudem empfiehlt sie, das Verhalten von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie von politischer Seite ausdrücklich anzuerkennen:
- "Eingeschränktes lebensbejahendes Gefühl"
Depressionen, Magersucht, Übergewicht: Viele Kinder und Jugendliche haben in den Jahren der Pandemie sehr gelitten. Der Mediziner Jörg Dötsch sagt: Das darf sich nicht wiederholen.