Röttgen: bei "illner": "Vernichtungskrieg" verhindern

    Ukraine-Debatte bei "illner":Röttgen fürchtet "Vernichtungskrieg"

    von Torben Schröder
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    Der Westen will Putin zurückdrängen, Russland soll aber nicht zerfallen. China will, dass der Präsident nicht stürzt, aber keine Eskalation. Es droht ein langwieriger Konflikt.

    Mehr als ein Jahr dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nun schon an. Ein Ende scheint nicht in Sicht. "Wir laufen auf einen langen Zermürbungskrieg hinaus", sagt Jürgen Trittin (Grüne) in der ZDF-Sendung "maybrit illner".
    Einen "fürchterlichen wechselseitigen Vernichtungskrieg" befürchtet Norbert Röttgen (CDU):

    Es hängt an uns, am Westen, am Ausmaß der Unterstützung der Ukraine, wie lange es dauert, bis wieder Diplomatie möglich wird.

    Norbert Röttgen, CDU-Politiker

    Röttgen zu Munition: "unerklärbare Verzögerungen"

    Bislang, sagt Trittin, werde weniger an Waffen und insbesondere an Munition geliefert, als die Ukraine benötigt. Eine gemeinsame europäische Initiative werde das Liefervolumen deutlich steigern.
    "Wir hätten früher anfangen müssen, das zu produzieren. Es ist ja keine Überraschung, dass im Krieg Munition verbraucht wird", sagt Röttgen und kritisiert "unerklärbare Verzögerungen". Denn: "Es ist unser Interesse, dass die Ukraine im russischen Angriffskrieg Widerstand leistet."
    Fahnen, Häuser und Polizei
    In Stockholm trafen sich die Verteidigungsminister der EU, um zu beraten, wie man die Ukraine schneller mit mehr Munition unterstützen kann.08.03.2023 | 2:22 min

    Ziel: Frieden in Europa

    Worin aber liegt das Ziel des westlichen Bündnisses, das die Ukraine unterstützt? "Was unser strategisches Ziel ist, ist eine Frage, die kaum diskutiert wird", moniert Röttgen: "Nach meiner Überzeugung gibt es ein Ziel, und das ist Frieden in Europa."
    Wenn Putin mit seiner Methode auch nur zum Teil Erfolg habe, werde Europa den Krieg nicht mehr los.

    Neumann: Wird auf Abnutzungskrieg hinauslaufen

    Peter R. Neumann, Professor für Sicherheitsstudien, spricht von einem "strategischen Dilemma". Es gelte, die Ukraine wirkungsvoll zu unterstützen, damit Putins Aggression nicht Schule macht.
    Aber es gelte ebenso, die Situation zu vermeiden, in der Russland zerfällt. Denn dann werde das - mit Atomwaffen ausgerüstete - Land womöglich noch gefährlicher.

    Ich glaube, dass wir auf einen Abnutzungskrieg hinauslaufen, bei dem sich die Frontverläufe nicht groß verschieben.

    Peter R. Neumann, Professor für Sicherheitsstudien

    China nimmt wichtige Position ein

    Es gelte, die Ukraine in eine Lage zu versetzen, dereinst am Verhandlungstisch gute Ergebnisse zu erzielen. Eine wichtige Position bei der Unterstützung Russlands nimmt China ein.
    "Die Chinesen wollen keinen Atomkrieg, sind im Laufe des Jahres aber in Richtung der russischen Position gerückt", sagt Neumann.

    Lee: China will Eskalation vermeiden

    China versuche Nutzen aus dem Konflikt zu ziehen, sagt der Journalist Felix Lee. Und:

    Peking will um jeden Preis Putin irgendwie halten.

    Felix Lee, Journalist

    Denn es gebe zwei Szenarien, die China beide als nachteilig erachte: Entweder eine prowestliche Regierung trete an die Stelle des Präsidenten - oder unberechenbare "Mafiosi". Die chinesische Friedensinitiative deutet Lee daher als Versuch, eine Eskalation zu vermeiden.



    Bachmut wird zum Symbol des Krieges

    Folgt man Lee und Neumann, so eint China und den Westen das Ziel, dass Putin zumindest nicht zu krachend scheitern darf. Für die ukrainische Bevölkerung, die Soldaten und überhaupt alle, die auf Frieden hoffen, keine Botschaft, die optimistisch stimmt.
    So wird das seit vielen Monaten umkämpfte Bachmut zum Symbol. Russland verliert hier, so Röttgen, jeden Tag Hunderte Soldaten. Laut Neumann liegen die ukrainischen Verluste bei einem Sechstel bis einem Fünftel. Es gehe auch darum, die Gegenseite vor den anstehenden Frühjahrsoffensiven zu schwächen.

    Trittin: Streit in Staats- und Armeeführung könnte "Showkampf" sein

    Die Journalistin Sabine Adler spricht von Kämpfen um eine strategisch wichtige Position zur Eroberung des Donbass.

    Bachmut ist auch deshalb ein Symbol, weil Russland eine Kleinstadt nicht erobert bekommt. Und das seit Monate.

    Sabine Adler, Journalistin

    Inzwischen kommt es, wie Trittin feststellt, in Russland zu "Friktionen". Der Streit in Staats- und Armeeführung könne aber auch, so Adler, ein "Showkampf" sein.
    Meldungen einer möglichen ukrainischen Beteiligung an der Nord-Stream-Explosion schenken Adler und Röttgen keinen Glauben. "Wir haben es mit einem schwer wiegenden terroristischen Akt zu tun", sagt Trittin. Eine staatliche Beteiligung sei wahrscheinlich, Spekulation würden nicht weiterhelfen.
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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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