Vor neun Jahren annektierte Russland die Krim. Die Halbinsel ist auch im aktuellen Ukraine-Krieg umkämpft. Trotzdem hört man wenig Kritik an Russland.
Präsident Putin ist heute auf die Halbinsel Krim gereist, um an den neunten Jahrestag der Annexion zu erinnern. International wird diese jedoch nicht anerkannt.
Artjom Orlowskij macht sein Boot fit für die nächste Saison. Auch wenn er nicht weiß, ob er jemals wieder Tourist*innen raus aufs Schwarze Meer fahren wird. Zu gefährlich, seit dem Krieg gegen die Ukraine. Und Urlauber gibt es auf der Krim sowieso kaum noch.
Vor dem Krieg war die Halbinsel ein beliebtes Urlaubsziel, vor allem für Russinnen und Russen. Inzwischen steht die Krim vor allem wegen der russischen Militärstützpunkte im Fokus. Die Hafenstadt Sewastopol ist der Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte und immer wieder Ziel ukrainischer Gegenangriffe. Die Halbinsel ist für Ukrainer und Russen von großer militärischer, aber auch symbolischer Bedeutung.
Am 18. März 2014 wurde die Krim annektiert. Wie sieht das Leben neun Jahre später auf der Schwarzmeer-Halbinsel aus?
Völkerrechtswidrige Annexion
Denn am 18. März 2014 annektierte Russland die Krim völkerrechtswidrig. Nach einer Volksabstimmung, deren Ergebnis international angezweifelt und nicht anerkannt wird.
Die Europäische Union verhängte daraufhin Sanktionen gegen Russland. Die Russlands Präsidenten Wladimir Putin aber offenbar nicht davon abgehalten haben, im vergangenen Jahr russische Truppen in die Ukraine zu schicken und weitere Gebiete zu annektieren.
"Im Nachhinein muss man sagen, dass Sanktionen zu schwach waren, um nachhaltigen Eindruck auf Russland zu machen", sagt auch Osteuropa-Experte Sebastian Hoppe.
Jahrhundertelang verteidigen und erweitern Russlands Herrscher ihr Reich. Eine Geschichte von Konflikten und Expansionsdrang.
Keine offene Kritik an Russland
Fragt man die Menschen auf den Straßen von Sewastopol, hört man keine Kritik an der Annexion durch Russland. Im Gegenteil. Seitdem habe sich vieles verbessert, die Infrastruktur, es gebe neue Parks und Spielplätze, erzählen die Einwohner*innen.
Russland subventionierte die Krim mit umgerechnet mehreren Milliarden Euro. Das gehörte zum sogenannten Integrationsprozess, der die Krim aus Moskauer Sicht zu einer Region der Russischen Föderation machte.
"Ich bin komplett dagegen, dass die Ukraine die Krim zurückbekommt. Wenn ich eine Waffe bekommen kann, würde ich mit einem Gewehr Sewastopol verteidigen", sagt Krim-Einwohner Nikolaj Mikhailenko.
- Krim: Wie realistisch ist eine Rückeroberung?
Russlands Invasion in der Ukraine begann schon vor 2022 - und zwar auf der Krim. Kiew will die Halbinsel zurückerobern. Doch ist das realistisch? Was Experten sagen.
Zehntausende haben Krim verlassen
Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Zehntausende haben seit 2014 die Krim verlassen. Wer hiergeblieben ist, steht hinter Putin - oder behält politische Meinungen für sich.
Kurz vor dem Jahrestag läuft die Propaganda-Maschinerie auf Hochtouren. Bei mehreren patriotischen Veranstaltungen wird die russische Hymne angestimmt, Fahnen geschwenkt. Eine andere Wahl bleibt den Krim-Einwohnern ohnehin kaum.
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Entzug der Staatsbürgerschaft?
Die Ukrainer wollen die Halbinsel zurückerobern. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte mehrmals, auf der Krim werde der Krieg enden.
Für Putin aber ist das kaum denkbar. "Die Krim hat mehr Bedeutung für Putin als für die breite russische Bevölkerung" sagt Osteuropa-Experte Hoppe. Politisch sei das Schicksal der Krim daher mit dem Schicksal Putins verbunden.
Nina Niebergall berichtet als ZDF-Korrespondentin über Russland, die Kaukasus-Region und Zentralasien.
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