Sie sind hier:
Interview

Zerstörung in der Ukraine : Wie gelingt Wiederaufbau - und wer bezahlt?

Datum:

Der russische Angriffskrieg hat in der Ukraine große Schäden hinterlassen. Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung. Wie kann das Land wiederaufgebaut werden?

ZDFheute: Frau Schröder, Satellitenbilder lassen das Ausmaß der Schäden in weiten Teilen der Ukraine erahnen. Wie groß ist die Zerstörung?

Ursula Schröder: Es gibt dazu unterschiedliche Zahlen. Laut Analyse der Weltbank liegen die Kosten für den Wiederaufbau bei ungefähr 350 Milliarden US-Dollar. Es wird angenommen, dass diese Zahl deutlich steigen wird. Die Europäische Investitionsbank hat das mit 1,1 Billionen Dollar beziffert.

Die Schäden sind also sehr groß - auch, weil zivile Infrastrukturen in der Ukraine bombardiert wurden. Transportwege, Krankenhäuser, insbesondere auch Wasser- und Energieinfrastrukturen wurden zerstört. Das sind Schäden, die natürlich schnell behoben werden müssen. 

Die Zerstörung endet aber nicht bei den Infrastrukturen. Genauso wurden Zukunftspläne, Hoffnungen und Lebenswege vieler Menschen zerstört, da die Bedrohung durch den Krieg so groß war und ist, dass viele Menschen sich gezwungen sahen, das Land zu verlassen. Eine der großen Herausforderungen für die Ukraine wird es sein, diesen geflüchteten Menschen wieder eine Perspektive zu bieten - ein Zuhause. 

ZDFheute: Was kann auf die Ukraine noch zukommen? 

Schröder: Wir wissen nicht, wie und wie lange dieser Krieg weitergehen wird. Das ist ein wirklich schwer zu lösender Konflikt und in diesem Krieg sehen wir momentan noch keinen klaren Weg für Friedensverhandlungen. Das kann noch sehr lange dauern.

Klar ist: Wir werden nicht eines Morgens aufwachen und im Frieden leben.

Denn die Herausforderung bei Kriegen ist, dass diese häufig gar nicht enden, sondern weiterschwelen. Und wenn das Ende eines Kriegs nicht absehbar ist, ist der Wiederaufbau besonders schwierig.  

Michael Kraus, Manager des Osteuropa-Geschäfts der Baustoffgruppe Fixit, sieht im Wiederaufbau der in Teilen zerstörten Ukraine eine immense Aufgabe.

Beitragslänge:
5 min
Datum:

ZDFheute: Ergibt es Sinn, jetzt schon über den Wiederaufbau nachzudenken - oder riskiert man, dass die Reparaturen erneut zerstört werden?  

Schröder: In bestimmten Bereichen muss jetzt schon Hilfe geleistet werden. Das betrifft insbesondere die kritischen Infrastrukturen, wie etwa die Wasser- und Energieversorgung.  

Es gibt jetzt eine Geber-Plattform der G7-Staaten, die bei der Europäischen Kommission angesiedelt ist. Dort sollen die Hilfen, die von außen kommen, kanalisiert und koordiniert werden. Gemeinsam mit der Ukraine wird zu entscheiden sein, wie die externen Mittel für den Wiederaufbau am besten eingesetzt werden. 

Die Geber müssen hier langfristig denken und Ziele klar setzen und kommunizieren: Wie soll ein Weg zu einem möglichen EU-Beitritt der Ukraine ausgestaltet werden? Mit welchem Ziel soll in die Wirtschaft der Ukraine investiert werden?

Man muss frühzeitig politische Ziele setzen, im Rahmen derer wiederaufgebaut werden soll.

Das ukrainische Isjum war noch vor wenigen Monaten von russischen Truppen besetzt. Die Einwohner bauen die Stadt nun wieder auf - trotz der Gefahr von weiteren Angriffen.

Beitragslänge:
1 min
Datum:

ZDFheute: Worauf wird es beim Wiederaufbau ankommen? 

Schröder: Der große Einsatz von Ressourcen in einem vom Krieg zerstörten Land hat immer auch Anreize für Korruption zur Folge. Das kann auch in der Ukraine passieren - einem Staat, der ohnehin auf dem internationalen Korruptionsindex schon sehr weit unten rangiert.

Beim Wiederaufbau muss darauf geachtet werden, dass die Bekämpfung von Korruption und der Aufbau von demokratischen Kontrollinstitutionen gleichzeitig voranschreitet. Das ist aber sehr schwierig umzusetzen.

Montage: Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj vor einem Blick auf das zerstörte Mariupol

Nachrichten | In eigener Sache - Bleiben Sie auf Stand mit dem ZDFheute Update 

Das Aktuellste zum Krieg in der Ukraine und weitere Nachrichten kompakt zusammengefasst als Newsletter - morgens und abends.

ZDFheute: Wie lange würde ein Wiederaufbau dauern? 

Schröder: Die Pläne für den Wiederaufbau der Ukraine haben sehr unterschiedliche Zeitvorstellungen. Da geht es häufig um ungefähr zehn Jahre. Üblicherweise sagt man aber, dass Staatsaufbau ein Generationenprojekt ist. 

In diesem Fall haben wir es natürlich mit einem Staat zu tun, der sehr gute Bedingungen für einen Wiederaufbau hat. Die Ukraine hat funktionierende politische Institutionen, sehr gut qualifizierte Arbeitskräfte - und die nötigen staatlichen Infrastrukturen. 

Es ist aber schwierig zu sagen, wie lange Hilfen geleistet werden sollen und ab wann wir Abhängigkeiten von internationalen Hilfen erzeugen. 

ZDFheute: Wer soll den Wiederaufbau auf lange Sicht bezahlen? 

Schröder: Ein möglicher Weg wäre es, die Vermögenswerte der russischen Zentralbank einzusetzen, die auf europäischen oder internationalen Konten lagen und die dort eingefroren worden sind. Das wird noch rechtlich ausgefochten werden. Ob das möglich sein wird oder ob Russland Reparationen zahlen muss, steht noch aus. 

Ansonsten gibt es auch Hilfszusagen der Europäischen Union, der Weltbank, der Europäischen Investitionsbank und anderen. Da gibt es ganz viele Geber, die jetzt schon Hilfen leisten.

Das Interview führte Gary Denk.

Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

Eine US-Drohne vom Typ "Reaper" auf einem Flugplatz.
Liveblog

Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine 

Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine

Ukraine, Donezk: Ein ukrainischer Soldat steht an der Trennlinie zu pro-russischen Rebellen in der Region Donezk. In der Ukraine-Krise haben die USA und Russland bei Gesprächen in Genf zunächst auf ihren bekannten Standpunkten beharrt.
Thema

Nachrichten & Hintergründe - Krieg in der Ukraine 

Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Es gibt zahlreiche Sanktionen des Westens gegen Russland und in der Nato abgestimmte Waffenlieferungen an die Ukraine. Alle Nachrichten und Hintergründe.

Weltkarte mit den Handelsrouten Russlands in den Westen und nach Asien

Nach Ukraine-Invasion - Wie sich der Russland-Handel verändert hat 

Russlands Handel mit Europa ist seit der Ukraine-Invasion eingebrochen. Fehlende Hightech-Waren schaden der russischen Wirtschaft. Können Länder wie China die Verluste ausgleichen?

Die Karte der Ukraine zeigt, welche Gebiete im Osten des Landes von russischen Truppen besetzt sind. Zudem sind die Separatistengebiete und die annektierte Krim hervorgehoben.

Invasion und Gegenoffensive - Der Ukraine-Krieg im Zeitraffer 

Vor einem Jahr hat Russland die Ukraine überfallen. Nach zwischenzeitlichen Erfolgen Kiews herrscht nun ein Stellungkrieg. Eine Chronologie.

Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.