USA: Kritik an Lula nach Äußerungen zum Ukraine-Krieg

    Lawrow in Brasilien:US-Kritik an Lulas Haltung zu Ukraine-Krieg

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    Brasilien stellt sich im Ukraine-Konflikt als Vermittler dar und sieht eine Mitverantwortung für den Krieg bei den USA. Washington reagiert mit Kritik. Lawrow bedankt sich indes.

    Lula da Silva
    Nach den Äußerungen des brasilianischen Präsidenten zum Ukraine-Krieg hat die US-Regierung scharfe Kritik an Luiz Inácio Lula da Silva geübt.
    Quelle: epa

    Ungeachtet scharfer Kritik aus den USA wirbt Brasilien weiter dafür, Russland für ein Ende des Ukraine-Kriegs entgegenzukommen. Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva empfing am Montag (Ortszeit) den russischen Außenminister Sergej Lawrow.
    Dieser dankte Brasilien "für seinen Beitrag zur Suche nach einer Lösung dieses Konflikts". Laut russischer Staatsagentur Tass sagte er:

    Wir sind natürlich daran interessiert, dass der Ukraine-Konflikt so schnell wie möglich endet.

    Sergej Lawrow, russischer Außenminister

    Ihm gehe es um eine "dauerhafte und nicht sofortige" Lösung.
    Xi Jingping Chinas Präsident
    Trotz des Ukraine-Kriegs stehen viele Länder an Russlands Seite. Die ZDF-Korrespondenten wollen herausfinden, warum. Eine Spurensuche in China, Brasilien, Südafrika und Thailand.22.02.2023 | 62:37 min

    USA üben scharfe Kritik

    Aus dem Weißen Haus in Washington hieß es, mit seinen Warnungen vor einer weiteren militärischen Unterstützung der Ukraine plappere Brasilien "russische und chinesische Propaganda nach". Es sei zutiefst problematisch, wenn Brasilien behaupte, dass die USA und Europa nicht am Frieden interessiert oder für den Krieg mitverantwortlich seien, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.
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    Kirby betonte, auch die USA wünschten sich ein Ende des Ukraine-Kriegs. "Das könnte sofort passieren, wenn Putin aufhören würde, die Ukraine anzugreifen, und seine Soldaten abziehen würde."
    Der brasilianische Außenminister Mauro Vieira wies Kirbys Kritik zurück. Er wisse nicht, wie und warum Kirby "zu dieser Schlussfolgerung gekommen ist. Aber ich stimme keinesfalls mit ihm überein."

    Lawrow bekräftigt Forderung nach "multipolarer" Weltordnung

    Lula empfing Lawrow im Präsidentenpalast in Brasília. Eine Erklärung zu der Unterredung wurde anschließend nicht veröffentlicht. Zuvor hatte Lawrow Vieira getroffen und mit ihm über Handel und Energie, aber auch über den Ukraine-Krieg gesprochen. Lawrow dankte dem Gastland für das "klare Verständnis" über die Entstehung dieses Konflikts.
    Zugleich bekräftigte Lawrow seine Forderung nach einer "multipolaren" Weltordnung. Er warf dem Westen vor, dieser versuche, "die internationale Arena zu dominieren".

    Lula: USA fördern Krieg

    Lula dringt auf eine Beendigung des Ukraine-Kriegs, wobei er die Mitverantwortung der USA und der EU hervorhebt. Während eines Staatsbesuchs in China warf der linksgerichtete Staatschef dem Westen am Samstag vor, den Krieg durch Waffenlieferungen an die Ukraine zu verlängern.
    Die Vereinigten Staaten müssten "aufhören, den Krieg zu fördern, und anfangen, über Frieden zu reden", sagte Lula in Peking. Auch die Europäische Union müsse "anfangen, über Frieden zu reden".

    China und Brasilien stellen sich als Vermittler dar

    Wie China stellt sich Brasilien in dem Konflikt als neutrale Partei und potenzieller Vermittler dar. Anders als die westlichen Verbündeten hat Lulas Regierung weder Moskaus Einmarsch in die Ukraine verurteilt noch Sanktionen gegen Russland verhängt.
    Eine militärische Unterstützung Kiews lehnt Brasilien ab. Außerdem hat Lula die Ukraine zum Verzicht auf die bereits 2014 von Russland annektierte Krim aufgefordert.
    Lula will nach eigenen Worten eine "G20 des Friedens" initiieren, also eine Ländergruppe, die auf die Beendigung des Ukraine-Kriegs hinwirken soll. Brasiliens Staatschef vertritt wie die russische Regierung die Ansicht, dass dies nur auf Grundlage einer "neuen Weltordnung" ohne Vorherrschaft der USA erfolgen könne.

    Lawrow reist durch Lateinamerika

    Lawrows Besuch in Brasilien erfolgte drei Wochen nach einem Besuch von Lulas wichtigstem außenpolitischen Berater Celso Amorim bei Russlands Staatschef Wladimir Putin in Moskau. Laut russischer Nachrichtenagentur Tass will Lawrow von Brasilien aus in weitere lateinamerikanische Länder reisen, darunter die USA-Gegner Venezuela, Nicaragua und Kuba.
    Mehr zu Lawrows Lateinamerika-Besuch lesen Sie hier:

    Besuch von Lawrow
    :Wendet sich Brasilien vom Westen ab?

    Russlands Außenminister Lawrow besucht lateinamerikanische Diktaturen - und das demokratische Brasilien. Was das über Selbstverständnis und Interessen des Landes verrät.
    von Christoph Röckerath, Rio de Janeiro
    Archiv: Sergej Lawrow (r), Außenminister von Russland, und Mauro Vieira, Außenminister von Brasilien
    Quelle: AFP, dpa

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