Corona, Grippe oder RSV? Das kann der Kombi-Selbsttest

    FAQ

    Antigen-Selbsttest:Corona, Grippe, RSV: Das kann der Kombitest

    ZDFheute Update - Kevin Schubert
    von Kevin Schubert
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    Antigen-Selbsttests sind seit der Corona-Pandemie in vielen Haushalten Normalität. Sogenannte Kombitests sollen neben Covid auch Influenza und RSV erkennen. Doch es gibt Schwächen.

    Kombitest, Covid, Grippe, RSV
    Kombitest für Covid, Grippe und RS-Viren: Charmante Idee mit Tücken.
    Quelle: Imago

    Erst kratzt der Hals, dann kommt der Husten - und spätestens damit auch die Frage: Ist das Corona, die Grippe oder doch nur eine harmlose Erkältung?
    Die Antwort darauf kann sich in der Theorie jeder selbst geben - mit einem sogenannten Kombitest, den es mittlerweile in den meisten Apotheken und Drogerien gibt. Diese Selbsttests reagieren nicht nur auf SARS-CoV-2, sondern können meist auch Influenza A/B und RSV erkennen. Ist der Selbsttest korrekt durchgeführt und die Viruslast hoch genug, gelingt so die Selbstdiagnose in den eigenen vier Wänden.
    Doch wie zuverlässig sind diese Kombitests? Für wen sind sie sinnvoll? Und was sagen Experten? Die Virologin Ulrike Protzer und der Virologe Martin Stürmer beantworten für ZDFheute die wichtigsten Fragen.
    Auf dem Bild sieht man einen Arzt, der gerade einen Patienten kontrolliert.
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    Wie wende ich die Kombitests für Corona, Grippe und RSV an?

    Im Prinzip funktioniert der Kombitest wie der Antigen-Selbsttest bei Corona: Ein Nasenabstrich wird mit einer Flüssigkeit aus der Verpackung vermischt, die anschließend tröpfchenweise auf bis zu drei Kontrollstreifen verteilt wird.
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    Der Virologe Martin Stürmer empfiehlt allerdings, auch bei viel Erfahrung im Selbsttesten immer die Packungsbeilage zu lesen. Wer bereits den Abstrich falsch durchführe oder später falsch ablese, erhalte kein gültiges Ergebnis. "Da muss ich mich wirklich 1:1 an die Packungsbeilage halten", sagt Stürmer. Möglich sei, den Abstrich von jemandem durchführen zu lassen, der Erfahrung damit habe, sagt die Virologin Ulrike Protzer, denn die Qualität des Abstrichs sei entscheidend.



    Wie aussagekräftig sind die Antigen-Selbsttests?

    Bei der Aussagekraft gibt es deutliche Unterschiede zwischen Covid-19 einerseits und Influenza A/B sowie RS-Viren andererseits.
    "Bei Covid können Antigen-Tests die Infektionsgrenze relativ gut abbilden", erklärt Martin Stürmer. "Wer positiv ist, ist auch ansteckend - wer negativ ist, wahrscheinlich nicht mehr." Bei Grippe- und RS-Viren sei er bei Antigen-Tests dagegen grundsätzlich "sehr viel vorsichtiger", warnt Stürmer.
    Ulrike Protzer erklärt das mit der Funktionsweise von Antigen-Tests: "Wenn Zellen mit Viren infiziert sind, gehen sie kaputt. Dabei werden Virus-Antigene freigesetzt. Das sind Proteine, die vorher in den Zellen gebildet worden sind. Auf den Teststreifen der Antigen-Schnelltests sind Antikörper aufgebracht, die diese Virus-Proteine erkennen - und über den Farbstreifen sichtbar machen."
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    Bei Corona ist die Viruslast - und damit die Zahl der Antigene im Nasen-Rachen-Bereich - viel höher als bei Grippe- und RS-Viren. Virologe Stürmer verdeutlicht das Problem am Beispiel eines Tests, den eine große deutsche Drogeriekette vertreibt. "Wenn ich da in der Packungsbeilage auf die Nachweisgrenzen der einzelnen Virenstämme schaue, dann sehe ich: Bei Covid ist dieser Test um ein hundertfaches empfindlicher als bei Influenza und RSV", sagt Stürmer.
    Im Klartext: "Damit der Test anschlägt, muss die Viruslast bei mir sehr hoch sein." Gerade am Anfang einer Infektion könnten die Tests versagen, obwohl man ansteckend sei, warnt Ulrike Protzer.
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    Was muss ich machen, wenn ich auf eine sichere Diagnose angewiesen bin?

    Eine sehr sichere Diagnose kann nur ein Arzt oder eine Ärztin mit einem PCR-Test stellen. "Der PCR-Test ist weiterhin der Goldstandard des Nachweises", sagt Ulrike Protzer. "Dabei wird das Virusgenom zunächst vervielfältigt - und kann so auch bei einer viel niedrigeren Viruslast nachgewiesen werden."
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    Sind die Kombitest-Ergebnisse für Grippe und RSV dann überhaupt zuverlässig?

    Genau lässt sich das nicht beziffern. Unabhängige Studien gibt es noch nicht. Virologin Ulrike Protzer sagt aber: "Wenn ich Symptome habe, dann funktionieren diese Tests gar nicht so schlecht, vor allem in den ersten sechs Tagen der Infektion." Da sei die Zahl der infizierten Zellen besonders hoch - und damit auch die Zahl der freigesetzten Antigene.
    Ob das Testergebnis korrekt positiv ist, hänge dann vor allem von der Qualität des Abstrichs und des Tests ab. "Wenn ich den Abstrich tief im Nasen-Rachen-Bereich mache, habe ich eine deutlich höhere Chance, dass ich auch Virus-Proteine erwische, die der Test nachweisen kann." Protzer empfiehlt deshalb Tests mit dünnen und flexiblen Stäbchen. Dann müsse nur noch die Testqualität stimmen. "Da gibt es leider sehr große Unterschiede", warnt Protzer.
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    Wie erkenne ich, ob mein Selbsttest eine gute Qualität hat?

    Während der Pandemie hatte noch das Paul-Ehrlich-Institut eine Liste mit überprüften SARS-CoV-2-Schnelltests geführt, die Arbeit daran aber bereits im Sommer 2022 eingestellt. Für die Kombitests, die von der Bundesregierung im Frühjahr 2023 als Selbsttests zugelassen wurden, gab es so eine Liste nie.
    Martin Stürmer und Ulrike Protzer empfehlen deshalb, auf das CE-Zeichen zu achten. Damit sei gewährleistet, dass das Produkt von einer offiziellen Stelle innerhalb der EU geprüft worden sei - "wobei dabei nicht die diagnostische Performance überprüft wird", wie Protzer ergänzt.
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    Wie sinnvoll sind die Kombitests angesichts der Risiken?

    "Der Charme liegt natürlich darin, dass ich mit einem Selbsttest Ergebnisse für drei Erreger habe", sagt Stürmer, "nur eine Verpackung, nur eine Testanleitung, nur ein Abstrich." Es müsse nur eben jedem klar sein, dass ein Ergebnis auch falsch negativ oder falsch positiv sein könne. "Im Bereitschaftsdienst am Wochenende habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass der Influenza-Schnelltest noch negativ war, der PCR-Test am Montag dann aber positiv."
    Insbesondere Risikopatienten empfiehlt Stürmer deshalb - idealerweise in den ersten 48 Stunden nach Symptombeginn - einen Arzt aufzusuchen. "Bei der Influenza kann ich innerhalb der ersten drei Tage noch therapieren", sagt der Virologe, "später geht das nicht mehr." Zudem könne bei einer frühen Diagnose auch das Umfeld des Patienten geschützt werden, etwa Großeltern oder andere Kontakte in der Risikogruppe.
    Das empfiehlt auch Ulrike Protzer. Sie empfiehlt einen Kombitest vor allem, "wenn ich Symptome habe und mich dafür interessiere, was ich nun habe, ansonsten aber ohnehin im Bett bleiben würde, weil es mir nicht gut geht".
    Auf dem Bild sieht man eine Arztpraxis.
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    Kann ich mich bei einem negativen Testergebnis sicher fühlen?

    Nein, sagt Virologin Ulrike Protzer, "ein 'Freitesten' ist immer schwierig - auch bei Corona". Wer andere schützen wolle, sollte sich besser an die Empfehlungen des RKI halten - und für die empfohlene Dauer den Kontakt zu anderen Personen nach Möglichkeit vermeiden sowie eine FFP2-Maske tragen.

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