Fußball-Bundesliga: Schiedsrichter in der Pflicht

    Deutsche Schiedsrichter:Bundesliga: Hoffen auf bessere Pfiffe

    von Frank Hellmann
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    Vor der WM-Pause standen die deutschen Schiris insbesondere in der Bundesliga in der Kritik. Für Abhilfe soll auch ein gemeinsames Trainingslager sorgen, das zuletzt stattfand.

    13.11.2022, Mainz: DFB-Schiedsrichter Robert Schröder diskutiert mit Frankfurts Mario Götze eine Elfmeterentscheidung
    DFB-Schiedsrichter Robert Schröder (m.) diskutiert mit Frankfurts Mario Götze eine Elfmeterentscheidung. In der Bundesliga-Rückrunde soll es weniger Diskussionsbedarf um Schiedsrichter-Entscheidungen geben.
    Quelle: dpa

    Die deutschen Schiedsrichter sind in der WM-Pause nicht untätig geblieben. Um bestens vorbereitet auf die verbleibenden 19 Spieltage der Fußball-Bundesliga zu sein, schwitzte und büffelte die Elite der Unparteiischen erstmals seit drei Jahren wieder gemeinsam in einem Trainingslager. Die Stimmung an der Algarve sei gut gewesen, versicherte Peter Sippel, der Sportliche Leiter Bundesliga. "Wir hatten hier absolut erstklassige Bedingungen."
    Die gemeinsame Vorbereitung, bei der die Referees sich übrigens auch ausgiebig selbst am Ball betätigten, soll dazu führen, dass alle Unparteiischen "absolut fit und regelsicher" ins neue Jahr gehen. Die WM-Unterbrechung, so heißt es wurde auch dazu genutzt, "Kraft zu tanken", nachdem das alte Jahr mit viel Kritik für die deutschen Schiedsrichter endete.

    Selbstkritik durch Lutz-Michael Fröhlich

    Die unterschiedliche Regelauslegung, gerade wieder beim Handspiel, vor allem aber das oft fehlerbehaftete Zusammenspiel mit dem Videoassistenten schürte nicht nur einmal den Unmut. Selbst ein besonnener Manager wie Markus Krösche (Eintracht Frankfurt) ätzte nach einer krassen Fehlentscheidung gegen Borussia Dortmund (1:2): "Wenn ihr den Video-Assistenten nicht nutzt, dann lasst es sein, stampft den Keller ein!"
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    Es war der auffälligste Fall, bei der Schiedsrichter und Video-Assistent nicht auf einer Wellenlänge funkten. Schlechte Kommunikation, hohe Verunsicherung. Im Zentrum der Kritik standen irgendwann auch Lutz-Michael Fröhlich als Geschäftsführer Sport und Kommunikation der erst vor einem Jahr gegründeten DFB Schiri GmbH, und Dr. Jochen Drees als Projektleiter für den Videoeinsatz seit 2018 in der Verantwortung. Auch sie leugneten nicht den Verbesserungsbedarf.
    "Man kann nicht zufrieden sein. Es gibt zu viele Baustellen. Man kann von einer kleinen Krise sprechen. Es gibt viel Kritik und viele Situationen, die nicht gut gelöst wurden im Zusammenspiel mit dem Video Assistant Referee", sagte Fröhlich in einer Talksendung vor zwei Monaten. Insofern kam auch ihm der Cut durch die WM in Katar eigentlich ganz recht.

    Siebert in Doha mit ordentlichem Job

    Und in der Wüste polierte der zweimal eingesetzte Fifa-Schiedsrichter Daniel Siebert das angekratzte Image wenigstens ein bisschen wieder auf. Die Partie Tunesien gegen Australien (0:1) leitete er tadellos, in der Paarung Ghana gegen Uruguay (0:2) fällte er knifflige Entscheidungen, die von den trotz des Sieges ausgeschiedenen Südamerikanern zwar heftig kritisiert, von der Fifa-Schiedsrichterkommission aber als richtig eingestuft wurden.

    Bei der Klub-WM in Marokko (1. bis 11. Februar) wird nach einer Entscheidung des International Football Association Board (Ifab) erstmals getestet, dass Schiedsrichter nach einem Videobeweis für das Stadion und TV-Publikum über Mikrofon eine kurze Erklärung abgeben. Dieses Vorgehen wird beispielsweise im American Football und anderen Sportarten längst praktiziert.

    So soll im Fußball mehr Transparenz hergestellt werden. Nach Auswertung der Bilder sollen die Unparteiischen in standardisierten Sätzen ihre Entscheidung erläutern. Der Funkverkehr zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent bleibt nicht-öffentlich. In der Bundesliga kann es dieses Vorgehen frühestens 2024 geben, denn die Tests sind vorerst auf die internationale Bühne begrenzt. Denkbar ist auch ein Einsatz bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland.

    Dennoch musste der 38 Jahre alte Berliner nach der Vorrunde nach Hause, nahm das aber sportlich hin. Zwei Spiele habe er leiten wollen, "das habe ich geschafft". Dass kein weiterer Einsatz dazu kam, habe ihn "nicht wirklich traurig" gemacht. Siebert genießt verbandsintern große Akzeptanz.

    Kommen auch in der Bundesliga lange Nachspielzeiten?

    Nun ist spannend, ob die Fehleranalyse und Nachschulung gewirkt hat, die es hinter verschlossenen Türen insbesondere durch Lehrwart Lutz Wagner gab. Fröhlich selbst hatte ja viel Arbeit in seinem Bereich angekündigt, "damit es im Jahr 2023 wieder besser wird".
    Alle Beteiligten sollten sich darauf einstellen, dass es analog zur WM längere Nachspielzeiten gibt, wo sieben, acht Minuten Aufschlag bei jeder Halbzeit fast schon zur Regel wurden. Mitunter waren es auch mal zehn oder elf Minuten, was oft zu dramatischen Schlussphasen mit späten Toren führte. Auch die deutschen Schiedsrichter haben sich dem Thema "Zeitspiel" im Trainingslager intensiv gewidmet. Entsprechend länger werden Bundesliga-Partien also auch hierzulande wohl im Regelfall dauern.

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