DFB: Frauenfußball "in den Herzen der Menschen angekommen"

    DFB zur Frauenfußball-Strategie:Frauenfußball "in den Herzen angekommen"

    von Frank Hellmann
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    Der Frauenfußball ist in Deutschland stark im Kommen. Nicht nur bei den Vereinen hat sich viel getan. Der DFB will beim Thema vorangehen und hat dafür eine Strategie.

    Doris Fitschen (r-l), DFB-Koordinatorin, Bernd Neuendorf, DFB-Präsident, und Heike Ullrich, DFB-Generalsekretärin
    (V.r.n.l): Heike Ullrich, Bernd Neuendorf und Doris Fitschen am Mittwoch im DFB-Campus
    Quelle: dpa

    Wen interessiert, wie einst eine vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) überreichte Prämie für den Gewinn der Europameisterschaft im Frauenfußball aussah, der wird neuerdings im Foyer auf dem DFB-Campus fündig. Neben dem Empfang steht bei einer Ausstellung jenes berühmte Kaffeeservice, das im Sommer 1989 als Anerkennung für den ersten Titel deutscher Fußballerinnen ausgehändigt wurde.
    Auch Torwarthandschuhe von Silke Rottenberg oder das Trikot von Renate Lingor liegen stilecht hinter Plexiglas. An ihre Stelle sind längst Protagonistinnen wie Merle Frohms oder Alexandra Popp getreten, die in gut zwei Monaten zur WM in Australien und Neuseeland mit einem Titelanspruch fliegen.

    DFB will bei Diversität und Weiblichkeit vorangehen

    Hinter der Förderung des Frauenfußballs stand der DFB nicht immer voller Überzeugung. Das bis 1970 geltende Verbot des Frauenfußballs war kein Ruhmesblatt für den größten Einzelsportverband der Welt, der längst umgedacht hat. "Wir möchten bei Schwerpunktthemen wie Diversität und Weiblichkeit vorangehen", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Mittwoch.
    Gemeinsam mit DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich und Koordinatorin Doris Fitschen zog Neuendorf im DFB-Campus eine erste Bilanz zur "Strategie Frauen im Fußball FF 27". Dabei geht es um vier Ziele: Die Nationalmannschaften und die Vereine sollen internationale Titel gewinnen. Die Anzahl von Spielerinnen, Trainerinnen und Schiedsrichterinnen soll sich um 25 Prozent erhöhen. Die mediale Reichweite des Frauenfußballs soll sich verdoppeln. Der Frauenanteil in Gremien und Führungsebenen soll mindestens 30 Prozent betragen. In all diesen Bereichen kommt der Verband dank diverser Projekte voran.

    "Haben die Gesellschaft erreicht"

    Vieles ist insbesondere durch die erfolgreiche Frauen-EM in England mit dem deutschen Vize-Titel auf den Weg gebracht.

    Wir haben die Gesellschaft erreicht, sind in den Köpfen der Entscheidungsträger und in den Herzen der Menschen angekommen.

    Generalsekretärin Heike Ullrich

    Neuerdings ist die Förderung des Frauenfußballs für Profiklubs in der Lizenzierungsordnung verankert. Einen Nachteil hat das große Engagement und gestiegene Investment der Männerklubs: Mit Turbine Potsdam droht der nächsten Traditionsmarke als reiner Frauenfußballverein jetzt der Abstieg aus der Bundesliga.

    Frauen-Teams bei Männer-Bundesligisten



















    Frauenfußball boomt auf Social Media

    Doris Fitschen als Gesamtkoordinatorin Frauenfußball hat gleichwohl festgestellt: "Die Türen gehen auf - egal, wo man hinkommt. Das war früher nicht immer so." In den Social-Media-Kanälen der Frauen-Nationalmannschaft und -Bundesliga sind die Zahlen mit 335 Millionen Abrufen nahezu explodiert. Hier hilft es natürlich, dass insbesondere die Nationalspielerinnen dieses Potenzial erkannt haben.
    Und erstmals wird in der Woche rund um das DFB-Pokalfinale der Frauen zwischen dem VfL Wolfsburg und SC Freiburg an Christi Himmelfahrt (18. Mai/ARD) eine "DFB Women’s Week" durchgeführt. Ziel der Aktion ist es laut DFB, die Sichtbarkeit des Frauenfußballs noch weiter zu erhöhen und auch neue Zielgruppen zu erreichen.


    Rekordkulisse für das DFB-Pokalendspiel

    Dass die Rekordzahl von 35.000 Tickets fürs Endspiel in Köln abgesetzt ist, fügt sich in einen Trend. Die Nationalmannschaft hatte in den vergangenen drei Spielen einen Zuschauerschnitt von über 26.000, in der Bundesliga hat sich der Schnitt mit 2.671 Zuschauern mehr als verdreifacht. Zuletzt sahen 38.365 Frauenfußball-Fans die Partie des FC gegen Eintracht Frankfurt - neuer Ligarekord.
    Mit der Highlight-Partie Eintracht Frankfurt gegen VfL Wolfsburg folgt an diesem Wochenende gleich die nächste fünfstellige Kulisse, auch wenn es keinen neuen Rekord geben wird.

    Starke Konkurrenten um die Frauen-WM 2027

    Das nächste übergeordnete Ziel des DFB ist die Bewerbung um die Frauen-WM 2027, mit der sich Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden und Belgien beworben hat, Brasilien, USA und Mexiko und Südafrika seien "sehr starke Mitbewerber", sagte Generalsekretärin Ullrich.
    Bis zum 8. Dezember muss jetzt ein so genanntes "Bid Book" für den Welt-Fußballverband FIFA erstellt werden. Diese mache laut Generalsekretärin Vorgaben "angelehnt an ein Herrenturnier." Ullrich versicherte:

    Der Aufgabe stellen wir uns gerne.

    Generalsekretärin Ullrich zur WM-Bewerbung

    Die Entscheidung über die WM-Vergabe wird im Mai 2024 auf dem FIFA-Kongress getroffen. Zuvor wird das FIFA-Council jedoch nur drei Bewerber zur offenen Abstimmung zulassen. "Wir müssen uns genau überlegen, wie wir strategisch vorgehen", sagte Neuendorf.

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