Gegen die Türkei: Torwart-Rochade bei Nagelsmanns Heimdebüt

    Gegen die Türkei in Berlin:Torwart-Rochade bei Nagelsmanns Heimdebüt

    von Frank Hellmann
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    Beim ohnehin brisanten Heimdebüt von Bundestrainer Julian Nagelsmann gegen die Türkei wird plötzlich das Torwartthema ganz akut, weil Marc-André ter Stegen sich abmelden muss.

    Fussball, Länderspiel, USA - Deutschland
    Marc-André ter Stegen muss gegen die Türkei passen. Kevin Trapp (r.) rückt wohl ins Tor.
    Quelle: Imago

    Mit einiger Verspätung, aber gewiss noch rechtzeitig fühlt seit Freitag auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft den Pulsschlag im Herzen der Hauptstadt. Kaum hatte der Flieger mit dem DFB-Tross den Berliner Flughafen erreicht, ging es in die Fünf-Sterne-Herberge am Marlene-Dietrich-Platz und dann bald weiter gen Westen ins Olympiastadion.
    Der Zeitplan vor dem Länderspiel gegen die Türkei (Anstoß: 20:45 Uhr) war eng getaktet, aber Bundestrainer Julian Nagelsmann reicht bekanntlich auch wenig Sprechzeit, um im Vergleich zu seinem Vorgänger Hansi Flick viel Inhalt rüberzubringen.
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    Ter Stegen fällt für Länderspiele aus

    Dass der 36-Jährige seine Ausführungen - bei für ihn als störend empfundener Ausleuchtung - im Bauch der Berliner Betonschüssel in gedämpfter Tonlage begann, hatte seinen Grund: Erst um 16:30 Uhr eröffnete ihm Torhüter Marc-André ter Stegen, dass offenbar recht heftige Rückenschmerzen ein Mitwirken verhindern. Die Beschwerden seien bereits beim Training am Donnerstag aufgetreten, berichtete der Bundestrainer, "dann ist der Verlauf schlechter geworden".
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    Deshalb mache es Sinn, dass der 32-Jährige sofort zum FC Barcelona zurückfliege, um sich näher untersuchen zu lassen. Für den Rivalen von Manuel Neuer ist das bitter: Er hatte in den stimmungsvollen Härtetests gegen die Türkei und in Österreich (Dienstag, 20:45 Uhr/ZDF) Pluspunkte im sich anbahnenden Showdown im DFB-Kasten sammeln wollen.
    Unter der Woche hatte Neuer bei der Vorstellung des EM-Balles hörbar mit den Hufen gescharrt. Bei der nächsten Länderspielen im März möchte der Schlussmann des FC Bayern wieder dabei sein - und wie selbstverständlich träumt der vor Tatendrang sprühende 37-Jährige davon, am 14. Juli 2024 beim EM-Finale mit Deutschland die Bälle zu halten.
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    Kevin Trapp wird ins Tor nachrücken

    Vorerst dürfte den Job nun Kevin Trapp übernehmen, der nominell als dritter Tormann geführt wird. Zwar wollte Nagelsmann einer "gemeinsamen Entscheidung" mit Torwarttrainer Andreas Kronenberg nicht vorgreifen, doch die noch nie in der Nationalelf eingesetzten Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) und Novize Janis Blaswich (Rasenballsport Leipzig) stehen in der Hierarchie klar hinter dem Stammtorwart von Eintracht Frankfurt. Der sollte mit 33 Jahren zu seinen Länderspielen acht und neun kommen.
    Alle nominierten Torleute seien so ausgebildet, versicherte der Bundestrainer, dass sich der Ansatz nicht verändere: "Wir werden jetzt nicht anfangen, jedes Ding nach vorne zu knüppeln."

    Einige Personalien hat Julian Nagelsmann bereits am Freitag geklärt. Als Rechtsverteidiger wird gegen die Türkei Benjamin Henrichs auflaufen, Joshua Kimmich steht - an der Seite von Kapitän Ilkay Gündogan - in der Bringschuld, die eingeforderte Stabilität herzustellen.

    Vorne ruhen die Hoffnungen vor allem auf Florian Wirtz und den in prächtiger Form befindlichen Leroy Sané, der auf Bitte des Bundestrainers nach vier Jahren mal wieder mit zu einer Pressekonferenz gekommen war.

    Die Indizien sind erdrückend, dass sein Team eine Atmosphäre wie bei einem Auswärtsspiel vorfindet. Die überwölbende sportpolitische Brisanz klammerte Nagelsmann geflissentlich aus.

    Der Sport steht im Mittelpunkt; gerne mit den nötigen Emotionen. Eine gewisse Lautstärke gehört dazu, aber alles fair und friedlich.

    Julian Nagelsmann

    Wichtige Fingerzeige erwartet

    Vermittelt hat die 22. deutsch-türkische Begegnung übrigens noch der inzwischen wieder entlassene Nationaltrainer Stefan Kuntz. Das bislang letzte Spiel gegen die Türkei (3:3) im Herbst 2020 brachte zwar viele Tore (3:3), aber wenig Erkenntnisse: Selbst von den Torschützen Julian Draxler, Florian Neuhaus und Luca Waldschmidt im wegen der Corona-Krise fast leeren Kölner Stadion spielt keiner mehr eine Rolle fürs Nationalteam.
    Jetzt aber erhofft sich Nagelsmann wichtige Fingerzeige, nachdem ihm zwar erste Ansätze bei der USA-Reise gefielen, aber sein Team von einem ausbalancierten Auftritt noch weit entfernt war.
    Dass der zwölfte Bundestrainer der DFB-Geschichte sein Heimdebüt am Sehnsuchtsort des Heimturniers nächsten Sommer gibt, interessierte ihn angeblich nur am Rande. "Das klingt ganz schön", sagte er. "aber das ist ein weiter Weg - wir versuchen morgen mal einen kleinen Schritt zu machen." Noch ist es auch dafür nicht zu spät.

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