Männerdomäne Nikolaus: Warum es an Darstellern mangelt

    Weiterhin eine Männerdomäne:Fachkräftemangel: Nikolaus dringend gesucht

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    Sie sind in Kaufhäusern anzutreffen und bereiten Kindern Freude - doch es fehlt immer mehr an geeigneten Weihnachtsmann- und Nikolaus-Darstellern. Frauen sind oft nicht erwünscht.

    Weihnachtsmann-Darsteller in Winsen (Niedersachsen)
    Weihnachstmänner sind überall gefragt, doch häufig gibt es nicht genug.
    Quelle: dpa

    Spätestens ab Anfang Dezember haben Männer mit weißen Bärten und roten Mänteln wieder Hochkonjunktur. Nikoläuse besuchen Kindergärten und Altenheime, Weihnachtsmänner Einkaufszentren und Vereinsfeiern. Dabei ist das Ganze ein regelrechter Geschäftszweig - mit branchentypischen Problemen.
    Die Augsburger Arbeitsagentur beispielsweise hat derzeit nur noch zehn Nikoläuse zur Verfügung. "Es waren auch schon einmal 15, doch durch berufliche Änderungen, Umzüge sind es weniger geworden", sagt eine Sprecherin. Nicht jeder eigne sich für den Job. "Insofern herrscht auch beim 'heiligen Mann' immer eine Fachkräftenachfrage."
    Bis zur Corona-Pandemie hat die Arbeitsagentur in vielen Regionen Miet-Nikoläuse und Weihnachtsmänner vermittelt, seit der Pandemie nur noch vereinzelt - beispielsweise in Bremen, Hannover oder eben Augsburg.

    Nikolaus-Zentrale sieht Nachfragemangel

    "In den Städten, wo wir diesen Service bieten, sind die Nikoläuse gut ausgelastet. Die Nachfrage ist hoch, kann jedoch meist bedient werden, wenn die Anfrage rechtzeitig eingeht", sagt Irmgard Pirkl, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit.
    Die Nikolaus-Zentrale, eine bundesweite Plattform für Miet-Nikoläuse, zählt nach Angaben des Plattform-Betreibers Winfried Keuthage seit Jahren etwa gleichbleibend 150 Männer, die "Lust haben, sich zu verkleiden". Einen Angebotsmangel sieht er nicht, eher einen in der Nachfrage, mit Beginn der Corona-Pandemie.

    Darsteller aus einer "Nikolaus-Dynastie"

    Einer der Nikoläuse, die man dort mieten kann, ist der 52-jährige Sean Schmidtpeter aus München. Weißes Gewand, weißer Bart, weißes Puder in die Augenbrauen, roter Mantel, rote Bischofsmütze - und schon ist aus einem Business-Coach die Quasi-Reinkarnation jenes Bischofs von Myra geworden.
    Er tritt nur als Nikolaus auf - nie als Weihnachtsmann, der vielen Traditionalisten als Konsum- und Coca-Cola-Variante des altes Mannes im roten Mantel gilt. "Ich komme aus einer Nikolaus-Dynastie", sagt er und berichtet davon, wie er im Kindergarten auf dem Schoß seines als Nikolaus verkleideten Vaters saß.
    30 Euro kostet ein Auftritt, das Geld wird seinen Angaben zufolge immer gespendet - "und oft ist darum dann auch mehr Geld im Umschlag". Verändert habe sich in der Zeit nicht viel. "Nur die Geschenke werden immer größer."

    Weihnachtsfrauen - "Funktioniert irgendwie nicht"

    Wie viele seiner Sorte es in Deutschland gibt, ist nahezu unmöglich herauszufinden. Nach Angaben von Bundesagentur-Sprecherin Pirkl sind die meisten Nikoläuse und Weihnachtsmänner Rentner, Berufstätige, Studenten, Künstler und Schauspieler. Alle sind sie Männer. Frauen werden dort nur als Weihnachtsengel gelistet -"als Weihnachtsfrau nein, dazu ist die Nachfrage bislang nicht da".
    Dabei gibt es hier und da schon einen gewissen Fachkräftemangel zu beklagen - zum Beispiel auch im Osten, wo der Nikolaus mangels katholischer Tradition nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Nachfrage werde immer größer, aber die Weihnachtsmänner würden weniger, sagt Ronny Schröter vom Cottbuser Weihnachtsmannbüro. Es gebe zwar durchaus immer mal wieder Männer, die als Weihnachtsmann auftreten wollen - "aber nächstes Jahr haben sie plötzlich 'ne Freundin, das Jahr darauf ein Kind und dann hat sich das ohnehin erstmal erledigt."
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    Leider sei der Job an sich immer noch eine Männerdomäne, also könnten Frauen den Weihnachts-Fachkräftemangel nicht beheben. "Wir hatten mal in einem Jahr drei Frauen dabei, aber da haben wir dann zwei, drei Tage vorher richtig Stress bekommen, weil die Familien das nicht wollten", sagt Schröter. "Das sind eigentlich nur die Eltern, die Kinder merken das gar nicht. Die Frauen machen das genau so toll, aber irgendwie funktioniert das nicht."
    Quelle: Britta Schultejans und Felix Hörhager, dpa

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