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„Eine Bereicherung für alle Menschen“

Fernsehrätin Cornelia Tausch über Barrierefreiheit beim ZDF

Barrierefreiheit ist für Fernsehrätin Cornelia Tausch ein Thema, „das sich um ganz viele unterschiedliche Bedürfnisse kümmert“. Sie beschreibt, was alles schon geleistet wird – und sieht Bedarf besonders in einem Bereich.

#Fernsehrat: Das ZDF hat in seiner Selbstverpflichtungserklärung den Ausbau seines barrierefreien Angebots verankert. Welchen Beitrag leistet das Haus hierzu aktuell aus Ihrer Sicht?  

Porträt ZDF-Fernsehratsmitglied Cornelia Tausch
Fernsehratsmitglied Cornelia Tausch
Quelle: ZDF/Andrea Enderlein

Cornelia Tausch: Die Selbstverpflichtung 2023-2024 ist überschrieben mit „Ein ZDF für alle“. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Strategien und auch Messgrößen benannt. Um die Inhalte für alle zugänglich zu machen, sind aber auch Anstrengungen zur Barrierefreiheit notwendig. Barrieren können darin bestehen, nicht oder eingeschränkt sehen oder hören zu können. Barrieren können darin bestehen, dass die verwendete Sprache komplex ist, so wie es Inhalte gerade auch zu aktueller Politik und Wissenschaft oft sind. Störend und als Barriere wahrgenommen werden können aber auch Hintergrundgeräusche und Musik, die den Dialog im Film schwerer wahrnehmbar machen. Zu einer Barriere kann auch eine zu komplexe Bedienbarkeit von Angeboten in der ZDFmediathek werden.

Barrierefreiheit ist also ein Thema, das sich um ganz viele unterschiedliche Bedürfnisse kümmert. Das macht es sehr anspruchsvoll in der Umsetzung und zu einer Daueraufgabe. Barrierefreiheit zu erreichen ist eine Bereicherung für alle Menschen.

#Fernsehrat:Welche Rolle kann die Digitalisierung dabei spielen?

Tausch: Die Digitalisierung ermöglicht mehr Barrierefreiheit, hat aber auch die Verbreitungswege der Inhalte diversifiziert, für die jeweils eine Umsetzung der Barrierefreiheit überlegt werden muss. Barrierefreiheit ist also eine Optimierungsaufgabe mit ganz vielen Variablen Es ist gut, dass das ZDF steigende Ressourcen hierfür vorsieht.

Das ZDF hat bereits Angebote in Audiodeskription, Untertitelung, Gebärdensprache zu Nachrichten und vielen anderen Angeboten. Das Tonangebot „Klare Sprache“ wurde eingeführt. Angebote in „Einfacher Sprache“ sollen nun folgen. In der ZDFmediathek sind alle Angebote auf einer Seite aufgeführt und sie werden erklärt. Ich finde es großartig, was bereits geleistet wird, denn dahinter steckt ein sehr großer Aufwand und viel Engagement bei allen, die das täglich umsetzen und verantworten.

Gleichzeitig ist klar, dass das vielfältige Angebot des ZDF längst nicht für alle ausreichend zugänglich ist. Es ist doch wunderbar, dass Nutzer:innen mit speziellen Bedürfnissen sich nicht nur für die Nachrichten oder ein einzelnes Genre interessieren.

#Fernsehrat: Das ZDF arbeitet an neuen Möglichkeiten KI-generierter Barrierefreiheit. Welche Potenziale sehen Sie hier?

Tausch: Künstliche Intelligenz übernimmt zunehmend viele Aufgaben und kann damit personellen und finanziellen Aufwand senken. So setze ich auch die Hoffnung darauf, dass die technisch unterstützte Erstellung von barrierearmen oder – freien Angeboten einfacher und schneller wird. Das würde mehr solche Angebote ermöglichen. Daran arbeitet das ZDF bereits, und ich bin gespannt auf weitere Erfahrungen und Ergebnisse. Die Berichte der im ZDF Verantwortlichen im Ausschuss Telemedien zeigten aber auch Grenzen, die es aktuell gibt. Teils ist Technik noch nicht in der Lage, ausreichend gut die Übersetzung darzustellen. So zum Beispiel in Audiodeskription oder in Gebärdensprache. Technik ist überdies nicht perfekt. Die Ansprüche an eine korrekte barrierefreie Darstellung sind bei Nachrichten und Sendungen im ZDF auch höher als bei nutzergenerierten Filmen, die man sich mit Untertiteln im Netz anschaut. Also geht es derzeit statt um Automatisierung viel mehr um technische Unterstützung, deren Ergebnis von den Mitarbeitenden im ZDF genutzt werden kann und auch kontrolliert werden muss. Das ZDF verantwortet journalistisch das Ergebnis.

#Fernsehrat: Der Begriff der „Einfachen Sprache“ ist schon bei vielen Rundfunkanstalten angekommen. Jetzt hat das ZDF ein Projekt „Einfache News“ aufgelegt. Welche Nutzer sollen mit diesem Projekt angesprochen werden?  

Tausch: „Einfache Sprache“ ist eine inklusive Sprache für alle. Speziell richtet sie sich an die, die eine eingeschränkte Lese- und Schreibfähigkeit haben und Deutsch als Fremdsprache nutzen. Die Sprache ist nützlich für alle, die komplexe Sachverhalte mit wenig Fachworten einfacher nachvollziehen wollen. Ein solches Angebot für „Einfache News“ zu starten ist sinnvoll, denn für Nachrichten und Hintergrundinformationen wird das besonders nachgefragt. Mit dem Angebot der „Einfachen Sprache“ wird auch ein Angebot an die breite Öffentlichkeit gemacht. Informationen werden einfach nochmal anders aufbereitet, was allen hilft, die für ein konkretes Thema noch nicht ausreichendes Wissen haben.

#Fernsehrat: Auf welche Bereiche in Sachen Barrierefreiheit sollte das ZDF in nächster Zeit besondere Schwerpunkte legen?

Tausch: Bei Angeboten in „Einfacher Sprache“ sehe ich derzeit den größten Bedarf, da hiervon alle profitieren können. Über alle Formen der Barrierefreiheit hinweg sehe ich den größten Nutzen bei Nachrichten und Wissen. Faktenbasierte, gut recherchierte und aufbereitete Informationen sind in dieser Zeit für alle besonders wichtig.

Zur Person: Cornelia Tausch ist Vorständin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e.V., davor Fachbereichsleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Im ZDF-Fernsehrat vertritt sie den Bereich Verbraucherschutz.  Sie ist Vorsitzende des Ausschusses Telemedien.

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