Update am Morgen: Brasiliens politischer Scherbenhaufen

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    Update am Morgen:Brasiliens politischer Scherbenhaufen

    von Andreas Wunn
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    Andreas Wunn

    Guten Morgen,

    auch heute früh blicken wir im ZDF-Morgenmagazin auf die Ereignisse in Brasilien. Hunderte Anhänger und Anhängerinnen des rechtsradikalen Ex-Präsidenten Bolsonaro hatten am Sonntag in der Hauptstadt Brasília den Kongress gestürmt. Das Land steht vor einem politischen Scherbenhaufen. Mich trifft diese Nachricht persönlich, weil ich sechs Jahre lang für das ZDF als Korrespondent aus Rio de Janeiro berichtet - und Brasilien ins Herz geschlossen habe.
    Als ich Ende 2010 nach Brasilien kam, war das Land politisch nicht gespalten. Lula da Silva, der linke Präsident, der jetzt wieder regiert, hatte am Ende seiner zweiten Amtszeit Zustimmungswerte von mehr als 80 Prozent. Doch in den Jahren danach sorgte ein perfekter Sturm aus Korruptionsskandalen, Wirtschaftskrise und Zunahme von Kriminalität für großen Frust bei vielen Wählerinnen und Wählern. Die politische Stimmung wurde immer vergifteter.
    Der rechtsradikale Bolsonaro, davor ein belächelter Hinterbänkler in Brasília, nutzte 2018 die Gunst der Stunde, versprach mit harter Hand aufzuräumen und wurde mit Hilfe einer krassen Desinformationskampagne auf Social Media zum Präsidenten gewählt. Vier Jahre lang irrlichterte der rechte Präsident in Brasília, während Lula da Silva erst wegen zweifelhafter Korruptionsvorwürfe im Gefängnis saß, dann frei kam und 2022 erneut bei der Präsidentschaftswahl antrat – und knapp gegen Bolsonaro gewann. Der hatte inzwischen so große Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Wahlen gestreut, dass seine Anhänger und Anhängerinnen jetzt den Kongress gestürmt haben. Trump lässt grüßen.
    Was kann Lula da Silva jetzt tun? Er muss untersuchen lassen, wer die rund 40 Busse organisiert hat, die die Demonstranten nach Brasília gebracht haben. Er muss klären, welche Rolle Bolsonaro spielte, der nach Florida ausgereist ist. Er muss Armee und Polizei auffordern, sich klar zu ihm als neuem Präsidenten zu bekennen. Und er muss für Wirtschaftswachstum und Sozialprogramme sorgen, um diejenigen zu erreichen, die immer noch mit Bolsonaro sympathisieren.
    Das wird schwer. Lula da Silva war der richtige Mann, um Brasiliens Demokratie gegen den zunehmend autokratischen Bolsonaro zu verteidigen. Aber ist er der richtige Mann, um das politisch gespaltene Brasilien zu vereinen? Ich glaube nicht. Aber ich hoffe es.
    Kommen Sie gut durch den Tag
    Andreas Wunn, Leiter und Moderator von ZDF-Morgenmagazin und ZDF-Mittagsmagazin

    Was im Ukraine-Krieg passiert ist

    Lage in Soledar spitzt sich weiter zu: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Lage in der schwer umkämpften Stadt Soledar im östlichen Gebiet Donezk als hoch angespannt beschrieben. "Es ist sehr schwer: Es sind dort kaum noch intakte Wände übrig", sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft in der Nacht zum Dienstag mit Blick auf die ukrainischen Soldaten in der stark zerstörten Stadt. Auch seine Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sprach von massiven russischen Angriffen.
    Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Was heute noch wichtig ist

    Neujahrsempfang in Schloss Bellevue: Nach zweijähriger Pause wegen der Corona-Pandemie gibt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wieder einen Neujahrsempfang. Dazu sind unter anderem 70 ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger aus allen Bundesländern eingeladen.
    Besucher stehen direkt an der Kante des Tagebaus Garzweiler II in Lützerath, derweil bauen Aktivisten weitere Barrikaden.
    Die Räumung des Dorfes Lützerath für den Braunkohletagebau steht kurz bevor. Für die Grünen ein schwieriges Thema – auch auf der Vorstandsklausur in Berlin. 10.01.2023 | 1:47 min
    Das "Unwort des Jahres" wird verkündet: Eine Jury aus Sprachexpertinnen und -experten wählt seit 1991 jedes Jahr unmenschliche oder unangemessene Begriffe, die gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen, in irreführender Weise etwas Negatives beschönigen oder diskriminieren. Im vergangenen Jahr wurde der Begriff "Pushback" zum Unwort des Jahres gekürt.
    Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis und zur allgemeinen Lage in Deutschland.

    Grafik des Tages

    Starke Apfelernte 2022

    Gründe für die gute Apfelernte waren ein guter Fruchtansatz im Frühjahr und witterungsbedingt ein nur geringer Befall mit Krankheiten und Schädlingen.

    Zahl des Tages

    65,2 Prozent. Das ist die Pünktlichkeitsquote der Deutschen Bahn für 2022. Der Wert liegt damit 10 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau und ist der schlechteste Wert seit mindestens zehn Jahren. Als verspätet geht ein Zug in die Statistik ein, wenn er mit mehr als sechs Minuten Verzögerung an einem Halt ankommt. Als Gründe nannte die Bahn die überalterte und knappe Infrastruktur, viele Baustellen und ein rasant wachsendes Verkehrsaufkommen.

    Weitere Schlagzeilen

    • Bolsonaro im Krankenhaus: Die Ehefrau des brasilianischen Ex-Präsidenten hat bestätigt, dass er sich in Florida wegen Bauchschmerzen in eine Klinik begeben hat.

    Die Nachrichten im Video

    heute Xpress
    Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden26.04.2024 | 1:55 min
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    So wird das Wetter heute

    Am Dienstag regnet es im Südwesten, über rund 600 Metern schneit es - vor allem am Alpenrand. Zum späten Nachmittag setzt von Westen her neuer Regen ein. Die Höchstwerte liegen zwischen 3 und 10 Grad. Der Wind weht frisch, teils böig um Südwest bis West.
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    Quelle: ZDF

    Zusammengestellt von Jan Schneider und der ZDFheute-Redaktion
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