Atommächte rüsten auf: Forscher warnen vor Nuklearwaffen

    Atommächte rüsten weiter auf:Friedensforscher warnen vor Nuklearwaffen

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    Das Forschungsinstitut Sipri warnt: Alle Atommächte rüsten weiter auf. Die globale Sicherheitslage habe sich sehr verschlechtert, nicht nur durch den Ukraine-Krieg.

    Atomwaffentaugliche Mittelstreckenrakete
    Friedensforscher warnen vor immer mehr einsatzfähigen Atomwaffen.
    Quelle: dpa

    Alle Atomstaaten weltweit treiben ihre nukleare Aufrüstung laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri voran. In ihrem in Stockholm veröffentlichten Jahresbericht warnen die Forscherinnen und Forscher vor der steigenden Zahl einsatzfähiger Atomwaffen. Sipri-Direktor Dan Smith sagte:

    Wir driften in eine der gefährlichsten Perioden der Menschheitsgeschichte.

    Dan Smith, Friedensforschungsinstitut Sipri

    Er forderte die Nukleardiplomatie wiederherzustellen und die internationalen Kontrollen von Atomwaffen zu verstärken.
    Dem Bericht zufolge modernisieren die neun Atommächte - die USA, Russland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel - ihre Kernwaffenarsenale weiter.
    Weltweit gibt es den Sipri-Schätzungen zufolge etwa 12.500 nukleare Sprengköpfe, von denen mehr als 9.500 einsatzfähig sind.
    Explosion einer Atombombe mit Atompilz.
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    Die meisten Atomwaffen in Russland und USA stationiert

    Rund 2.000 Sprengköpfe würden vor allem durch Russland und die USA in hoher Alarmbereitschaft gehalten. Diese lagerten entweder in Raketen montiert oder auf Luftwaffenstützpunkten, auf denen auch Atombomber stationiert seien.
    Laut den Friedensforschern besitzen Russland und die USA zusammen fast 90 Prozent aller Atomwaffen. Ihre Arsenale seien 2022 stabil geblieben, allerdings habe die Transparenz infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine deutlich abgenommen. Auch die britische Regierung gab die Zahl der Atomwaffen 2022 nicht mehr öffentlich bekannt.

    Atomwaffen: China rüstet auf

    Einen deutlichen Zuwachs der Sprengköpfe verzeichnet der Bericht in China. Die Forscher erwarten, dass das chinesische Arsenal weiter wächst, sodass das Land bis Ende des Jahrzehnts über mindestens so viele ballistische Interkontinentalraketen verfügen könnte wie die USA oder Russland.
    Hirokazu Matsuno
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    Auch Indien und Pakistan hätten 2022 neue Arten von nuklearen Trägersystemen eingeführt und weiterentwickelt. Die indischen Waffen seien nun auf größere Reichweiten ausgelegt, einschließlich solcher, die Ziele in ganz China erreichen könnten, vermuten die Forscher.
    Mit Sorge verweist Sipri auf die allgemein verschärfte Rhetorik der Staaten in Bezug auf die Bedeutung von Atomwaffen. Auch Nordkorea betrachte sein militärisches Nuklearprogramm weiterhin als zentrales Element seiner Sicherheitsstrategie. Die Forscher schätzen, dass das Land inzwischen etwa 30 Sprengköpfe zusammengebaut hat und über genügend spaltbares Material für bis zu 70 Sprengköpfe verfügt.
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    Sicherheitslage weltweit verschlechtert

    Insgesamt habe sich im Jahr 2022 eine anhaltende Verschlechterung der globalen Sicherheit fortgesetzt, bilanziert das Institut. Hintergrund sei auch der Krieg in der Ukraine, der in fast allen untersuchten Themen im Zusammenhang mit Rüstung, Abrüstung und internationaler Sicherheit sichtbar sei. Afrika aber bleibe die Region mit den meisten bewaffneten Konflikten.
    [Konflikte und Klimawandel: So viele Binnenvertriebene wie noch nie.]
    Laut Sipri waren weltweit 56 Staaten in Kämpfe verwickelt, fünf mehr als im Jahr 2021. In der Ukraine, in Myanmar und in Nigeria seien dabei jeweils schätzungsweise 10.000 oder mehr Menschen getötet worden.
    Es sei zudem wahrscheinlich, dass auch der äthiopische Bürgerkrieg zehntausende Leben gekostet habe, dazu lägen aber keine gesicherten Daten vor. Die Gesamtzahl der geschätzten konfliktbedingten Todesopfer bezifferte Sipri für 2022 mit 147.609.

    Opferzahlen stark gestiegen
    :Deutlich mehr Tote durch bewaffnete Konflikte

    Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Toten durch bewaffnete Konflikte im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen. In einem Konflikt starben noch mehr Menschen als im Ukraine-Krieg.
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    Quelle: epd
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