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Wagner-Chef will abziehen : Welche Folgen hätte ein Rückzug aus Bachmut?

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Jewgeni Prigoschin droht Russland mit dem Abzug seiner Söldner aus Bachmut. Begründung: eklatanter Mangel an Munition. Dahinter steckt wohl ein Erpressungsversuch Richtung Moskau.

Wegen hoher Verluste und fehlender Munition droht der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner mit dem Rückzug aus dem umkämpften Bachmut.

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Am 5. Mai gab Jewgeni Prigoschin, Eigentümer der Wagner-Gruppe, eine sehr radikale Erklärung ab und veröffentlichte eine Videobotschaft, die sich wie ein Ultimatum an die russische Militärführung anhört.

Er warf dem russischen Verteidigungsministerium vor, die Wagner-Gruppe absichtlich nicht mit der erforderlichen Menge an Artilleriemunition zu versorgen, was zu extrem hohen Verlusten unter seinen Kämpfern führe.

Prigoschin: Mangel an Munition

Um die Aussage noch dramatischer zu gestalten, sprach Prigoschin vor den Leichen toter Wagner-Kämpfer. Er beschuldigte das russische reguläre Militär, nicht in der Lage und nicht willens zu sein, die Kämpfe von Wagner sinnvoll zu unterstützen.

Prigoschin kündigte an, dass seine Truppen Bachmut nur noch bis zum 9. Mai (dem Tag des Sieges über Nazi-Deutschland, einem wichtigen Feiertag in Russland) halten werden, falls das Problem der Munitionsversorgung nicht gelöst werden kann. Dann werde er sich aber zurückziehen und den regulären russischen Streitkräfte die Wagner-Positionen überlassen.

Ex-Nato-General Egon Ramms geht davon aus, dass Bachmut für die russische Armee nicht zu halten wäre, sollte Wagner-Chef Prigoschin seine Truppen wie angekündigt zurückziehen.

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Rhetorischer Rückzug und bestätigte Schwächen

Bemerkenswert ist, dass Prigoschin in seinen Ausführungen die Eroberung von Bachmut oder der übrigen Region Donezk nicht mehr erwähnt. Stattdessen spricht er nur über das Halten der Position seiner Truppen.

Prigoschins Äußerungen bestätigen auch die zuvor sowohl von ukrainischen als auch von westlichen Quellen veröffentlichten Informationen über die äußerst schweren Verluste von Wagner und den zunehmend ernsten Mangel an Artilleriemunition.

Abzug Prigoschins könnte als Fahnenflucht gewertet werden

Die Äußerungen Prigoschins sind jedoch aus mehreren Gründen mit Vorsicht zu genießen. Erstens hat er bereits mehrere ähnliche Äußerungen getätigt; so erklärte er letzte Woche, er werde die Artillerieangriffe gegen die ukrainischen Streitkräfte aussetzen, sagte aber später, dies sei nur ein Scherz gewesen.

Zweitens ist nicht auszuschließen, dass der plötzliche, nicht genehmigte Abzug Wagners unter den rechtlichen Bedingungen der "besonderen Militäroperation" Russlands als Fahnenflucht gilt. Das würde selbst Prigoschin - selbst ein ehemaliger Sträfling - nicht riskieren wollen.

Wagner-Chef Prigoschin nutze den Krieg in der Ukraine, um sich sein Geschäft zu sichern, so Russland-Expertin Magarete Klein. Wagner sei mittlerweile zu einer Marke geworden.

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Drittens: Wenn die Wagner-Gruppe plötzlich die Stellungen in Bachmut aufgibt, für die Russland in den vergangenen Monaten sehr teuer bezahlt hat, würde dies bedeuten, dass Prigoschin das Opfern von Zehntausenden getöteten oder verwundeten russischen Männern in den Wind schlägt.

Image-Schaden für Wagner-Chef wäre enorm

Dies würde wahrscheinlich sein innenpolitisches Image als glaubwürdiger und zuverlässiger Führer ruinieren. Außerdem würde ein plötzlicher Rückzug den Ukrainern die Möglichkeit geben, ihre verlorenen Stellungen in Bachmut zurückzuerobern und damit die Flanken der russischen Streitkräfte um die Stadt zu gefährden.

Viertens ist die Wagner-Gruppe seit jeher stark vom regulären russischen Militär abhängig, nicht nur in der Ukraine, sondern auch in mehreren anderen Ländern. Ein radikaler Bruch mit der regulären Armee würde daher wahrscheinlich die künftigen Operationen Wagners und damit auch Prigoschins langfristige Ambitionen gefährden.

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Abzug der Söldner mutmaßlich nur in Abstimmung mit Moskau

Alles in allem ist Prigoschins verzweifelter Ausruf höchstwahrscheinlich eine radikale Art, Druck auf das russische Verteidigungsministerium und die Streitkräfte auszuüben, aber kein Hinweis auf einen einseitigen Rückzug.

Sollten Einheiten der Wagner-Gruppe die Frontlinie verlassen, würde dies nur in enger Abstimmung mit dem regulären russischen Militär geschehen, unabhängig davon, was Prigoschin der Öffentlichkeit über ihren Abzug erzählen würde.

Mit anderen Worten: Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass sich die Wagner-Gruppe nur dann aus Bachmut zurückziehen wird, wenn die russische Militärführung dies befiehlt oder erlaubt.

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