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Sorge nach Dammbruch : "Kühlung des AKW nicht in Frage gestellt"

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"Die Kühlung des AKW ist im Moment nicht in Frage gestellt", erklärt ein Experte für Reaktorsicherheit und warnt gleichzeitig: Die AKW-Mitarbeiter stellen das größte Risiko dar.

Experte Uwe Stoll bei ZDFheute live

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9 min
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Der Leiter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, warnte nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms zunächst vor einem fallenden Wasserspiegel im Kühlsystem des AKW in Saporischschja. Nun heißt es, die Kühlung der Brennelemente sei doch nicht gefährdet.

Uwe Stoll ist Leiter der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit und erklärt im Interview bei ZDFheute live, welche Folgen der Dammbruch für das Atomkraftwerk in Saporischschja hat.

Wie sind das AKW in Saporischschja und der zerstörte Staudamm verbunden?

Es gebe eine "kleine Verbindung" zwischen dem Atomkraftwerk und dem leerlaufenden Stausee, erklärt Uwe Stoll. Das AKW verfüge über einen eigenen Kühlteich, welcher mit dem Stausee verbunden sei.

"Diese Verbindung ist geschlossen", sagt Stoll. Während der Stausee langsam an Wasser verliere, sei der Kühlteich "voll gefüllt" mit einem Pegelstand von 16,66 Metern.

Das heißt, die Kühlung des AKW ist im Moment überhaupt nicht in Frage gestellt.
Uwe Stoll, Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit

Über Folgen des Dammbruchs für das Atomkraftwerk müsse man erst diskutieren, wenn der Kühlteich selbst oder der Kanal, welcher den Stausee vom Teich trennt, beschädigt werden würde.

Durch den Dammbruch sind in dem naheliegenden Ort Nowa Kachowka Menschen ums Leben gekommen:

Die Flutkatastrophe nach der Staudamm-Zerstörung in der Ukraine hat mindestens 14 Menschen das Leben gekostet. Die Evakuierung wurde durch russischen Beschuss erschwert.

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1 min
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Wie ist die Kühlung dauerhaft gesichert?

"Die Kühlung der abgebrannten Brennelemente, man nennt das Nachzerfallsleistung, die muss natürlich über einen langen Zeitraum gewährleistet sein", so Stoll. Dies erfolge über ein anderes geschlossenes System, sogenannte Sprinklerteiche. In diesen Teichen werde die Wärme der Brennstäbe ans Wasser abgegeben. "Und dort muss sich dann Wasser ergänzen". Das heißt, verdunstetes Wasser muss wieder aufgefüllt werden, erklärt der Experte für Reaktorsicherheit. "Das sind wenige Kubikmeter am Tag", so Stoll.

Die werden normalerweise aus dem Kühlteich genommen, können aber auch auf anderen Wegen zum Beispiel aus Brunnen auf dem Anlagengelände gewonnen werden.
Uwe Stoll, Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit

[Forscher berechnen Emissionen: Diese Folgen hat der Krieg für das Klima.]

Was würde bei einem Stromausfall passieren?

Für die Kühlung brauche ich immer Pumpen und diese Pumpen brauchen natürlich Strom, damit sie laufen können.
Uwe Stoll, Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit

Im Falle eines Stromausfalls gäbe es daher eine Notstrom-Versorgung. "Die sicherheitstechnisch wichtigen Verbraucher, die ich brauche, um die abgebrannten Brennelemente zu kühlen, die sind alle mit diesem Notstromdiesel versorgbar", sagt Uwe Stoll. Davon habe jeder Block drei. "Man braucht aktuell nur einen."

[Liveblog: Alle Meldungen zum Ukraine-Krieg finden Sie auf der hier.]

Sieben Mal seit Beginn des Krieges sei bereits ein Notstromdiesel zum Einsatz gekommen. "Das hat immer funktioniert", lautet das Fazit von Uwe Stoll. "Allerdings muss natürlich auch die Versorgung mit Diesel sichergestellt sein". Und auch andere Verbrauchsmaterialen, wie Schmieröl, müssten vorhanden sein.

Helfer unter Beschuss:

Nach der Zerstörung des Staudamms warten noch immer viele Menschen dringend auf Hilfe. Doch Kampfhandlungen erschweren die Arbeit der Helfer. Einsatz unter Lebensgefahr.

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Wie kann man die Kühlung noch sicherstellen?

Neben den Brunnen, mit denen das Wasser in den Sprinklerteichen aufgefüllt werden könne, könne das Wasser auch durch Tanklastzüge geliefert werden. "Es gibt aber auch Notfallpläne in dem Kraftwerk, dass man nahegelegene, auch vom Stausee unabhängige Fischteiche oder ein tiefes Hafenbecken, was dann in der Nähe ist, als Wasserreservoir nutzen kann", so Stoll.

Was ist die größte Gefahr für das AKW Saporischschja?

Die größten Risiken sehe ich nach wie vor im Personal.
Uwe Stoll, Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit

Das Personal sei deutlich ausgedünnt, erklärt der Experte. "Früher waren mal, vor Beginn des Krieges, 11.000 Menschen im Kraftwerk beschäftigt", so Stoll. "Aktuell sind es noch 3.500."

Deren psychologische Lage ist das, was mir am allermeisten Sorgen macht.
Uwe Stoll, Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit

"Jeder von diesen Mitarbeitern hat Familie", führt Stoll aus. "Die leben vielleicht in den Gebieten, die jetzt überschwemmt sind". Trotz dieser Sorgen müsse die sicherheitstechnisch wichtige Arbeit im Kraftwerk ausgeführt werden.

Wie die IAEA auf den Dammbruch reagiert, lesen Sie hier:

Ukraine, Kernkraftwerk Saporischschja, Archivbild

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