Georgien 15 Jahre nach Krieg: Russische "Besatzung beenden"

    15 Jahre nach Kaukasuskrieg:Georgien: Russland muss "Besatzung beenden"

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    Georgien fordert zum 15. Jahrestag des Kriegs zwischen dem Land und Russland den Abzug russischer Truppen. Der Kreml hat in Südossetien und Abchasien Soldaten stationiert.

    Georgien, Tbilisi: Eine georgische Ehrengarde nimmt auf dem Friedhof in Tiflis an einer Gedenkzeremonie für georgische Soldaten teil, die 2008 im Krieg gegen Russland getötet wurden.
    In Georgien gedenken sie der Soldaten, die im Krieg gegen Russland gefallen sind.
    Quelle: afp

    Nach dem sogenannten Kaukasuskrieg vor 15 Jahren zwischen Russland und Georgien hat der georgische Regierungschef Irakli Garibaschwili den Abzug der russischen Truppen aus seinem Land gefordert. "Es ist unsere wichtigste Aufgabe, diese Besatzung zu beenden", sagte Garibaschwili am Dienstag vor Journalisten.
    In der Nacht vom 7. auf den 8. August 2008 hatten russische Truppen Georgien angegriffen. Zuvor war Tiflis gegen die pro-russischen Separatisten in der abtrünnigen Region Südossetien vorgegangen. Georgien verlor den nur fünf Tage dauernden, aber verlustreichen Krieg.

    Moskau erkannte Südossetien und Abchasien als unabhängig an

    An dessen Ende erkannte Moskau Südossetien und das weiter westlich gelegene Abchasien unter internationalem Protest als unabhängige Kleinstaaten an und stationierte dort Soldaten.
    Die abchasische Sängerin Natia Todua steht neben Ruinen in Georgien und blickt in die Ferne.
    Im Georgienkrieg 2008 testet Wladimir Putin, wie weit er gehen kann. Gezielt heizt er dafür alte Konflikte der Region an. Die Folge: Georgien ist bis heute ein gespaltenes Land.08.09.2022 | 45:06 min
    "Das war eine fürchterliche Tragödie", sagte Garibaschwili. 400 Georgier seien damals getötet und mehr als 2.000 verletzt worden. Er gedachte der Opfer und sprach sich für eine friedliche Lösung um die abtrünnigen Regionen aus.

    Garibaschwili: Durch Krieg "illegale Besatzung" entstanden

    Garibaschwili machte den inzwischen inhaftierten damaligen Präsidenten Michail Saakaschwili verantwortlich für den Kriegsbeginn. Er sei damals seinen Interessen gefolgt und habe nicht versucht, den Krieg zu verhindern. Die EU und die USA forderten von Russland den Rückzug seiner Truppen aus den Gebieten.
    Der Regierungschef beklagte, dass die Schwarzmeerrepublik durch den Verlust von 20 Prozent ihres Staatsgebiets bis heute unter den Folgen leide.

    Dieser Krieg hat uns eine illegale Besatzung eingebracht.

    Irakli Garibaschwili, georgischer Regierungschef

    Georgiens Präsident kritisiert Ex-Regierungschef

    "Wir haben immer wieder gesagt, dass dieser Krieg hätte verhindert werden können", sagte Garibaschwili. Der damalige Präsident Saakaschwili hatte versucht, die Kontrolle über die abtrünnige Region Südossetien zu bekommen. Russland marschierte unter dem damaligen Präsidenten Dmitri Medwedew dort ein.
    Saakaschwili habe als Oberbefehlshaber "große Verantwortungslosigkeit" an den Tag gelegt, sagte Garibaschwili. Es habe keine Risikoabwägung gegeben. "Das war eine gegen die nationalen Interessen gerichtete Führung, die sich nicht um die Vereinigung der Territorien Georgiens und nicht um den Schutz des Volkes gesorgt hat, das war ein Machtapparat, der sich nur um seine eigenen Interessen gekümmert hat."

    Medwedew zieht Parallele zu Ukraine-Krieg

    Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew, heute Vizechef des russischen Sicherheitsrates, verteidigte unterdessen das militärische Eingreifen Russlands im Jahr 2008. Dies sei geschehen, um die Bevölkerung Südossetiens und Abchasiens gegen den "Feind" zu verteidigen, schrieb Medwedew im Online-Dienst Telegram. Die russische Armee habe die "arroganten Nationalisten rasch und streng bestraft".
    Medwedew zog zudem eine Parallele zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Wie im August 2008 werden unsere Feinde vernichtet werden, Russland wird einen Frieden zu seinen Bedingungen erhalten", erklärte er.
    Demonstrantin hält Pro-EU Poster während Protest vor Parlamentsgebäude in Tiflis, Georgien
    Georgien sucht den Weg in die NATO und EU, denn die Angst vor dem mächtigen Nachbarn Russland ist groß. Bereits 2008 marschierten russische Truppen in das Land ein. Und die Grenzen werden immer weiter verschoben, zu Gunsten Russlands. 06.07.2022 | 15:44 min

    Selenskyj: Russische Aggressionen müssen bestraft werden

    Bereits am Vortag hatte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut solidarisch gezeigt mit Georgien mit Blick auf das Ringen des Landes um die Wiederherstellung seiner territorialen Unversehrtheit.
    Selenskyj bezeichnete Russland einmal mehr als Aggressor, der bestraft werden müsse. Nur wenn die georgischen und die ukrainischen Gebiete befreit würden von der russischen Besatzung, könne es Frieden und Stabilität in Europa geben, betonte er.

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    Moldau hat Angst: Wird Putin ihr Land als Nächstes angreifen? Mit Russland wollen viele in dem Ex-Sowjetland nichts mehr zu tun haben. So auch in Georgien. Geht das so einfach?
    von Sebastian Ehm, Jenifer Girke und Nina Niebergall
    Wladimir Putin
    mit Video
    Quelle: dpa, AFP

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