Warum sich Harris (ein bisschen) von Biden abgrenzt
Analyse
Abgrenzung von Biden:Harris holt bei Fox nach, was nötig war
von Anna Kleiser, Washington D.C.
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Sie werde nicht die Fortsetzung von Biden sein, sagt Kamala Harris im Interview mit Fox News. Im Wahlkampfendspurt grenzt sich die Demokratin ab und geht mehr Risiko ein.
Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat sich in einem Interview mit dem rechtsgerichteten Sender Fox News klar von Amtsinhaber Joe Biden abgegrenzt.17.10.2024 | 1:43 min
Bereits zwei Mal war Kamala Harris über diese Frage zu Joe Biden gestolpert: Was würde sie anders machen als der amtierende US-Präsident? Ihre Antworten waren bisher ausweichend und ohne klare Abgrenzung, dafür gab es harsche Kritik. Dieses Mal, beim Interview mit Fox News, ist das anders:
Meine Präsidentschaft wird keine Fortsetzung der Präsidentschaft von Joe Biden sein.
Sie stehe für eine neue Generation und werde ihre eigenen Ideen und Erfahrungen mit ins Amt bringen. Diese Frage ist aus mindestens zwei Punkten sehr relevant. Erstens sehnen sich laut Umfragen die meisten Menschen in den USA nach Wandel und suchen nach dem Kandidaten, der das verwirklicht. Zweitens sind die Nähe zu Biden und ihre Zeit als Vizepräsidentin genau das, was Donald Trump ihr permanent vorwirft.
Daher ist es höchste Zeit für Harris, sich ein unabhängigeres Image aufzubauen. Die Chance, das im kritischen Interview zu machen, lies sie diesmal nicht liegen.
Harris habe klargemacht, sie wolle „nicht eine Neuauflage von Donald Trump, nicht die Weiterführung von Joe Biden, sondern was Neues“, so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen in Washington.17.10.2024 | 3:10 min
Warum das Ganze bei Fox News?
Schon seit Beginn ihrer Kandidatur versucht die Demokratin auch Wählerinnen und Wähler aus dem republikanischen Lager zu erreichen. Harris will als Kandidatin der Mitte verstanden werden, will einen Republikaner mit in ihre Regierung nehmen und bemüht den Wahlkampfspruch: "Country over Party" - also "Land über Partei".
Am Tag des Interviews trat sie vor 100 Anti-Trump-Republikanern im entscheidenden Swing State Pennsylvania auf. Sie warnte deutlich vor Trump, zitierte den US-General Mark Milley mit den Worten Trumps sei "von Kopf bis Fuß ein Faschist" und betonte:
Egal, welche Partei Sie wählen, egal, wen Sie beim letzten Mal gewählt haben, es gibt einen Platz für Sie in diesem Wahlkampf.
Das Interview mit den Trump-nahen Sender Fox News gehört auch in diese Kategorie. Da es keine zweite Präsidentschaftsdebatte geben wird, sah ihr Team die Chance zu denjenigen vorzudringen, die über andere Kanäle kaum erreichen kann: konservative bis erzkonservative Wähler. Harris ließ bei Fox News keine Chance aus, zu betonen, dass sie von Republikanern unterstützt wird.
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Wie lief das Interview für Harris?
Für Harris, deren Wahlkampfteam lange auf eine sehr risikoarme Strategie gesetzt hat, war es ein wichtiger Test. Die Hoffnung: Mit ihren Botschaften und Argumenten Fragen bei wechselwilligen oder von Trump genervten Wählern aufwerfen und sie bestenfalls von sich überzeugen.
Nach dem Interview waren sich beide Wahlkampfteams sicher, das gesehen zu haben, was ihre Parteibrille vorschreibt. Trumps Teams sprach davon, dass eine "komplette und totale Katastrophe" eine Untertreibung wäre, Harris' Team sah eine gute Performance in der sie mir ihrer "Standhaftigkeit einem feindseligen Interviewer die Stirn bot". Die Realität liegt in der Mitte, Harris war kämpferisch und an einigen Stellen sehr deutlich, an anderer Stelle geriet sie unter Druck. Ihr gelang es, das Gespräch meist zu ihren Themen zurückzulenken.
Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat sich in einem Interview mit dem rechtsgerichteten Sender Fox News klar von Amtsinhaber Joe Biden abgegrenzt.17.10.2024 | 1:43 min
Machen solche Interviews einen Unterschied?
Es ist ihr Kampf um die wenigen unentschlossenen Wähler in einem unfassbar knappen Rennen um die Präsidentschaft. Nur zweieinhalb Wochen vor dem Wahltermin und während in einigen Bundesstaaten schon längst gewählt wird, versuchen sie und Trump alles, um die entscheidenden Stimmen zu bekommen. Wie viel es bringt, ist offen.
Präsidentschaft: Trump oder Harris?
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Während Harris sich bei Fox News den kritischen Fragen stellte, strahlte der Sender am selben Tag auch einen zuvor aufgezeichneten, moderierten Bürgerdialog ihres Gegners Trump mit ausschließlich weiblichem Publikum aus. Frauen zählen zu einer schwierigen Wählergruppe für ihn, Harris hofft, darauf aufbauen zu können.
In der finalen Phase des Wahlkampfes strecken beide Kandidaten noch mal ihre Fühler so weit wie möglich aus. Große Veränderungen erwartet niemand mehr, aber es kommt am Ende vermutlich nur auf wenige Stimmen an und da soll keine Chance liegen bleiben.
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Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
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