Krieg in Gaza: Israel empört über Völkermord-Vorwurf der UN

    Krieg in Gaza:Israel empört über Völkermord-Vorwurf der UN

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    Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin, sieht laut eines Berichts in Handlungen Israels in Gaza Hinweise auf einen "Völkermord". Für Israel ein "ungeheuerlicher" Vorwurf.

    Menschen drängen sich um Pakete mit humanitärer Hilfe, die über dem nördlichen Gazastreifen abgeworfen wurden, aufgenommen am 25.03.2024
    Menschen drängen sich in Dschabalia um Hilfspakete: UN-Expertin Albanese wirft Israel für Handlungen im Gazastreifen "Völkermord" vor - Israel weist das entschieden zurück.
    Quelle: dpa

    Die UN-Sonderberichterstatterin für die palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, sieht nach eigenen Angaben "vernünftige Gründe" für die Annahme, dass Israel im Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen mehrere Handlungen des "Völkermords" vorgenommen hat.

    Albanese warnt vor "ethnischer Säuberung"

    Es gebe klare Hinweise darauf, dass Israel gegen drei der fünf in der UN-Völkermordkonvention aufgeführten Handlungen verstoßen habe, hieß es am Montag in einem Bericht.

    Die überwältigende Art und das Ausmaß des israelischen Angriffs auf Gaza und die zerstörerischen Lebensbedingungen, die er verursacht hat, offenbaren eine Absicht, die Palästinenser als Gruppe physisch zu vernichten.

    Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin

    Albanese warnte zudem vor einer "ethnischen Säuberung". Albanse ist eine unabhängige Expertin, die vom UN-Menschenrechtsrat ernannt wurde, aber nicht im Namen der Vereinten Nationen spricht.
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    Israel weist Bericht scharf zurück

    Israel wies den Bericht scharf zurück und bezeichnete ihn als "Fortsetzung einer Kampagne, die darauf abzielt, die Gründung des jüdischen Staates selbst zu untergraben". Die diplomatische Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf schreibt auf X:

    Der Bericht ist daher eine obszöne Umkehrung der Realität, bei der eine sogenannte Expertin ungeheuerliche Anschuldigungen erheben kann, je extremer, desto besser.

    Die diplomatische Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf

    Israels Krieg richte sich gegen die Hamas, nicht gegen palästinensische Zivilisten. Die Vorwürfe von Albanese seien "ungeheuerlich". Israel hat Albanese und ihr Mandat wiederholt kritisiert.

    Völkermord ist der Rechtsbegriff für das schlimmste denkbare Verbrechen: Handlungen mit dem Ziel, ein Volk, eine Ethnie oder auch eine Glaubensgemeinschaft zu vernichten. Er ist auch unter der Bezeichnung Genozid geläufig - zusammengesetzt aus dem griechischen "genos" (Herkunft, Stamm) und der lateinischen Ableitung -cide (töten). Der polnisch-jüdische Jurist Raphael Lemkin prägte den Begriff zwischen 1943 und 1944, um eine Grundlage für die Bestrafung der von den Nazis begangenen Verbrechen zu legen. Nach dem zweiten Weltkrieg, im Dezember 1948, wurde er im völkerrechtlichen Sinne in der UN-Völkermordkonvention verankert.

    Der UN-Vertrag verbietet Handlungen, mit denen eine national, ethnisch, rassisch oder religiös definierte Gruppe vernichtet werden soll. Entscheidend ist dabei nicht, ob oder wie viele Menschen getötet wurden, sondern die Absicht der Täter, eine Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören. Gerichte haben seither entschieden, dass auch Verbrechen wie Vergewaltigung Völkermord sein können, wenn sie mit der Vernichtungsabsicht begangen werden.

    Mit der Konvention 260 wurde der Völkermord international geächtet. Staaten sind demnach verpflichtet, Völkermord zu verhüten und zu bestrafen. Das Völkermord-Verbot ist absolut, lässt keine Abweichung zu und gilt auch für Länder, die der Konvention nicht beigetreten sind. Die Tat kann von Tribunalen wie dem Internationalen Strafgerichtshof verfolgt werden, aber auch von nationalen Gerichten.

    Zu den Straftatbeständen in der Völkermordkonvention gehören das Töten, das Zufügen ernsthafter körperlicher oder geistiger Schäden, das Auferlegen von Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung einer Gruppe abzielen, sowie die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung und Verschleppung von Kindern.

    Quelle: epd, AFP

    Von den USA - einem wichtigen Verbündeten Israels - hieß es als Reaktion, Washington habe Kenntnis von dem Bericht, aber "keinen Grund zur Annahme, dass Israel in Gaza Handlungen des Völkermords begangen hat".

    Weiter 130 Geiseln im Gazastreifen

    Der Krieg zwischen Israel und der Hamas war durch deren beispiellosen Überfall auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1.160 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Von ihnen werden noch immer etwa 130 festgehalten, 33 von ihnen sind mutmaßlich tot.
    Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, inzwischen mehr als 32.300 Menschen getötet.
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    Wegen des Vorgehens im Gaza-Streifen muss sich Israel vor dem Internationalen Gerichtshof verantworten. Geklagt hat Südafrika, ein Land mit langer Apartheid-Geschichte. 11.01.2024 | 1:53 min
    Südafrika hat wegen des Kriegs im Gazastreifen den Vorwurf des "Völkermords" gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof erhoben. Das Gericht wies Israel Ende Januar an, bei seinem Militäreinsatz im Gazastreifen alles dafür zu tun, um einen Völkermord zu verhindern, die palästinensische Bevölkerung zu schützen und humanitäre Hilfe zu ermöglichen.

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    Quelle: dpa

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