Türkei: Baerbock und Faeser reisen ins Erdbebengebiet

    Reise in Erdbebengebiet:Baerbock und Faeser sagen anhaltende Hilfe zu

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    Mehr als 47.000 Menschen sind bei Erdbeben in der Türkei und in Syrien gestorben. Nun bebte die Erde wieder. Baerbock und Faeser sagen Hilfe zu, heute reisen sie in die Region.

    Ein älterer Mann reagiert nach einem neuen Erdbeben der Stärke 6,3 in Hatay (Türkei), aufgenommen am 20.02.2023
    Trümmer in Hatay: Ein neues Beben erschütterte am Montag die Türkei.
    Quelle: epa

    Vor ihrer Abreise in die vom Erdbeben erschütterte Region im Süden der Türkei haben Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den Betroffenen weitere Unterstützung versprochen. Vor dem Abflug in Berlin erklärte Baerbock:

    Wir wissen darum, dass der Wiederaufbau den Menschen in der Region enorme Kraft und Energie abverlangen wird.

    Annalena Baerbock, Außenministerin

    Die Ministerin wolle sich vor Ort gemeinsam mit Faeser "ein Bild machen, Betroffenen zuhören und schauen, wie wir auch weiter bestmöglich helfen und unseren Teil dazu beitragen können, den Menschen wieder eine Perspektive zu geben".
    Die Ministerinnen planen, sich bei der eintägigen Reise die Abwicklung deutscher Hilfsgüterlieferungen anzuschauen. Zudem ist ein Besuch in einer Notzeltstadt für Erdbebenopfer geplant.

    Türkei und Syrien: Neue Beben erschüttern Region

    Am 6. Februar hatten zwei starke Erdbeben die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert. Mehr als 47.000 Menschen sind ums Leben gekommen, davon mehr als 41.000 in der Türkei.
    Am Montag erschütterten weitere Beben die Region mit Stärken von 6,4 und 5,8. Die Epizentren lagen in der Provinz Hatay, wie die Erdbebenwarte Kandilli mitteilte. Mindestens drei Menschen wurden dadurch getötet, sagte Innenminister Soylu am Abend. Gesundheitsminister Fahrettin Koca teilte auf Twitter mit, 294 Menschen seien verletzt worden, 18 davon schwer.
    Auch in Syrien wurden Verletzte registriert: Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte zählte am Montagabend 470 Verletzte, die meisten davon im Raum Aleppo. Auf die beiden Beben folgten erneut zahlreiche Nachbeben. Es habe sich nicht um Nachbeben der großen Beben von vor zwei Wochen gehandelt, sagte der türkische Vize-Präsident Fuat Oktay.
    [Warum die Erdbeben in der Türkei und in Syrien absehbar waren und sich in Istanbul jederzeit wiederholen können - mehr dazu in der Terra-X-Kolumne]

    Welthungerhilfe: Mehr Hilfe für syrische Erdbebenopfer

    Die Welthungerhilfe mahnte nun mehr Hilfe für die betroffenen Syrer an. Der Generalsekretär der Hilfsorganisation, Mathias Mogge, erklärte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin:

    Insbesondere in Nordwestsyrien kommt bisher immer noch zu wenig von der dringend benötigten Unterstützung an.

    Mathias Mogge, Welthungerhilfe

    Die Öffnung weiterer Grenzübergänge zwischen der Türkei und Syrien sei ein Anfang. "Aber nun müssen endlich Hilfsgüter wie Wasser, Medikamente, Nahrung und Zelte schnell in ausreichenden Mengen geliefert werden."
    Mitarbeiter vor Ort berichteten, "dass sich die Menschen in den syrischen Erdbebengebieten zum zweiten Male von der internationalen Staatengemeinschaft im Stich gelassen fühlen", so Mogge weiter. Die Welthungerhilfe leiste mit lokalen Partnern Überlebenshilfe, aber die Not sei riesig.

    Wir werden einen langen Atem brauchen, um den Opfern des Erdbebens nicht nur beim Überleben sondern auch in der ersten Phase des Wiederaufbaus zur Seite zu stehen.

    Mathias Mogge, Welthungerhilfe

    Baerbock und Faeser: Gespräche mit Opfern und Helfern geplant

    Baerbock und Faeser wollten sich zunächst am Flughafen der Stadt Gaziantep über mögliche Probleme bei der Abwicklung der Hilfslieferungen informieren. Dort sollen auch weitere Hilfsgüter des Technischen Hilfswerks (THW) an den türkischen Katastrophenschutz übergeben werden.

    Bisher stellt Deutschland Hilfen in Höhe von 58 Millionen Euro für die Erdbebenopfer im türkisch-syrischen Grenzgebiet zur Verfügung - davon 8,2 Millionen Euro für Sachlieferungen, hieß es aus der Bundesregierung. Darunter seien etwa 200 Zelte für je zwölf Personen sowie Zeltausstattung wie Feldbetten, Schlafsäcke, Generatoren, Zeltheizung und Beleuchtung.
    Laut Bundesregierung waren im Erdbebengebiet im Einsatz:
    • 52 Helferinnen und Helfer sowie vier Rettungshunde des THW
    • 38 Einsatzkräfte und drei Rettungshunde der NGO @fire
    • 43 Einsatzkräfte und sieben Rettungshunde von I.S.A.R. Germany
    • 25 Einsatzkräften und fünf Rettungshunde der Bundespolizei
    Es seien noch weitere deutsche Hilfsorganisationen vor Ort. Eine abschließende Übersicht über die dort aktiven deutschen Nichtregierungsorganisationen liegt nicht vor.

    Quelle: dpa, Stand: 21.02.2023

    Von dem Flughafen aus werden die Hilfslieferungen sowohl für die Türkei als auch für den ebenfalls stark betroffenen Nordwesten Syriens abgewickelt. Ob es auch ein Treffen mit türkischen Regierungsvertreter gibt, war zunächst unklar.
    In der nordwestlich gelegenen und stark betroffenen Region Kahramanmaras wollen die Ministerinnen in einer Zeltstadt mit Erdbebenopfern und Helfern sprechen.
    Zu einem Zeltlager für Erdbebenopfer umgewandelt wurde das Stadion der Provinzhauptstadt (Luftaufnahme mit einer Drohne), aufgenommen am 12.02.2023
    Zeltlager in Kahramanmaras (Türkei)
    Quelle: dpa

    Bis Freitagnachmittag 20 Visa ausgestellt

    Die beiden deutschen Ministerinnen planten auch den Besuch eines der wiedereröffneten Visaannahmezentren und eines neu eingerichteten mobilen Visaannahmebusses. Erdbebenopfern soll mit Drei-Monats-Visa ermöglicht werden, übergangsweise bei nahen Angehörigen in Deutschland unterzukommen.
    Nach Angaben des Auswärtigen Amtes hat Deutschland gut eine Woche nach der Einführung des vereinfachten Visa-Verfahrens einer "zweistelligen Zahl" von Menschen aus der Türkei Einreiseerlaubnisse erteilt. Weitere Anträge seien in Bearbeitung, hieß es. Bis Freitagnachmittag seien demnach 20 Visa ausgestellt worden.
    Kritik am Verfahren war laut geworden, weil trotz des Versprechens einer unbürokratischen Hilfe für die Visaerteilung etwa ein gültiger Pass und ein biometrisches Foto benötigt werden. Kritiker monieren, diese seien angesichts der Zerstörung oft nicht zu beschaffen.

    Schwere Erdbeben
    :Spendenaufruf für Türkei und Syrien

    Nach dem schweren Erdbeben in Marokko werden mehrere Tausend Tote gezählt. Internationale Hilfe läuft an. Auch deutsche Rettungsteams bereiten sich auf den Einsatz vor.
    Eingestürztes Gebäude in Diyarbakir, Türkei
    Quelle: dpa, epd

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