Ukraine-Krieg: Angst vor Kriegseintritt wächst in Belarus
Russische Militärpräsenz:Belarus: Angst vor Kriegseintritt nimmt zu
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Wird Belarus in Russlands Krieg gegen die Ukraine hineingezogen? Die Militärübungen für Tausende belarussische Männer schüren Ängste in der Bevölkerung. Widerstand formiert sich.
Russische Soldaten bei Übungen im vergangenen Dezember in Belarus.
Quelle: dpa
Als der belarussische Ingenieur Ruslan kürzlich in der Hauptstadt Minsk eine Vorladung zur militärischen Ausbildung erhielt, war der Krieg in der Ukraine plötzlich ganz nah. Die Militärübungen für Tausende Männer schüren Ängste, dass Belarus in die Kämpfe hineingezogen werden könnte. Der 27-Jährige, der anonym bleiben will, sagt am Telefon:
Lukaschenko vermeidet direkte Kriegsbeteiligung
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hieß zuletzt Tausende russische Truppen in seinem Land willkommen, erlaubte dem Kreml, das Land für den Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022 zu nutzen, und bot an, taktische Atomwaffen in seinem Land zu stationieren. Eine direkte Beteiligung von Belarus an den Kämpfen vermied er jedoch bisher.
Der belarussische Militärbeobachter Aliaksandr Alesin glaubt, dass es im Fall einer Entsendung der 45.000 Mitglieder starken belarussischen Armee in die Ukraine zu einer massenhaften Befehlsverweigerung kommen könnte. Lukaschenko werde dies nach seiner Einschätzung nicht tun, weil er befürchte, Unzufriedenheit unter den Soldaten zu schüren, die ihre Waffen dann in eine andere Richtung lenken könnten.
Putin macht Belarus zu "nuklearer Festung"
Die Zustimmung zur Stationierung einiger taktischer Atomwaffen Russlands bezeichnete Lukaschenko als Schutzmaßnahme gegen "aggressive Pläne der Nato und westliche Schikanen". Laut Kremlchef Wladimir Putin wird der Bau von Atomwaffen-Depots in Belarus bis zum 1. Juli abgeschlossen sein. Russland rüstete bereits belarussische Kampfflugzeuge für den Transport von Atomwaffen um und stellte Kurzstreckenraketen zur Verfügung, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können.
Während des Kalten Krieges waren nach Angaben Alesins in Belarus etwa zwei Drittel des Moskauer Arsenals an atomar bestückten Mittelstreckenraketen stationiert. Dutzende Lagerstätten aus der Sowjet-Ära könnten noch immer für solche Waffen genutzt werden.
Die westlichen Sanktionen lähmten die belarussische Wirtschaft - sie schrumpfte 2022 um 4,7 Prozent. Lukaschenko hofft, dass ein Anstieg von 70 Prozent im Handel mit Russland die Auswirkungen mildert. Laut Alesin versorgt Moskau Minsk mit billiger Energie und Krediten und öffnet seinen riesigen Markt im Austausch für die Möglichkeit, die belarussische Militär-Infrastruktur zu kontrollieren.
Unzufriedenheit in Belarus nimmt zu
Doch die wachsende Beteiligung des Landes am russischen Krieg schürt weit verbreitete Unzufriedenheit, wie der belarussische Politologe Waleri Karbalewitsch erklärt. In Belarus habe sich eine breite Guerilla-Bewegung entwickelt, deren Mitglieder Bahngleise und russische Kampfflugzeuge in die Luft sprengten und russische und belarussische Websites angriffen.
Politologe: Lukaschenko wird weiter zögern
Nach Einschätzung von Karbalewitsch wird Lukaschenko weiterhin zögern, in den Krieg einzutreten. Doch Moskau könnte mit der Drohung eines weiteren Einmarsches von Belarus in die Ukraine spielen, um Kiew zu zwingen, eine große Anzahl Truppen an der Grenze zu behalten.
"Die unmotivierte und schwache belarussische Armee würde auf dem Schlachtfeld nicht viel ändern, doch der Kreml muss Kiew und dem Westen weiterhin zeigen, dass die belarussische Bedrohung bestehen bleibt", sagt er.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.