Röttgen bei Illner: "Frieden nur bei Erfolg der Ukraine"

    Debatte bei "illner":Röttgen: Frieden nur bei "Erfolg der Ukraine"

    von Torben Schröder
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    Die Ukraine erhält nicht genug Waffen, ist sich die Runde bei "maybrit illner" sicher. Frieden gebe es aber nur durch einen Sieg der Ukraine, sagt Außenexperte Norbert Röttgen.

    CDU-Außenexperte Norbert Röttgen in der Sendung von Maybrit Illner.
    CDU-Außenexperte Norbert Röttgen bei "illner".
    Quelle: ZDF/Svea Pietschmann

    Die Bundesregierung hat angekündigt, Marder-Panzer an die Ukraine zu liefern. Nach Einschätzung der Experten-Runde in der ZDF-Sendung "maybrit illner" genügt die aktuelle Unterstützung für das von Russland angegriffene Land allerdings bestenfalls, um nicht weiter zurückgedrängt zu werden.
    "Es geht im Moment nur darum, dass die Ukraine ihre Linien halten kann", sagt "Spiegel"-Chefreporter Matthias Gebauer.
    "Mit 40 Mardern wird sich so viel nicht ändern können", sagt die Friedensforscherin Nicole Deitelhoff. Eine Kehrtwende zugunsten der Ukraine sei nicht in Sicht, eher werde der aktuelle Abnutzungskrieg verlängert.

    Eigendorf: Kein Ausweg für Putin

    "Jede weitere Bewaffnung rettet de facto Menschenleben", blickt die ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf auf die Unterstützung der Ukraine. Aber ist die Vorstellung realistisch, dass ein militärisches Patt beide Seiten an den Verhandlungstisch zwingt? "Putin hat keine Rezepte in diesem Krieg, und es gibt für ihn auch keinen Ausweg", so Eigendorf.
    Russland müsse durch entschlossenere Waffenlieferungen so weit zurückgeworfen werden, dass Angriffskriege wie jener in der Ukraine nicht mehr möglich sind, so Eigendorf weiter. Allerdings drohten auf Sicht Lieferengpässe.
    "Den Weg zurück gibt es nicht mehr", vermutet auch Gebauer:

    Ich bin mir nicht sicher, ob eine Verhandlungslösung noch zu erreichen ist.

    Matthias Gebauer, "Spiegel"-Journalist

    Dafür habe Russland schon zu viele Verluste erlitten.

    Zögerliche Waffenlieferungen?

    Der ehemalige Nato-Oberbefehlshaber James G. Stavridis teilt die Kritik zu zögerlicher Waffenlieferungen an die Ukraine. Der US-Amerikaner wirbt für mehr Unterstützung auch mit Defensiv-Waffen für den Luftkampf und Kampfflugzeugen.
    "Im Laufe der Zeit werden die Ukrainer mit den richtigen Werkzeugen in der Lage sein, sich weiter nach vorne zu bewegen, um irgendwann mit Russland verhandeln zu können", sagt Stavridis. Den USA gehe es nicht um eine Invasion in Russland.

    Wir wollen nur, dass die Ukraine ganz und gar frei ist.

    James G. Stavridis

    Dafür brauche es eine starke ukrainische Position in den Verhandlungen. Die Chancen auf einen militärischen Sieg der Ukraine stünden nicht gut. "Mein Eindruck ist, dass ein Patt eine Verhandlungslösung erschwert", sagt Norbert Röttgen (CDU). Nicht nur für Putin, auch für die Ukraine seien die Verluste dafür schon zu gravierend.

    Röttgen: Frieden durch Sieg der Ukraine

    "Das Desaster ist das Patt. Die einzige Alternative, um zu einer Friedenslösung in Europa zu kommen, ist der militärische Erfolg der Ukraine", sagt Röttgen. Dies sei die eigentliche Friedensfrage.
    Folgt man Gebauer, müssten die Waffenlieferungen schnell weiter forciert werden. Denn die Bundesrepublik könne die aktuellen wirtschaftlichen Folgen des Krieges auf lange Sicht nicht stemmen.
    Kritik äußert der Journalist daran, dass parallel zur Entscheidungsfindung der Marder-Lieferung nicht bereits Vorbereitungen getroffen worden sind. Stattdessen herrsche nun "Chaos". Und sollten Leoparden oder andere Kampfpanzer geliefert werden, bräuchte es laut Deitelhoff lange Vorbereitungszeiten, ehe diese auf dem Schlachtfeld einsetzbar sind.



    Deutschland in der Isolation?

    Dass es soweit kommt, ist für Röttgen absehbar:

    Ich glaube, es wird so laufen, wie es beim Marder gelaufen ist. Den Vorwand des Alleingangs, den wir angeblich ausschließen wollen, glaubt ja keiner. Es ist der Alleingang des Kanzlers, etwas zu verweigern.

    Norbert Röttgen, CDU-Politiker

    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe erkannt, dass Deutschlands Weigerung, Marder zu liefern, in die Isolation geführt habe, und erst dann reagiert.
    "Ich finde es gut und richtig, dass man abgewogen agiert", hält die Juso-Vorsitzende Jessica Rosenthal entgegen. Es gehe darum, international abgestimmt und nicht mit deutschen Alleingängen zu handeln. Auch die SPD stehe zu 100 Prozent an der Seite der Ukraine. Röttgen hatte behauptet, eine entschiedenere Unterstützung der Ukraine stehe nicht mit den russlandpolitischen Vorstellungen des Kanzlers in Einklang.
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