Machtkampf unter den Chefs russischer Söldnergruppen
Motivation privater Kampfgruppen:Der Machtkampf unter Russlands Söldnergruppen
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Die Gruppe Wagner ist die wohl bekannteste private russische Söldnertruppe - aber nicht die einzige. Über deren Rolle und Rivalitäten spricht Politologe Pleyer bei ZDFheute live.
Söldner der Gruppe Wagner in der umkämpften Stadt Bachmut
Quelle: Imago
In der Ukraine kämpfen neben dem russischen Militär auch Söldner privater Gruppen. Die Gruppe Wagner wurde gleich zu Beginn des Krieges und ihr Chef, Jewegeni Prigoschin, als "Putins Koch" und Mann fürs Grobe bekannt. Seine Gruppe unterstützt die russische Armee im erbitterten Kampf um Bachmut.
In Russland gibt es jedoch mehrere andere Söldnergruppen, zwischen denen es Rivalitäten gibt. Eine wichtige Rolle spielt die Söldnertruppe Patriot, die von Verteidigungsminister Sergei Schoigu protegiert werden soll. Was dieser Machtkampf bedeutet und was er möglicherweise über die Zukunft der Russischen Föderation aussagt, erklärt Politikwissenschaftler Severin Pleyer vom Thinktank der Bundeswehr in Hamburg bei ZDFheute live.
Es gebe einen internen Kampf zwischen den russischen Söldner-Firmen Wagner und Patriot, so Militärexperte Pleyer. Die würden von Putins rivalisierenden Gefolgsleuten finanziert.03.05.2023 | 13:15 min
Sehen Sie hier das ganze Interview bei ZDFheute live mit Severin Pleyer:
Gruppe Patriot und Gruppe Wagner konkurrieren
"Die Grundproblematik ist, dass die Gruppe Wagner alles überdeckt, wenn wir in der Debatte um die Söldnerfirmen in Russland sprechen", sagt Politikwissenschaftler Pleyer bei ZDFheute live.
Es gebe aber im Moment vor allem eine große Konkurrenz zwischen zwei Söldnertruppen:
die Gruppe Patriot von Verteidigungsminister Sergei Schoigu und
die Gruppe Wagner von Wagnerchef Jewgeni Prigoschin.
Patriot rekrutiere sich vor allem aus Spezialkräften und werde natürlich auch von Verteidigungsminister Schoigu protegiert. Laut aktuellen Analysen spielten sich die beiden Gruppen gegeneinander aus.
Nicht nur in der Ukraine sind russische Söldner aktiv. Gerade in Afrika will der Kreml so an Einfluss gewinnen. ZDFheute live über die globale Macht privater Militärunternehmen.03.05.2023 | 26:49 min
Rivalität unter Putins Gefolgsleuten Schoigu und Prigoschin
Alle diese Söldnertruppen würden von Firmenchefs mitfinanziert. Gazprom beispielsweise sei ein kleiner Teil davon, die in Bataillonsstärke rekrutierten. Diese Spezialisten würden in der Verteidigung eingesetzt, seien aber meist nicht in der Ukraine, sondern in Afrika oder auf Ölbohrstationen vor der Küste Afrikas aktiv.
Problematisch sei die Zuordnung der einzelnen Gruppen. "Genau das ist das Ziel der Russischen Föderation in diesem Umfang, dass man nicht genau weiß, wer, was und wann macht", so Pleyer.
Seit dem Krieg in der Ukraine sind sie immer wieder ein Thema: russische Wagner-Söldner. Dabei ist das private Militärunternehmen nicht nur in diesem Konflikt aktiv.03.05.2023 | 1:35 min
Experte: Söldnertruppen wollen "Pfründe schützen"
Putins Macht sei durch diese Rivalität aktuell nicht in Gefahr. Allerdings könne man Rückschlüsse darauf ziehen, wie manche der Akteure die Zukunft Russlands sehen: "Nämlich, dass man eigene Streitkräfte braucht, um notfalls seine eigenen Pfründe in Sicherheit zu bekommen." Verteidigungsminister Schoigu habe mit seiner Gruppe Patriot eine der größten und am besten ausgebildeten Streitmächte innerhalb Russlands.
Das sei zwar spekulativ. Es sei aber trotzdem bezeichnend, dass sehr viele Oligarchen und sehr viele hohe Politiker private Söldner oder "Semi-Streitkräfte" anheuern, um sich in der Ukraine zu beteiligen oder um mittel- bis langfristig ihre Pfründe zu sichern.
In bis zu 30 Ländern werden Operationen vermutet.
Vor allem in Afrika ist der Einfluss privater russischer Militärfirmen belegt.
In Mali sollen beispielsweise etwa 800 Wagner-Söldner für die Übergangsregierung kämpfen.
Auch in Syrien war der Einfluss deutlich: Dort unterstützten Wagner-Einheiten die Truppen von Machthaber Assad.
03.05.2023 | 5:00 min
Sie bieten dem Kreml ein Instrument, den russischen Einfluss weltweit auszudehnen.
Häufig werden Söldner aus dem russischen Militär und den Sicherheitskräften rekrutiert. Sie bauen dann Netzwerke in wichtigen Einsatzgebieten auf. Zudem werden militärische Stützpunkte errichtet.
Wagner und Co. sind aber nicht nur Söldner: Mit ihnen verbunden sind verschiedene Firmen. Diese bieten Moskau die Möglichkeit, den wirtschaftlichen Einfluss in Entwicklungsländern auszuweiten - etwa mit Goldminen.
Beobachter sehen den Ursprung dieser privaten Militärfirmen im Jahr 2006: Damals kündigte Wladimir Putin vor der Duma Änderungen im militärischen Führungssystem Russlands an.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.