Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen sagt, Russland müsse "deputinisiert" werden. Dies könne mit der "Denazifizierung" in Deutschland verglichen werden.
Russland muss nach Auffassung von Sicherheitskonferenz-Chef Christoph Heusgen vor einer Wiederbelebung des deutsch-russischen Verhältnisses eine "Deputinisierung" durchführen.
Der Begriff ist angelehnt an die De- oder Entnazifizierung durch die Alliierten nach der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des NS-Regimes.
Das sagte der frühere UN-Botschafter dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vor der von ihm geleiteten Sicherheitskonferenz in München, die am Freitag beginnt.
Künftige Beziehung zu Russland nur ohne Putin, so Heusgen
Kreml-Chef Wladimir Putin sei der Machthaber, der alle Entscheidungen treffe.
Eine entsprechende Formulierung wählte Heusgen in seinem jüngst veröffentlichten Buch "Führung und Verantwortung". Einen Neuanfang in den Beziehungen könne es demnach "nur mit einer anderen Regierung in Moskau geben, die auf dem Boden des internationalen Rechts handelt und bereit ist, zu Hause so etwas wie seinerzeit in Deutschland die "Denazifizierung" durchzuführen".
Deutschland will "Führung in Europa zu übernehmen" und könne "nicht als Letzter gerade das Nötigste machen", sagt Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz.
Der russische Präsident betreibe systematisch Desinformation über seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Die Menschen sollen seine Erzählung glauben, dass es einen Angriff des Westens gibt und die Nazis Russland wieder überfallen", sagte der frühere außen- und sicherheitspolitische Berater von Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) dem RND.
Sicherheitskonferenz beginnt am Freitag
Grundsätzlich hätten Deutsche und Russen über die Jahrhunderte hinweg gute Beziehungen zueinander unterhalten. "Darauf kann man aufbauen."
Das wichtigste sicherheitspolitische Politiker- und Expertentreffen weltweit findet vom 17. bis 19. Februar im Hotel Bayerischer Hof in München statt.
Erste Sicherheitskonferenz seit russischem Angriffskrieg
Es ist die erste Sicherheitskonferenz seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Aus der Ukraine wird unter anderen Außenminister Dmytro Kuleba in München erwartet.
Welches Ziel verfolgt die Bundesregierung mit Blick auf den Ukraine-Krieg - und wären Verhandlungen mit Putin überhaupt möglich? Wolfgang Merkel und Christoph Heusgen diskutieren.
Insgesamt werden mehr als 40 Staats- und Regierungschefs sowie 90 Minister dabei sein, unter ihnen neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der polnische Präsident Andrzej Duda.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.