Bio-Siegel: Was Demeter, Bioland, Naturland und Co. ausmacht

    Einkauf von Bio-Lebensmitteln:Bio-Siegel: Das sind die Unterschiede

    von Luisa Herbring
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    Bio-Produkte sind im Trend. Doch wofür stehen die verschiedenen Bio-Siegel und was sind die Vorgaben der Anbauverbände Bioland, Demeter, Naturland & Co.?

    Frische rote Paprikas mit grün-weißen Stickern der Aufschrift Bio.
    Bei Obst und Gemüse gibt es eine große Auswahl an Bio-Produkten mit verschiedenen Siegeln. Doch was ist der Unterschied zwischen Bioland, Demeter, Naturland und Co.?
    Quelle: dpa

    Ob Joghurt, Käse, Aufschnitt oder pflanzliche Fleischalternativen: Wer im Supermarkt einkaufen geht und Wert auf ökologisch hergestellte Produkte legt, hat die Qual der Wahl. Es gibt inzwischen mehr als 100.000 Artikel mit Bio-Siegel.
    Beim Einkaufen den Durchblick zu behalten ist dabei gar nicht so leicht. Neben dem EU-Siegel in Blattform finden Verbraucher*innen in den Supermarktregalen eine Vielzahl weiterer Bio-Kennzeichnungen.
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    EU-Siegel: Pflicht für alle Bio-Produkte

    Nennt sich ein Produkt "Bio" oder "Öko" muss es mindestens mit dem Logo der EU gekennzeichnet sein. Vorgegeben ist zum Beispiel, dass keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemittel bei der Erzeugung verwendet werden dürfen. Der Einsatz von Antibiotika ist außerdem nur zu medizinischen Zwecken erlaubt.

    Hinter 'Bio' steht ein gesetzliches Regelwerk. Es legt fest, dass nur bestimmte Stoffe in einem Lebensmittel enthalten sein dürfen und regelt, was im Stall und auf dem Acker passieren darf.

    Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe

    Neben dem verpflichtenden EU-Siegel gibt es auch das sechseckige deutsche Bio-Siegel. Es kann als freiwilliges Zeichen zusätzlich verwendet werden. Die Vorgaben sind für beide identisch.
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    Anbauverbände haben strengere Bio-Richtlinien

    Wem diese Richtlinien noch nicht ökologisch genug sind, kann sich bei deutschen Anbauverbänden umsehen. Viele haben ihre eigenen Bio-Siegel, deren Vorgaben über die EU-Richtlinien hinausgehen.
    Verbände wie Demeter, Naturland und Bioland sind zum Beispiel deutlich strenger, was den Umfang des erlaubten Tierbestands anbelangt. Die EU lässt zum Beispiel 230 Legehennen oder 14 Mastschweine pro Hektar zu - bei den Anbauverbänden sind hingegen nur 140 Legehennen oder zehn Mastschweine erlaubt.

    Die deutschen Anbauverbände haben sich selber noch etwas strengere Richtlinien gegeben als die EU-Basisverordnung. Für Verbraucher und Verbraucherinnen stehen sie daher für einen höheren Anspruch. Sie sind sozusagen 'Bio plus'.

    Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe

    Damit Mitglieder dieser Anbauverbände ihre Produkte mit dem jeweiligen Siegel kennzeichnen dürfen, müssen sie sich verpflichten, die entsprechenden Verbandsrichtlinien einzuhalten.

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    Bioland setzt auf Kreislaufwirtschaft

    Beim Verband Bioland wird nach einem Kreislaufprinzip angebaut. Nährstoffe, die zur Erzeugung benötigt werden, sollen auf natürliche Weise im Kreislauf des Hofes gehalten werden. Der Verband setzt außerdem darauf, Tiere möglichst artgerecht zu halten. Jungtiere sollen dazu unter anderem mehr Zeit bei ihren Müttern haben, um sich zu entwickeln.
    Außerdem dürfen bei verarbeiteten Lebensmitteln nur Bioland-Zutaten zur Herstellung verwendet werden. Ökologische Fremdzutaten sind nur in Ausnahmen gestattet. Das EU-Siegel gibt hingegen nur vor, dass verarbeitete Produkte 95 Prozent Bio-Anteil haben müssen.

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    Landwirt mit Trecker bei der Heuernte

    Präparate für Bodenfruchtbarkeit bei Demeter

    Der älteste Anbauverband Deutschlands ist Demeter. Ähnlich wie Bioland setzt auch Demeter auf Kreislaufwirtschaft. Der Aufbau und Erhalt von Bodenfruchtbarkeit sei ein zentrales Ziel.
    Dazu verwenden Demeter-Landwirt*innen sogenannte biodynamische Präparate, wie zum Beispiel mit Kuhfladen gefüllte Hörner. "Ein halbes Jahr haben sie in der Erde Zeit, kosmische Kräfte und die Energie der tierischen Hülle zu sammeln", heißt es auf der Internetseite von Demeter.
    Nach eigenen Angaben verspricht sich der Verband von solchen Präparaten eine gesteigerte Bodenaktivität, Pflanzengesundheit sowie Nahrungsmittelqualität. Kritiker*innen halten Methoden wie diese für fragwürdig. Dennoch rät die Verbraucherzentrale Berlin nicht von Demeter-Produkten ab.

    Wir raten zum Beispiel aufgrund der hohen Tierhaltungsstandards trotzdem zu Demeter-Produkten.

    Britta Schautz, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin

    Das Logo «Ohne Gentechnik» und das Bio-Siegel sind auf einer Lebensmittelverpackung.
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    Naturland: Ökologische und soziale Aspekte

    Neben ökologischen Richtlinien zum Tierwohl gehört beim dritten großen Anbauverein Naturland auch ein fairer Umgang mit Mitarbeitenden zum Bio-Verständnis. Nach eigenen Angaben war Naturland der erste Verband, der Sozialrichtlinien einführte. Seit 2016 werde deren Einhaltung jährlich geprüft.
    Naturland agiert international, steht für die Wahrung der Menschenrechte und schließt Kinder- und Zwangsarbeit aus. Auch prüfe der Verband in allen Regionen, ob Mindestlöhne sowie Beiträge für Renten- und Krankenkassen eingehalten werden.
    "plan  b: Kantine neu gedacht - wie wir mittags besser essen": Ein Koch steht vor mehren Backblechen mit Fischbuletten.
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    Pluspunkte für Bio-Lebensmittel

    Lebensmittel mit Bio-Siegel halten also mindestens die Bio-Standards der EU ein. Je nach Anbauverband sind sie sogar noch ein Stück weit ökologischer. Laut Verbraucherzentrale Berlin enthielten Bio-Lebensmittel in der Regel deutlich weniger Pestizidrückstände, zudem würden die Flächen für Anbau oder Viehzucht weniger intensiv genutzt.

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