Kontaktallergie: Warum die Haut in Händen und Gesicht juckt

    FAQ

    Allergische Kontaktdermatitis:Warum juckt die Haut und wird rot?

    von Bianca Koch
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    Auf Nickel, Duft- und Konservierungsstoffe reagieren viele Menschen mit einem juckenden Ekzem. Kontaktallergien sind die häufigste Allergieform bei Erwachsenen.

    Ein Arzt zeigt auf einen Bildschirm. Dort ist ein Rücken zu sehen, auf dem Allergieproben durchgeführt wurden.
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    Wie kann sich eine Kontaktallergie äußern?

    Erste Anzeichen einer akuten Kontaktallergie sind juckende Hautrötungen. Dieses allergische Kontaktekzem ist Ausdruck einer Überempfindlichkeit durch den Hautkontakt mit einem Allergen.

    Das allergische Kontaktekzem ist ein roter Fleck, der schuppt, der nässt, der feucht wird, wo sich auch Krusten drauf bilden und der vor allen Dingen juckt.

    Prof. Dr. Wolfgang Pfützner, Hautarzt, Universitätsklinikum Gießen und Marburg

    Meist sind die Hautstellen betroffen, die in direktem Kontakt mit dem Allergen standen. Es können aber auch Streuherde entstehen. "Wir sehen auch außerhalb des Bereichs, wo eine allergieauslösende Creme geschmiert wurde, noch einzelne rote Flecken, weil das Immunsystem in der Haut sehr stark reagiert", erklärt Wolfgang Pfützner, Hautarzt und Allergologe am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.
    Kontaktallergien verursachen in der Regel erst 24 bis 72 Stunden nach Allergenkontakt sichtbare Symptome. Der Ausschlag kann anschließend mehrere Wochen bestehen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Etwa 20 Prozent der Bevölkerung haben eine Kontaktsensibilisierung gegen mindestens eine Substanz.
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    Was sind die häufigsten Ursachen?

    Die Kontaktallergie ist eine immunologische Reaktion, bei der die Haut auf Substanzen empfindlich reagiert, die eigentlich gar nicht aggressiv sind. Diese Allergene können vielfältig sein, von Metallen wie Nickel über Duft- und Konservierungsstoffe bis hin zu pflanzlichen Stoffen.

    • Nickelsulfat (enthalten z. B. in Schmuck, Piercings, Brillengestellen, Armbanduhren, Verschlüssen von Kleidungsstücken, Türklinken, Geldmünzen)
    • Kobaltchlorid
    • Duftstoffe in Parfümen, Seifen und Kosmetika
    • Perubalsam (kommt in Lebensmitteln und Getränken zum Einsatz)
    • Kaliumdichromat (enthalten in vielen Lederprodukten)
    • Latex, etwa in Gummihandschuhen
    • Klebstoffe, etwa in Pflastern
    • Konservierungsmittel wie Methylisothiazolinon und Formaldehyd
    • Propolis

    Das Ekzem entsteht normalerweise durch Hautkontakt mit einem Allergen. Das Allergen kann aber auch über die Nahrung aufgenommen werden und dann über den Stoffwechselprozess eine allergische Reaktion auslösen.

    Perubalsam ist zum Beispiel ein sehr potentes Kontaktallergen, das hunderte von verschiedenen Einzelsubstanzen enthält, zum Beispiel Vanillin oder Zimt-Säure.

    Prof. Dr. Wolfgang Pfützner, Hautarzt, Universitätsklinikum Gießen und Marburg

    Für die Entstehung einer Kontaktallergie gibt es keine Altersgrenze. Genetische Faktoren spielen vermutlich eine Rolle bei der Anfälligkeit für eine Sensibilisierung.

    Experten in ganz Europa haben in den letzten Jahren einen starken Anstieg der Kontaktallergien gegen Methylisothiazolinone (MI) beobachtet. Das Konservierungsmittel wirkt gegen Pilze und Bakterien. 2017 hat die EU-Kommission Methylisothiazolinon in Kosmetika verboten, die länger auf der Haut bleiben. In abwaschbaren Kosmetikprodukten wie Shampoos und Duschgelen dürfen MI aber enthalten sein. Der Stoff ist auch in vielen Reinigungsmitteln enthalten.

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    Kontaktallergie: Wie wird die Diagnose gestellt?

    Bei anhaltenden Symptomen sollte ein Hautarzt aufgesucht werden. Kontaktallergien werden mit einem Epikutantest diagnostiziert. Der Allergologe testet zunächst die sogenannte Standardreihe: Das sind die 30 Allergene, die am häufigsten zu Kontaktallergien führen.
    Kleine Mengen der ausgewählten Testsubstanzen werden auf die gesunde Rückenhaut aufgetragen und mit Pflastern festgeklebt. Nach 24 bis 48 Stunden liest der Hautarzt die Ergebnisse ab. Ein bis zwei Tage später findet eine zweite Ablesung statt.
    Wer wissen möchte, ob er ein einzelnes Produkt verträgt, kann dies außerdem mit einem Selbstversuch herausfinden: "Beim Repeated Open Application Test (ROAT) wird ein verdächtiges Produkt an fünf aufeinanderfolgenden Tagen morgens und abends im Ellenbogen dünn aufgetragen. Wenn nach fünf Tagen keine Reaktion da ist, dann kann man es in der Regel großflächiger anwenden", sagt Allergologe Wolfgang Pfützner.

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    Wie wird eine Kontaktallergie behandelt?

    Die Ekzeme lassen sich in der Regel durch kortisonhaltige Salben behandeln, die für circa zwei Wochen angewendet werden können. Manchmal können auch Cremes mit einem Calcineurin-Hemmer an empfindlichen Hautpartien, wie im Gesicht, vorteilhafter sein, weil sie nicht wie die Kortison-Präparate auf Dauer zu einer Hautverdünnung führen.

    Wenn die kontaktallergische Reaktion da ist, muss man mit entzündungshemmenden Medikamenten gegensteuern.

    Prof. Dr. Wolfgang Pfützner, Hautarzt, Universitätsklinikum Gießen und Marburg

    In der Akutphase der allergischen Reaktion können kühlende, feuchte Umschläge zur Linderung beitragen. Zusätzlich können Antihistaminika den Juckreiz reduzieren. Versuche, eine Hyposensibilisierung gegen Kontaktallergene zu entwickeln, sind bisher fehlgeschlagen.

    Eine Kontaktallergie ist nicht heilbar. Die wirksamste Therapie ist die Meidung des Allergens. Durch eine sorgfältige Hautpflege kann man vorsorglich den Fett- und Säureschutzmantel stabilisieren, damit Allergene nicht so leicht eindringen können. Spezielle Produkte für eine empfindliche Haut, die keine bekannten Allergene enthalten, können das Risiko weiterer Reizungen reduzieren.

    So genannte Syndets, synthetische waschaktive Substanzen, sind milder als Seifen und werden bei Kontaktekzemen besser vertragen. Cremes mit dem Harnstoff Urea wirken entzündungshemmend, juckreizlindernd und feuchtigkeitsspendend. Stress kann die Symptome verschlimmern und sollte möglichst vermieden werden.

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