Masern: Großbritannien kämpft gegen Infektionskrankheit

    FAQ

    Gefährliche Infektionskrankheit:Großbritannien kämpft gegen Masern-Ausbruch

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    Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten. Ein Ausbruch rund um Birmingham versetzt die britischen Behörden deshalb derzeit in Alarmbereitschaft. Wie kam es dazu?

    Der Rücken eines an Masern erkrankten Kindes.
    Masern sind eine Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa die Grippe.
    Quelle: picture alliance/KEYSTONE

    Masern sind in Mittelengland zurzeit auf dem Vormarsch - das besorgt die britischen Gesundheitsbehörden. Warum ist das so? Und warum hört man in Deutschland selten über Masern-Ausbrüche? Wichtige Fragen und Antworten.

    Wie ist die Masern-Situation in Großbritannien zurzeit?

    In Mittelengland sind in den vergangenen Monaten rund um Birmingham vermehrt Ansteckungen festgestellt worden. Seit Oktober seien in der Region West Midlands mehr als 200 bestätigte Fälle und rund 100 Verdachtsfälle gemeldet worden, teilte die Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency mit.
    80 Prozent der Fälle seien in Birmingham aufgetreten, der Großteil davon bei Kindern, die jünger als zehn Jahre waren. Masern können mit zwei Impfdosen verhindert werden. "Die Kollegen in den West Midlands haben unaufhaltsam daran gearbeitet, den Ausbruch unter Kontrolle zu bekommen", teilte Behördenchefin Jenny Harries mit.

    Aber da die Impfquote in einigen Gemeinden so niedrig ist, besteht nun eine reale Gefahr, dass sich das Virus in anderen Gemeinden und Städten ausbreitet.

    Jenny Harries, UK Health Security Agency

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    Was tun die Briten gegen den Ausbruch?

    Die britische Gesundheitsbehörde rief Eltern dazu auf, ihre Kinder impfen zu lassen. Im Schnitt seien nur 85 Prozent der Kinder, die in die Schule kämen, zweifach geimpft, sagte Harries nach Angaben der BBC. Empfohlen wird eine Quote von 95 Prozent, um größere Ausbrüche zu vermeiden.
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    Welche Gründe sehen Experten für den Ausbruch?

    Laut "Guardian" gibt es einen ganze Reihe Gründe für den Ausbruch. So hätten einige Eltern nicht gewusst, dass der staatliche Gesundheitsdienst NHS während der Corona-Pandemie auch noch Masern-Impfungen anbot. Auch Terminprobleme seien ein Grund gewesen. Und kursierende Verschwörungstheorien von Impfgegnern, von denen sie sich beeinflussen ließen.
    Ebenfalls im Umlauf sei eine falsche Behauptung, wonach die Masern-Impfung mit Autismus in Verbindung steht. Das wurde in mehreren Studien jedoch eindeutig widerlegt. Auch Eltern in Deutschland saßen der Falschinformation auf.

    Warum sind Masern so gefährlich?

    Die Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten überhaupt. Das Virus wird zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen. Symptome sind Fieber, Husten, Schnupfen und ein rötlich-brauner Hautausschlag. Das Virus kann schwerwiegende Komplikationen wie Gehirnentzündungen und noch nach mehreren Jahren eine sehr seltene, aber tödliche Spätfolge nach sich ziehen - die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE).
    SSPE ist in den USA und Westeuropa wegen der weit verbreiteten Masernimpfung äußerst selten. Allerdings kommt es tragischerweise immer wieder zur Infektion von Säuglingen, die noch nicht geimpft werden konnten - etwa, wenn sich in einer Praxis zeitgleich oder Stunden zuvor ein nicht geimpfter, an Masern erkrankter Mensch aufhielt. Das Risiko, eine SSPE zu entwickeln, ist bei Menschen, die im Alter von unter zwei Jahren an Masern erkrankten, am höchsten.
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    Ist SSPE immer tödlich?

    Bisher lässt sich die Krankheit nicht aufhalten. Auf erste Anzeichen wie Vergesslichkeit und Reizbarkeit folgen Symptome wie Halluzinationen und Krampfanfälle. Geistiger Verfall, Sprechstörungen, Muskelsteifigkeit und Schluckstörungen folgen. Der Tod tritt meist ein bis drei Jahre nach Ausbruch ein. Die Behauptung, dass es nur eine harmlose Kinderkrankheit sei, kritisieren Fachleute schon lange.
    Ein Impfpass mit einem Kreuz bei der Masern-Impfung liegt auf einem Tisch.
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    Warum hört man in Deutschland selten von Masern-Ausbrüchen?

    In Deutschland wurde 2019 eine Impfpflicht bei Masern vom Bundestag beschlossen; sie gilt vollständig seit 1. August 2022. Kinder und Beschäftigte in Schulen und Kitas, aber auch in Flüchtlingsunterkünften, Arztpraxen und Krankenhäusern müssen seitdem gegen die Infektionskrankheit geschützt sein.
    Nichtgeimpfte Kinder können vom Kita-Besuch ausgeschlossen werden. An Schulen geht dies wegen der Schulpflicht nicht. Verhängt werden können am Ende aber Bußgelder bis zu 2.500 Euro.

    Gibt es Ausnahmen von der Impfpflicht?

    Ja. Ausgenommen davon sind Menschen, die eine Unverträglichkeit gegen den Impfstoff mit einem Attest nachweisen. Gleiches gilt für alle bis 1970 Geborenen, weil davon ausgegangen wird, dass sie entweder geimpft wurden oder die Krankheit durchmachten und damit immun sind.
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    Wie sehen die Erkrankungszahlen in Deutschland aus?

    In Deutschland treten die Masern in Wellen auf. Während es beispielsweise 2017 mit mehr als 900 Infektionen relativ viele Fälle gab, waren es 2019 mit 516 wieder weniger. Ein Höhepunkt wurde 2015 mit 2.465 Fällen erreicht. Dem Robert-Koch-Institut zufolge gibt es im Durchschnitt drei bis sieben Todesfälle im Jahr aufgrund von Masern oder der Folgeerkrankung SSPE.

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