Krebsvorsorge bei Männern: Untersuchungen zur Früherkennung

    Krebsvorsorge für Männer:Welche Untersuchungen wann wichtig sind

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    Männer tun sich oft schwer mit Gesundheitsvorsorge und Krebsfrüherkennung. Dabei ist diese ein wichtiges Element, um mögliche Krankheiten früh zu entdecken. Was wann wichtig ist.

    Typical: Ärztliches Gespräch
    Im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen sollen symptomlose Krankheitszustände erkannt werden.
    Quelle: Imago

    Frauen gehen ab einem bestimmten Alter regelmäßig zur Krebsfrüherkennung in eine gynäkologische Praxis. "Bei Männern ist das nicht so", sagt Axel Merseburger, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU).

    Darum gehen Männer seltener zu Vorsorgeuntersuchungen

    Bei Männern beginne die gesetzliche Krebsfrüherkennung später, sagt Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft.

    Frauen werden daher bereits in jungen Jahren für das Thema sensibilisiert.

    Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft

    Hinzu kämen soziologische Gründe:

    Bei Männern gilt öfter das Motto: 'Wer nichts hat, muss auch nicht zum Arzt.'

    Prof. Dr. Axel Merseburger, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU)

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    Die Begriffe Vorsorge und Früherkennung werden oft synonym benutzt. Allerdings bedeuten sie im medizinischen Alltag unterschiedliche Dinge:

    Vorsorge: Bei der Vorsorge kann man aktiv etwas tun, um eine Krankheit zu verhindern. Vorsorge ist zum Beispiel auch, sich mit Sonnenschutz einzucremen, bevor man im Sommer in die Sonne geht.

    Früherkennung: Für die meisten Krebsarten kann man nicht vorsorgen. Es geht darum, diese möglichst früh zu erkennen, um sie in einem frühen Stadium behandeln zu können. Dies gilt zum Beispiel für die Früherkennung von Prostatakrebs.

    Darum ist die Früherkennung so wichtig

    Die Bedeutung der Früherkennung unterstreicht Claudia Widmaier, Pressereferentin des GKV-Spitzenverbandes: "Im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen sollen symptomlose Krankheitszustände erkannt werden."
    Gebe es bei den Untersuchungen Hinweise auf eine Erkrankung, könne diese in der Regel frühzeitig und mit guten Heilungschancen behandelt werden. "Deshalb sollte jede Person die Termine wahrnehmen", unterstreicht Johannes Bruns.
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    Regelmäßiger Gesundheits-Check-up ab 35

    Regelmäßige Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen, die von den Krankenkassen übernommen werden, beginnen beim Mann ab 35 Jahren mit dem Gesundheits-Check-up. Einmalig wird der Check-up auch zwischen 18 und 35 Jahren übernommen. Danach alle drei Jahre.
    Beim Gesundheits-Check-up werden vom Hausarzt oder der Hausärztin Gesundheitsrisiken erfasst. Zusätzlich dient die Untersuchung zur Früherkennung von häufig auftretenden Krankheiten, insbesondere von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus.

    Welche Untersuchungen sind wann wichtig?






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    Prostatakrebs-Früherkennung als zentrales Element

    Der Klassiker unter den Vorsorgeuntersuchungen für Männer ist die Früherkennung von Prostatakrebs. Rund 70.000 Männer in Deutschland erkranken pro Jahr daran. Bei der Früherkennung tastet der Urologe mit dem Finger über den After (rektale Tastuntersuchung), ob es eine Vergrößerung oder Auffälligkeit der Prostata oder der Nebenorgane gibt.
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    Ein weiteres Mittel der Prostatakrebs-Früherkennung ist der PSA-Test. Der Test ist ein Nachweis für den Eiweißstoff "Prostataspezifisches Antigen", der erhöht ein Hinweis auf Prostatakrebs sein kann. Er ist keine Kassenleistung und muss selbst getragen werden. Die Kosten liegen bei 20 bis 30 Euro.
    Die Früherkennung wird in der Regel ab 45 Jahren einmal jährlich von den Kassen übernommen. Gibt es eine familiäre Vorbelastung von Krebserkrankungen, übernehmen die Kassen die Früherkennung bereits ab 40 Jahren.

    Der GKV-Spitzenverband verweist auf den Gemeinsamen Bundesausschuss, der das Schadenspotenzial höher gewichtet als den Nutzen. Durch den PSA-Test komme es zu einer hohen Anzahl von falsch-positiven Ergebnissen und zu Überdiagnosen, die Aussagekraft sei gering.

    Anders sieht es Urologe Axel Merseburger: "Die Aussagekraft der Tastuntersuchung ist minimal." Sei der Krebs tastbar, sei er meistens schon fortgeschritten. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie fordert daher, den PSA-Test in den Maßnahmenkatalog aufzunehmen. Dieser sei gut interpretiert ein sehr guter Marker für Prostatakrebs, sagt Merseburger.

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    Intensivierte Früherkennung bei familiärer Vorbelastung

    Familiäre Vorbelastung bedeutet dabei nicht nur Fälle von Prostatakrebs. Auch Brustkrebs in der Familie kann ein Anhaltspunkt sein. Verantwortlich kann das BRCA1-Gen sein. In mutierter Form erhöht das Gen das Risiko für verschiedene Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs.

    Diejenigen, die ein erhöhtes Krebsrisiko haben - zum Beispiel bei familiär bedingtem Brust-, Eierstock- und Darmkrebs - sollten im besonderen Maße ein intensiviertes Früherkennungsprogramm erhalten.

    Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft

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    Keine Früherkennungsuntersuchung für Hodenkrebs

    Für Hodenkrebs gibt es im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen keine spezielle Früherkennungsuntersuchung. Zwar tastet der Urologe bei der Prostatavorsorge auch die Hoden ab, Männer sollten jedoch schon früher selbst damit beginnen.
    Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt, ab 27 Jahren alle halbe Jahr zu tasten. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie rät bereits ab 14 Jahren einmal im Monat dazu.
    Dabei können Tumore oder andere Veränderungen des Hodens gespürt werden. Ertastet man eine auffällige Veränderung oder spürt Schmerzen, sollte das ärztlich abgeklärt werden.

    Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK) zeigen, dass 2022 nur 24 Prozent der Männer ab 45 Jahren die Prostatakrebs-Früherkennung in Anspruch genommen haben. Zum Vergleich: Bei den Frauen waren es 50,03 Prozent, die bei der Krebsvorsorge waren.

    Den Gesundheits-Check-up nutzten 20,31 Prozent der Männer (Frauen: 23,66 Prozent), bei der Darmkrebs-Früherkennung waren lediglich 2,91 Prozent (Frauen: 2,6 Prozent). Der Arztreport der Barmer zeigt, dass 2021 nur sechs Prozent der Männer ab 65 Jahren ein Ultraschall-Screening für Bauchaortenaneurysmen haben durchführen lassen.

    Quellen: TK und Barmer

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