FSV-Manager Heidel: "Müssen die Köpfe einschalten"

    Interview

    FSV-Manager zum Investorendeal:Heidel: "Müssen die Köpfe einschalten"

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    Der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel ist ein klarer Befürworter des umstrittenen DFL-Investorendeals. Die Machtprobe sei gefährlich für den Fußball.

    Christian Heidel, 1. FSV Mainz 05 - Sportvorstand
    Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05, Christian Heidel
    Quelle: dpa

    Der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel steht dazu, dass sein Verein, der FSV Mainz 05, den Investorendeal der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorbehaltlos unterstützt. Der langjährige Boss würde sich wünschen, dass Fans auch mal den Argumenten der Gegenseite Gehör schenken.
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    ZDFheute: Die Fanproteste in der Bundesliga haben am Wochenende noch zugenommen. Wie nehmen Sie den Konflikt wahr?
    Christian Heidel: Das Problem ist, und das finde ich sehr schade, dass man sich die andere Meinung und die anderen Argumente zu wenig anhört. Wenn man Angebote zum Gespräch macht, werden sie nicht angenommen.
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    ZDFheute: Auch beim FSV Mainz 05 gab es gegen den FC Augsburg (1:0) im Fanblock wieder geharnischte Proteste, auch namentlich gegen ihre Person.
    Heidel: Wir sind uns alle drei im Vorstand (neben ihm Stefan Hofmann als Vorsitzender und Thomas Röttgermann für Marketing und Vertrieb, Anm. d. Red.) komplett einig.

    Wir wissen alle, dass wir etwas verändern müssen, um die Fernsehgelder zu akquirieren, die für Mainz 05 wichtig sind. Wir hängen zu über 50 Prozent am TV-Geld.

    Christian Heidel, Sportvorstand Mainz 05

    Das hat für Bayern, Dortmund oder die großen Klubs eine viel geringere Bedeutung.
    So lange mir keiner erklärt, wie wir sonst investieren sollen, bin ich dafür (für den Investoreneinstieg, Anm. d. Red.). Wenn wir im Sommer sieben, acht Millionen Euro von den Medieneinnahmen abtreten, um die Binnenfinanzierung der Investitionen zu realisieren, dann wird es hier nicht nur eng, dann wird es mega eng.
    ZDFheute: Was sagen die Fans bei solchen Argumenten?
    Heidel: Mir sagen einige Leute, dass wir dann in die zweite, die dritte Liga oder vielleicht sogar in die Oberliga gehen – ohnehin viel schöner. Ich erkläre, dass ich damals schon bei Mainz 05 war. Mit 500 anderen Leuten, die rund um die Aschenbahn standen.
    Ich kann die Auswärtsspiele alle noch aufzählen: Dudweiler, Leimen oder Sankt Wendel, da will ich nicht hin. Mein Job ist, das Beste für Mainz 05 zu machen. Irgendwann müssen wir alle die Köpfe einschalten, miteinander reden und das erklären.
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    ZDFheute: Also besteht ein Kommunikationsproblem?
    Heidel: Wir haben in einer lokalen Zeitung eine ganze Seite gehabt, um alles zu erklären. Aber das liest kein Mensch mehr. Die Fanszene ist sehr laut, aber zu wenige Leute interessieren sich wirklich für die Thematik. Lieber wird "Scheiß DFL" gebrüllt. Ehrlich, wie sollen wir es erklären? Ein Flugzeug steigen lassen mit einem Transparent dran?
    ZDFheute: Würde das etwas bringen?
    Heidel: Ich war auf vielen Veranstaltungen. Am Anfang waren alle dagegen, nach meinen Erklärungen keiner mehr. Weil ich keine Antworten bekommen habe.

    Wir müssen investieren, haben aber das Geld nicht. Mir hat noch niemand eine andere plausible Lösung genannt.

    Christian Heidel, Sportvorstand Mainz 05

    Ich bin jetzt mit kurzer Auszeit 33 Jahre für diesen Verein in der Verantwortung – ich mache das nicht für mich.
    Ich wurde im Sommer 2015 gefeiert, als wir einen Vertrag mit dem Vermarkter Infront gemacht haben – das ist genau das gleiche, und niemand hat gemeckert. 2018 wurde er verlängert, und wieder kam Jubel. Ich glaube, das ist jetzt ein bisschen eine Machtprobe, was ich brutal bedaure. Wir machen jetzt den Fußball kaputt, wenn das Thema nicht beendet wird.
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    ZDFheute: Investor scheint für viele Fanszenen ein Reizwort zu sein, oder?
    Heidel: Da muss ich mal eines sagen: Wir haben gerade gegen einen komplett von Investoren gesteuerten Klub (99,4 Prozent der Aktien an der Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA hält die Hofmann Investoren GmbH, Anm. d. Red.) gespielt, deren Fans aber Plakate gegen den Investorendeal aufhängen. Dasselbe beim VfL Wolfsburg. Teilweise muss man drüber lachen. Wir sind einer der ganz wenigen Vereine, die noch keinen Investor haben, aber das interessiert irgendwie keinen Menschen.
    ZDFheute: Der Unmut entzündet sich auch daran, dass die entscheidende Ja-Stimme für die Zweidrittelmehrheit zum Investoreneinstieg womöglich von Hannover 96 und seinem Mehrheitsgesellschafter Martin Kind kam, obgleich der Mutterverein ihn angewiesen hatte, mit Nein zu stimmen.
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    Heidel: Aber wissen wir das? Dafür gibt es Leute, die das prüfen müssen. Ich bin 100 Prozent dabei, wenn eine Abstimmung nicht so gelaufen ist, wie es sich gehört. Wir wollen natürlich eine korrekte Abstimmung haben, dem wird sich auch Mainz 05 nicht verschließen. Bis jetzt habe ich da aber nichts zu greifen. Dafür muss ein Jurist sagen, das ist nicht korrekt gelaufen. Ich habe keine Ahnung, was Herr Kind gemacht hat, denn es war eine geheime Wahl. Was ich sagen kann: Wir haben mit Ja gestimmt.
    Das Interview führte Frank Hellmann.

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