Bundesliga: VfB Stuttgart tritt beim FC Bayern an

Am Samstag kam es doch noch, das öffentliche Lob vom Vater. Er sei "natürlich stolz darauf, was Sebastian in Stuttgart geleistet hat, weil die Bedingungen sehr schwierig waren", sagte Dieter Hoeneß in einem Interview mit der "Zeitungsgruppe Stuttgart".

Ansonsten hielt es der ehemalige Stürmer und Manager (u.a. beim VfB, als der 1992 Deutscher Meister wurde) wie sein Sohn, der derzeitige Stuttgarter Trainer. Auch der Senior vermied vor dem wichtigen Spiel in München alle großspurigen Kampfansagen.

Hoeneß junior hat derweil mit dem Begriff "Südgipfel" keine Probleme: "Für den Moment ist es ein Gipfelspiel zwischen zwei Mannschaften, die aus dem Süden sind", sagte er am Freitag über die Partie seiner Elf beim FC Bayern: "Insofern passt er schon."

Zumal der Begriff auch tabellarisch zutrifft, weil der Zweite aus München den Dritten empfängt. Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren, in denen der VfB ein Abstiegskandidat war, reist er nun auf Augenhöhe nach München. Und das mit entsprechend großem Selbstbewusstsein.

"Wenn du in München spielst, musst du mutig sein, wenn du eine Chance haben willst", hat Hoeneß erkannt. Eine Abkehr vom offensiven, auf Spielkontrolle ausgerichteten Spiel ist nicht vorgesehen: "Wir werden jetzt nicht grundsätzlich alles verändern."

Spätestens nach den jüngsten Erfolgen gegen die Spitzenteams aus Dortmund (jeweils 2:1 in Liga und Pokal) und am vergangenen Sonntag gegen Leverkusen (1:1) trauen den Schwaben viele Beobachter einen Champions-League-Platz zu. Dabei ist der Stuttgarter Aufschwung mit den üblichen Parametern nicht zu erklären.

Schließlich gingen in Konstantinos Mavropanos, Borna Sosa und Wataru Endo drei Leistungsträger. Für weit weniger Geld als man dadurch eingenommen hat, kamen Alexander Nübel, Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav und Angelo Stiller. Alle vier schlugen ein.

Entscheidender als das glückliche Händchen bei den Transfers scheint allerdings, dass es Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und Hoeneß gelungen ist, aus einem mit begabten Individualisten gesättigten Kader eine echte Mannschaft zu formen.

Den Nachweis, dass das auf der anderen Seite auch so ist, blieb der FC Bayern zuletzt beim 1:5 in Frankfurt schuldig. Wobei Hoeneß zurecht darauf hinwies, dass die Klatsche gleichzeitig die erste Saisonniederlage der Bayern überhaupt war.

Vater Dieter Hoeneß weiß derweil, dass es dem Sohn "sicher lieber gewesen wäre, wenn der FC Bayern zuletzt nicht 1:5 in Frankfurt verloren hätte." Dennoch sei die Partie offen: "Wenn der VfB an sein Maximum kommt."

Ein besonderes Augenmerk wird am Sonntagabend auf den Sturmreihen liegen. Im derzeit kränkelnden Harry Kane (18 Treffer), mit dessen Einsatz Hoeneß dennoch rechnet, und Serhou Guirassy (16) treffen die beiden treffsichersten Schützen der Liga aufeinander.

Und das ist bei weitem nicht der einzige Grund für die Brisanz der Partie: In Nübel, Stiller und Woo-Yeong Jeong liefen gleich drei Stuttgarter schon für den Rekordmeister auf.

Zudem dürften die beiden Torhüter keine gesonderte Motivation benötigen. Weder Nübel, der 2020 vom FC Schalke nach München kam und derzeit an den VfB ausgeliehen ist. Noch der Keeper, den Nübel damals beim Rekordmeister beerben sollte: Manuel Neuer.

Und auch Sebastian Hoeneß selbst hat eine Vergangenheit bei den "Roten": Von 2017 bis 2020 trainierte der gebürtige Münchner zuerst die U19 und dann die zweite Mannschaft der Bayern. Und das mit Erfolg: Mit der U23 wurde er Meister der dritten Liga.