Champions League: FC Bayern muss gegen Paris ran

    Paris St. Germain - FC Bayern:Ergebniskrise trifft Beziehungskrise

    von Maik Rosner
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    Vor dem Champions-League- Achtelfinale haben Paris und der FC Bayern mit Problemen zu kämpfen. Bei den Münchnern knirscht es zwischen Trainer Nagelsmann und seiner Mannschaft.

    Fußball: Trainer Julian Nagelsmann vom FC Bayern.
    Die Beziehung zwischen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und seinen Spielern ist derzeit von Störgeräuschen begleitet.
    Quelle: dpa

    Als Julian Nagelsmann in der Halbzeitpause ganz allein auf seiner Bank saß und recht grimmig auf sein iPad schaute, war das ein Bild mit Symbolcharakter für die derzeitige Stimmungslage beim FC Bayern.
    Einen engagierten Auftritt gegen Bochum hatte er vorab gefordert, damit sich seine Mannschaft für das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League bei Paris Saint-Germain am Dienstag in Schwung bringt. Doch die Spieler hatten nicht wie gewünscht geliefert.

    Nagelsmann macht "intensive" Ansage

    Anderthalb Minuten lang schimpfte Nagelsmann deshalb in der Kabine mit seiner Belegschaft, dann ließ er sie allein und ging raus. "Ziemlich intensiv" sei des Trainers Halbzeit-Ansprache gewesen, berichtete Mittelfeldspieler Leon Goretzka. Nagelsmann sagte später mit Blick auf das Spiel bei PSG fast schon fatalistisch:

    Ich hoffe mal, dass der Reiz des Wettbewerbs, des Duells die Frische in den Kopf bringt.

    Julian Nagelsmann

    Es knirscht im Bayern-Getriebe

    Es ist vor diesem Duell in Paris unverkennbar, dass es in der Beziehung zwischen Trainer Nagelsmann und seiner Mannschaft atmosphärische Störungen gibt. Dabei stellt sich die Frage, ob es sich dabei nur um ein vorübergehendes Knirschen handelt oder um mehr.
    Im übertragenen Sinne verliebt ineinander scheinen der Trainer und sein Team jedenfalls nicht zu sein. Es sind trotz der zuletzt drei Pflichtspielsiege hintereinander vielmehr Anzeichen einer Beziehungskrise zu erkennen. Und das nicht erst seit Samstag.

    3:0 gegen den VfL Bochum
    :Bayern schießen sich für PSG warm

    Bayern München geht das Achtelfinale der Champions League gegen PSG mit einem Erfolgserlebnis an. In der Bundesliga feiern die Münchner einen 3:0-Heimsieg gegen den VfL Bochum.
    Bayerns Thomas Müller schießt das Tor zum 1:0 im Spiel Bayern München - VfL Bochum am 11.02.2023 in München
    Schon vorher klang immer wieder an, dass sich in Nagelsmann etwas anstaut, er sich zuweilen regelrecht ohnmächtig fühlt, weil Teile seiner Belegschaft nicht so mitziehen, wie er das erwartet.
    Seine Anspannung liegt auch daran, dass vom Achtelfinale viel abhängt für die Bewertung seiner zweiten Münchner Saison, zumal nach dem Aus in der vergangenen Spielzeit im Viertelfinale gegen den FC Villarreal.

    Stimmung beim FC Bayern scheint bescheiden

    Der Trainer spürt diesen Druck, er wirkt gerade sehr gereizt. Deutlich wird das auch im Umgang mit seinen Spielern. Wie beispielsweise nach Serge Gnabrys Privatausflug nach Paris zur Fashion Week vor gut drei Wochen, als der Trainer das Thema erst so richtig groß machte, indem er den Nationalspieler öffentlich unter Druck setzte. Gnabry wirkte danach verunsichert und ließ eine schwache Halbzeit gegen Köln folgen.

    Elfmal standen sich PSG und der FCB in der Champions League gegenüber, sechsmal gewannen die Pariser, fünfmal die Münchner. Den wichtigen Erfolg holten die Bayern im Finale 2020 durch ein 1:0, als der gebürtige Pariser Kingsley Coman für sie per Kopf zum Titelgewinn traf.

    Zuletzt begegneten sich beide Mannschaften 2021 im Viertelfinale. Die Münchner schieden trotz eines 1:0-Sieges im Pariser Prinzenpark aus, weil sie das Hinspiel zu Hause 2:3 verloren hatten. Damals gab es noch die Auswärtstorregel.

    Im Zuge der Debatte um Gnabry und der Ergebniskrise mit den drei 1:1 in den ersten drei Spielen des Jahres hatte Nagelsmann der Mannschaft einen freien Tag gestrichen und ihr sogar gedroht. Er könne noch ganz andere Saiten aufziehen, wenn die bisherigen Maßnahmen nicht reichen sollten, ließ er sinngemäß wissen. Verbessert hat sich die Stimmung seither nicht, im Gegenteil. Und ob die Risse im Verhältnis zu Torwart Manuel Neuer durch die jüngste Aussprache gekittet werden konnten, ist fraglich.

    PSG in der Ergebniskrise

    Vielleicht lässt das Duell in in Paris Trainer und Mannschaft ja wieder enger zusammenrücken. Die Chancen darauf stehen eigentlich nicht schlecht. Denn bei PSG hätten sie die Probleme der Bayern wohl gerne. Die Gastgeber stecken nach vier Niederlagen in 2023 und zuletzt zwei in Serie in einer Ergebniskrise größeren Ausmaßes. Der Pokaltitel ist seit dem Aus am Mittwoch durch die 1:2-Niederlage bei Olympique Marseille bereits futsch.
    Hinzu kommen offenbar noch weitaus größere interne Spannungen als beim FC Bayern. "Lasst uns stark und vereint bleiben", appellierte Kylian Mbappé bereits. Teamkollege Presnel Kimpembe flehte die wütenden Fans an: "Lasst uns nicht im Stich, wir brauchen euch."
    Mbappé steht nach seiner Verletzung wieder im Kader, genauso wie Lionel Messi. Der jüngst angeschlagene Weltmeister ist wieder fit für diesen Valentinstag in Paris, an dem Ergebniskrise auf Beziehungskrise trifft.
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