Toni Polster: "Deutschland wird bärenstarke EM spielen"

    Interview

    Toni Polster:"Deutschland wird bärenstarke EM spielen"

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    Österreichs Rekordtorschütze Toni Polster genießt auch in Deutschland Kultstatus. Im ZDF-Interview hofft der 59-Jährige auf einen Sieg Österreichs gegen das DFB-Team.

    Archiv: Toni Polster am 15.05.2022.
    Hält große Stück auf die DFB-Elf: Österreichs Fußball-Idol Toni Polster.
    Quelle: Imago

    Er spielte lange in der Bundesliga - und schoss einst in einem Länderspiel gegen Deutschland zwei Tore: Toni Polster. Vor dem Testspiel am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF live ab 20.15 Uhr) der DFB-Elf in Wien spricht der 59-jährige Rekordtorschütze Österreichs über den ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick und verrät, warum er Deutschland eine starke Heim-EM zutraut.
    ZDFheute: Uns können Sie es ja verraten: Wie gern haben die Österreicher die Deutschen wirklich?
    Toni Polster: Ich finde, dass wir gut miteinander auskommen. Ich persönlich habe an Deutschland sehr gute Erinnerungen und habe Deutschland immer respektiert. Die Deutschen sind in Österreich auch sehr beliebt. Es ist eben der große Bruder: Alles ist zehn Mal größer, Deutschland ist eine große Sportnation. Sicher hat dieses Spiel eine besondere Bedeutung.

    Natürlich gewinnt man auch gern gegen eine Weltklassemannschaft, denn das war Deutschland eigentlich immer.

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    ZDFheute: Wie oft werden Sie auf Córdoba 1978 oder die "Schande von Gijón" 1982 angesprochen, obwohl Sie gar nicht dabei waren?
    Polster: Eben weil ich nicht dabei gewesen bin, nicht so oft. Eher dann auf das 4:1 1986, bei dem ich zwei Tore erzielt habe.
    ZDFheute: Wären Sie 1978 gerne dabei gewesen?
    Polster: Ach, das ist spekulativ. Ich war nicht dabei. Aber ich glaube, Córdoba sollte man jetzt endlich mal vergessen. Es stimmt, das ist Fußballgeschichte. Córdoba ist was Besonderes, weil es eine Weltmeisterschaft war. Aber das können ja selbst die, die damals dabei waren, schon fast nicht mehr hören.
    ZDFheute: Córdoba-Held Hans Krankl hat zuletzt hohe Anforderungen an ÖFB-Trainer Ralf Rangnick formuliert. Er habe das beste Material seit der 78er-Generation und müsse etwas erreichen. Was meinen Sie?
    Polster: Ich finde, der Ralf macht einen Top-Job, macht das richtig gut. Jetzt hoffen wir natürlich, dass wir eine gute Rolle bei der EM spielen und über die Vorrunde hinauskommen. Das muss das Mindestziel sein. Mannschaften zu vergleichen, ist immer schwierig.

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    ZDFheute: Im ÖFB-Team spielen etliche Deutschland-Legionäre, aber auch internationale Stars wie David Alaba und Marko Arnautovic teils schon lange zusammen. Top-Ergebnisse bei großen Turnieren blieben bisher aber aus. Was fehlt?
    Polster: Die Gruppe zu überstehen, wird nicht einfach. Es ist aber möglich, weil wir die Qualität schon haben. Sie müssen es halt auch auf den Platz bringen. Das haben sie letztes Mal gemacht. Ohne den VAR, wo Arnautovic eine Fußspitze im Abseits war, hätten wir den Europameister Italien besiegt. Da waren wir schon knapp dran.

    Ich hoffe, jetzt gelingt uns der große Coup.

    Toni Polster über die EM 2024

    ZDFheute: Unter Rangnick gab es eine deutliche spielerische Entwicklung.
    Polster: Die Jungs sind vom System überzeugt, vom Nach-vorne-attackieren. Es dürfen aber keine zwei oder drei Spieler fehlen. Man hat leider in einigen Freundschafts- und Quali-Spielen gesehen, dass der zweite Anzug noch nicht so richtig sitzt.
    ZDFheute: Ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn das ÖFB-Team manchmal wegen der vielen Bundesliga-Legionäre "Deutschland B" genannt wird?
    Polster: Die deutsche Bundesliga zählt zu den stärksten Ligen der Welt. Es gibt immer leichte Verschiebungen in der Rangordnung, aber man kann schon sagen, dass die deutsche Bundesliga immer unter den ersten drei Ligen der Welt ist.
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    ZDFheute: Wie verfolgen Sie die Entwicklung des DFB-Teams und was halten Sie von Julian Nagelsmann?
    Polster: Ich glaube, dass Julian Nagelsmann das hinbekommt und dass Deutschland eine bärenstarke Europameisterschaft spielen wird.

    Es kommen neue Ideen rein, sie werden die richtige Mischung finden.

    Toni Polster über die DFB-Elf

    ZDFheute: Es ist nur ein Test, aber eben auch mit Brisanz. Was für ein Spiel erwarten Sie?
    Polster: Unsere Chance ist so groß wie noch nie. Das deutsche Team schwächelt ein wenig. Das wollen wir natürlich ausnutzen.
    ZDFheute: Wo werden Sie das Spiel verfolgen?
    Polster: Im Stadion werde ich nicht sein. Der ÖFB gibt keine zweite Karte raus, meine Frau müsste sich eine kaufen. Das kommt überhaupt nicht in Frage.
    Das Interview führte Claudio Palmieri

    • Geboren am 10. März 1964 in Wien
    • Wichtigste Profistationen: Austria Wien (1982 bis 1987), AC Turin (1987/88), FC Sevilla (1988 bis 1991), 1. FC Köln (1993 bis 1998), Borussia Mönchengladbach (1998 bis 2000)
    • Größte Erfolge: Drei Mal österreichischer Meister, ein Mal Cup-Sieger, Gewinner des Goldenen Schuhs 1987, Österreichs Sportler des Jahres 1997
    • Bundesliga-Bilanz: 150 Spiele und 79 Tore für Köln, 31 Spiele und 11 Tore für Gladbach
    • Länderspielkarriere: 95 Spiele, 44 Tore (ÖFB-Rekord), zwei WM-Teilnahmen (1990, 1998).

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