Rheinmetall: So viel verdient der Rüstungskonzern am Krieg
Rüstungskonzern mit Rekordzahlen:So viel verdient Rheinmetall am Ukraine-Krieg
von Nils Metzger
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Der Ukraine-Krieg beschert dem Rüstungskonzern Rheinmetall ein Rekordjahr. Viele neue Fabriken sind geplant. Vor allem bei der Artilleriemunition ist der Bedarf riesig.
Gute Zahlen dank Ukraine-Krieg: Rheinmetall-Zentrale in Düsseldorf
Quelle: ap
Der Ukraine-Krieg ist auch für den größten deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall eine Zeitenwende. Am Donnerstag konnte Konzernchef Armin Papperger Rekordzahlen verkünden.
Umsatz 2022: Anstieg um 13 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro
Operativer Gewinn vor Steuern 2022: Anstieg um 27 Prozent auf 754 Millionen Euro
Umsatzerwartung 2023: 7,4 bis 7,6 Milliarden Euro
Auftragsbestand Ende 2022: Rekordwert von 26.6 Milliarden Euro
Ab kommendem Montag ist Rheinmetall zudem als eine der 40 größten deutschen Aktiengesellschaften im Dax gelistet. Vor Kriegsbeginn lag das Unternehmen noch auf Rang 59.
Womit macht Rheinmetall diesen Umsatz?
Rheinmetall stellt eine große Bandbreite an Rüstungsgütern her. Mit Waffen und Munition machte das Unternehmen 2022 knapp 1,5 Milliarden Euro Umsatz.
Wegen des Ukraine-Kriegs besonders gefragt ist Munition. Ihren jährlichen Bedarf an Artilleriemunition beziffert die Ukraine auf rund eine Million Schuss. Das übersteigt die aktuellen Kapazitäten der Industrie. "Wir können fast die Hälfte dieser Artilleriemunition produzieren. Wir können von 300.000 auf 450.000 Schuss hochfahren", sagte Papperger. Bei der Panzermunition hätte sein Unternehmen eine Kapazität von aktuell 240.000 Schuss pro Jahr.
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Gerade verhandle das Unternehmen über Rahmenverträge zur Belieferung der Bundeswehr für die nächsten acht Jahre "im mittleren einstelligen Milliardenbereich". Allein für Panzermunition soll es um rund 300 Millionen Euro gehen.
Man habe dem Bund auch unternehmenseigene Lagerkapazitäten angeboten, um Logistikprobleme abzuwenden. Deutschland hat viele seiner Munitionsdepots nach Ende des Kalten Krieges geschlossen.
Hier plant Rheinmetall neue Fabriken
Rheinmetall geht davon aus, dass die höheren Auftragsvolumen langfristig anhalten werden. Entsprechend plant das Unternehmen jetzt neue Fabriken. In Sachsen soll eine neue Fertigungsanlage für Pulver und bis zu 100.000 Schuss Artilleriemunition pro Jahr entstehen.
Dafür braucht es auch eine Genehmigung der Bundesregierung; die Entscheidung darüber erwarte man in den nächsten Wochen, so Papperger. Dabei fordert er finanzielle Unterstützung durch den Bund:
In den kommenden zwei Monaten solle auch eine Entscheidung über eine mögliche Fertigung von Kampf- und Schützenpanzern direkt in der Ukraine erfolgen. Dieses von Rheinmetall Anfang März öffentlich kommunizierte Vorhaben soll von Ende 2024 an betriebsbereit sein; die Fertigung von bis zu 400 Panther-Panzern werde "weitere Monate" dauern. Experten halten das für wenig realistisch und rechnen mit einem deutlich größeren zeitlichen Aufwand. Bislang existiert der Kampfpanzer Panther lediglich als Prototyp.
Für die Fertigung des neuen Bundeswehr-Kampfjets F35 plant Rheinmetall neue Produktionsanlagen in Deutschland. Der genaue Standort dieser neuen Arbeitsplätze ist jedoch noch nicht entschieden.
Welche Probleme müssen gelöst werden?
Noch am Dienstag hatte Papperger in einem Bloomberg-Interview beklagt, dass seine Fabriken wegen langsamer Auftragsvergabe durch europäische Regierungen nur zu zwei Dritteln ihrer Kapazität ausgelastet seien.
Mit dem Tempo des Verteidigungsministeriums (BMVg) unter der früheren Ministerin Christine Lambrecht (SPD) war der Konzern nicht glücklich. "Mit Minister Pistorius habe ich noch viel mehr Vertrauen. Er hat Handschlagqualität. Darauf vertraue ich", so Papperger am Donnerstag. Die Aufregung um Ausfälle beim Schützenpanzer Puma sieht der Konzern ausgeräumt. Die vom BMVg im Dezember 2022 zunächst gestoppte Nachbestellung werde jetzt für das dritte Quartal 2023 erwartet.
Berichte über Lieferschwierigkeiten bei Komponenten für Munition verneinte das Unternehmen. Medien hatten zuletzt über monatelange Verzögerungen bei der Beschaffung wichtiger Baumwoll-Fasern berichtet - die Hersteller sitzen in China. "Ich sehe zur Zeit kein Problem von der chinesischen Seite mit irgendwelchen Engpässen", sagte Papperger.
Auch einen Fachkräftemangel erlebe das Unternehmen nicht. Man habe 74.000 Initiativbewerbungen erhalten und davon 3.000 Leute eingestellt. "Wir werden geflutet mit Bewerbungen. So lange wir positive Presse haben", so Papperger, "wollen die Menschen auch für die Sicherheit Deutschlands arbeiten".
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.