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Interview
Klimafreundliche Bauwende:Wie Nachhaltigkeit im Bausektor gelingt
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Der Bedarf an Wohnraum wächst. Weltweit wird deshalb gebaut, oft mit gravierenden Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Können neue Verfahren die Baubranche klimafreundlicher machen?
Bauen ohne Zement, umweltfreundlicher Recyclingbeton, Häuser aus traditionellen Baustoffen - die Baubranche wird nachhaltiger.20.06.2024 | 29:45 min
Das schnelle Wachstum unserer Städte hat seinen Preis, denn Gebäude sind große Klimasünder - etwa durch Heizen, die verwendeten Baustoffe oder durch ihren hohen Ressourcenverbrauch.
Je mehr gebaut wird, desto größer ist der Anteil am globalen CO2-Ausstoß. Wie kann der Bausektor seine Umweltbilanz verbessern? Dazu gibt es in Deutschland mehrere konstruktive Lösungen.
CO₂-Ausstoß im Vergleich zu 1990
ZDFheute Infografik
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Eine davon kommt aus Thüringen. Bei der Firma Polycare arbeiten der Maschinenbauingenieur Robert Rösler und sein Team daran, die Bauwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft umzugestalten. Sie haben ein zirkuläres Mauerwerksystem aus CO2-armem Beton entwickelt, das Energie und Ressourcen spart.
ZDFheute: Warum muss der Bausektor klimafreundlicher werden?
Robert Rösler: Etwa 40 bis 50 Prozent der globalen CO2-Emissionen werden durch den Bausektor verursacht.
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ZDFheute: Die Wiederverwendbarkeit von Baustoffen gehört für Sie dazu?
Rösler: Die Ressourcen unserer Erde sind endlich. Wir verstehen Gebäude als Ressourcenlager. Was macht man heute? Man reißt die Gebäude ab und bringt die Materialien auf die Deponie.
Aber das sind ja unglaublich wertvolle Materialien, die man wieder aufbereiten und wieder in Gebäude einsetzen könnte. Das machen wir auch zum Teil. Aber unser generelles Ziel ist das Wiederverwenden. Also dass gar keine Energie benötigt wird, um die Steine wieder im Materialkreislauf einzusetzen.
Quelle: Philip Koepsell
... ist Maschinenbauingenieur, einer der Geschäftsführer und Chief Technology Officer (CTO) bei Polycare Research Technology GmbH. Dort leitet er die Forschungs- und Entwicklungsabteilung.
Das Unternehmen wurde 2010 gegründet, um Menschen zu befähigen, schnell und kostengünstig Häuser zu errichten. Inzwischen setzt sich Polycare auch dafür ein, die Bauwirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft umzugestalten.
Das Unternehmen wurde 2010 gegründet, um Menschen zu befähigen, schnell und kostengünstig Häuser zu errichten. Inzwischen setzt sich Polycare auch dafür ein, die Bauwirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft umzugestalten.
ZDFheute: Was macht Ihr Mauerwerksystem anders?
Rösler: Wir haben das erste wiederverwendbare Mauerwerksystem in Massivbauweise entwickelt. Unser Beton ist ein CO2-armer Beton und 100 Prozent zementfrei, mit 70 Prozent Einsparung von CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichem Beton.
Damit bauen wir effizient und ressourcenschonend, und der ganz große Vorteil ist, dass unsere Bauelemente wiederverwendbar sind.
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ZDFheute: Warum braucht es ein Umdenken im Bausektor?
Rösler: Wir stehen vor der akuten Herausforderung der Ressourcenknappheit und der Tatsache, dass der Bausektor maßgeblich zu den globalen CO2-Emissionen beiträgt. Eine Transformation ist entscheidend, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Planeten und die Menschheit so weit wie möglich zu reduzieren und entgegenzuwirken.
In den letzten Jahren lag der Fokus auf den Emissionen, die durch den Betrieb der Gebäude entstehen. Also auf der Gebäudeisolierung und der Optimierung der Heizsysteme. Bei uns geht es eher um die graue Energie. Also die Energie, die bereits im Gebäude steckt, bevor der Erste einzieht.
Quelle: ZDF
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Diese graue Energie macht etwa 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus, das ein Haus auf seine Lebenszeit hin benötigt. Hier können wir erheblich die Umweltauswirkungen reduzieren, indem wir Ressourcen einsparen.
ZDFheute: Warum geht das nicht schneller?
Rösler: Die Baubranche ist aus unserer Sicht sehr träge, was an unterschiedlichen Gründen liegt.
Und eine Vielzahl von Nachweisen ist für Prüfungen notwendig. Wir erkennen aber gerade in der Start-up-Szene und bei kleineren Unternehmen einen Trend, dass man sich mehr und mehr Gedanken macht. Und wir müssen es schaffen, Produkte schneller auf den Markt zu bekommen. Und da sind wir natürlich auch abhängig von der Politik.
Das Interview führte Peter Scholl.
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