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„Absurde Kampagne“ gegen die Erhöhung des Rundfunkbeitrages

Christoph Becker über die notwendige Ausstattung des ZDF in der digitalen Medienwelt

„Der qualitativ hochwertige Journalismus, für den das ZDF steht, wird auch in Zukunft entscheidend sein, um im Wettbewerb bestehen und den Auftrag erfüllen zu können“, sagt ZDF-Fernsehrat Christoph Becker. Der Vertreter aus dem Bereich Musik für die Freie und Hansestadt Hamburg fordert nicht nur deshalb eine hinreichende Finanzierung des Zweiten.

Fernsehratsmitglied Christoph Becker
Fernsehratsmitglied Christoph Becker
Quelle: ZDF/A. Enderlein

#Fernsehrat: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff hat die von den Ministerpräsident*innen beschlossene Zustimmung zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent blockiert. Durch das Zurückziehen einer entsprechenden Landtagsvorlage wird der Rundfunkbeitrag voraussichtlich nicht wie vorgesehen am 1. Januar steigen können. Welche Folge hätte das für den Haushalt des ZDF Ihrer Meinung nach?

Christoph Becker:
Das Scheitern auf der politischen Ebene ist ein fatales Signal. Ohne die Erhöhung des Rundfunkbeitrages ist das ZDF nicht in der Lage, weiterhin in vollem Umfang die exzellente Berichterstattung, verantwortungsvoll gestaltete Bildungsinhalte und erstklassige fiktionale sowie unterhaltende Angebote zu erstellen sowie gleichzeitig den wichtigen Umbau zu einem digitalen Medienhaus zu gewährleisten. Gerade angesichts der breiten gesellschaftlichen Zustimmung zur öffentlich-rechtlichen Berichterstattung während der Pandemie ist die politische Kampagne gegen die Erhöhung des Rundfunkbeitrages absurd, da sie sich gegen die Bevölkerung richtet.

#Fernsehrat: Gerade in der Pandemie sind hochwertige Information besonders wichtig. Was bedeutet das aus Ihrer Sicht für den kommenden Haushalt?

Becker: Der qualitativ hochwertige Journalismus, für den das ZDF steht, wird auch in Zukunft entscheidend sein, um im Wettbewerb bestehen und den Auftrag erfüllen zu können. Das betrifft sowohl die Ausstattung für das traditionelle lineare Programm als auch die weitergehende starke Entwicklung der digitalen Angebote, mit denen auch das zukünftige Publikum erreicht wird. Der Haushalt muss so gestaltbar sein, dass beide Bereiche auskömmlich finanziert sind.

#Fernsehrat: Das ZDF hat erfolgreiche und z.T. preisgekrönte Fiktion und Unterhaltung im Programm. Welche Investitionen kann und sollte der Sender in diesem Bereich leisten – insbesondere angesichts der Pandemie-bedingt schwierigen Lage für die hiesigen Produzent*innen?

Becker: Das ZDF hat als erster Sender im März diesen Jahres ein spezielles Unterstützungs-Programm für die hiesigen Produzent*innen fiktionaler Programme auf die Beine gestellt. Diese Kostengarantie wurde dann in Folge verlängert. Außerdem hat das ZDF frühzeitig Raten gezahlt, um die Produzent*innen in ihrer finanziellen Handlungsfähigkeit trotz Pandemie zu unterstützen. Die Menge an beauftragtem fiktionalen Programm ist stabil. Dass alle Gelder, die zusätzlich ausgeschüttet werden, irgendwo anders eingespart werden müssen, ist allerdings auch klar – das betrifft auch Pandemie-relevante Investitionen. Dass aber innovative fiktionale Themen und wichtige Projekte wie eine Gender-gerechtere Jobverteilung in kreativen Funktionen bei allen aktuellen und künftigen Investitionen eine besondere Aufmerksamkeit erhalten, steht weiterhin im Fokus des Fernsehrates und des Programmausschusses Programmdirektion.

#Fernsehrat: Im Online-Bereich wächst der Wettbewerb durch die immensen Investitionen der Streaming-Riesen. Wie sehen Sie das ZDF für diesen Wettbewerb finanziell aufgestellt?

Becker: Um im Wettbewerb mit global agierenden Streaming-Plattformen bestehen zu können, bedarf es dreierlei:

  • einer soliden finanziellen Ausstattung der Online-Angebote und einer kompromisslosen Unterstützung der Sender-Entscheider*innen durch Fernseh- und Verwaltungsrat im kontinuierlichen Ausbau der eigenen digitalen Plattformen, bei gleichzeitiger Nutzung des Reichweiten-Zeitfensters, das der noch immer starke lineare Bereich bietet
  • einer großen Kraftanstrengung bei der Ausgestaltung journalistischer Exzellenz in der digitalen Welt sowie einem herausragenden Gespür für fiktionale Themen und Umsetzungen, um über die Gewinnung spezifischer Zielgruppen langfristig ein breites Publikum binden zu können, schließlich die Fähigkeit zu besonderen Live-Events, die nur ein starkes, erfahrenes, gut ausgestattetes Team umsetzen kann
  • einer Unterstützung aus der Politik, und damit auch den Gremien, nach der Neugestaltung des Medienstaatsvertrages in diesem Jahr an wichtigen Punkten über ergänzende Aspekte zu diskutieren – denn nach dem Medienstaatsvertrag ist vor dem Medienstaatsvertrag.

Beispiel: es wird entscheidend sein, eine konsequente Personalisierung der Online-Angebote bei gleichzeitiger Definition eines öffentlich-rechtlichen Verhaltenskodexes zur Sammlung individueller Nutzer*innen-Daten zu genehmigen, um das ZDF gegenüber den großen Plattformen wettbewerbsfähig zu halten.

Zur Person: Christoph Becker (geboren 1967) ist seit 2016 Mitglied des ZDF Fernsehrates als Vertreter aus dem Bereich Musik für die Freie und Hansestadt Hamburg. Er ist Vorstand der Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft.

Als gelernter Journalist war er für Tempo, taz, Die Woche, Die Zeit sowie für NDR2 und WDR („Schmidteinander“) tätig, danach als Berater für Universal Music und Geschäftsführer für Constantin Film. In Hamburg betreibt er seit 30 Jahren ein eigenes Tonstudio.

Im Fernsehrat ist er Mitglied des Programmausschusses Programmdirektion und des Ausschusses Telemedien.

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