Update am Morgen: Schlechte Nachrichten sind relativ

    Update

    Update am Morgen:Schlechte Nachrichten sind relativ

    von Shakuntala Banerjee
    |
    Shakuntala Banerjee

    Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

    und, wie Jan Böhmermann so schön sagt, alle dazwischen und außerhalb. Sind Sie auch genervt von schlechten Nachrichten? Von der Dauerberieselung mit Informationen, die klingen als bekämen Politik und Gesellschaft nichts mehr auf die Reihe? Den Bundespräsidenten hat die Frage so umgetrieben, dass er sie zum roten Faden seiner Weihnachtsansprache machte, und er hat ja Recht: Gefühlt ist momentan Allen Alles zu viel - und die Reaktion ist: Weggucken.
    Wenn es Ihnen auch so geht, habe ich zwei gute Nachrichten für Sie. Erstens: Die beste Zeit für eine Nachrichtendiät ist jetzt. Zwischen Weihnachten und Neujahr bleiben im Berliner Regierungsviertel und in 16 Staatskanzleien die Lichter aus, und der politische Schlagabtausch geht erst 2024 weiter. Daran ändern auch die vorab geführten Interviews nichts, die traditionell zwischen den Jahren Schlagzeilen machen. Wenn Sie also dieser Tage nur flüchtig schauen, was bundespolitisch los ist, müssen Sie kein schlechtes Gewissen haben.
    Zweitens: Ein Blick ins Archiv zeigt, dass schlechte Nachrichten zwar wichtig und richtig sind, um aktuelle Probleme zu markieren, dass sie zugleich aber auch Zeichen einer offenen und notwendigen Streitkultur sind. So lange wir über Themen debattieren und um Lösungen ringen, ist die Demokratie lebendig und nicht am Ende. Man darf nur nicht vergessen, dass all die anstrengenden Meldungen, in denen "attackiert", "bemängelt", "gerügt", "verurteilt" etc. wird, nur ein Zwischenstopp oder ein Standpunkt in der Debatte sind, und das Lösungen trotzdem versöhnlich sein können. Siehe die letzten Jahrzehnte:
    Am 27.12.2013 steuerte die Große Koalition wegen eines Mindestlohns von 8,50 Euro auf ihren ersten Krach zu; großer Aufreger damals war die PKW-Maut; deutsche Kommunen forderten aus Angst vor "Armutszuwanderung" aus Rumänien und Bulgarien Hilfen vom Bund, und auch eine Heizungsdebatte gab's schon - damals wegen hoher Ölpreise.
    Zehn Jahre zuvor, am 27.12.2003, wollte Friedrich Merz (CDU) (seinerzeit Unions-Fraktions-Vize), seine Bierdeckel-Steuerreform durch Kürzungen bei Staatsausgaben gegenfinanzieren; großer Aufreger war - ach, nee! - die Maut - damals die zu spät eingeführte für LKW; Bundespräsident Johannes Rau warnte in "Berlin direkt" zugleich vor zu schnellen Reformen und zu wenig gemeinsamen Reformanstrengungen der Bundestagsfraktionen, und Dreiviertel der Befragten einer Forsa-Umfrage fanden die Arbeit von Bundeskanzler Schröder "schlecht" oder "mittelmäßig".
    Und vor 30 Jahren? - kündigte die Bahn am 27.12.1993 Modernisierungen im Wert von 80 Mrd. D-Mark an; der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, appellierte "dringend an die Bürger in Deutschland, vernünftig zu sein und nicht aus Unmut oder Zorn über die Politiker der demokratischen Parteien den Rechtsradikalen ihre Stimme zu geben" (dpa), während Steuerzahlerbund und Arbeitnehmervertreter sich vor dem Superwahljahr 1994 gegenseitig mit Warnungen vor überzogenen Ausgaben bzw. Sparmaßnahmen überboten.
    Natürlich kommen uns die Probleme von heute viel fataler vor. Ein Grund ist, dass wir ihre Lösung noch vor uns haben. Ob die gelingt, hängt davon ab, wie geduldig und wie offen wir diskutieren. Und davon, wie gut wir unsere technischen Fähigkeiten einschätzen können.
    Dass auch da der Maßstab immer das bereits bekannte ist, zeigt das Beispiel unserer kleinen Zeitreise. Eine Jubelmeldung der Deutschen Presseagentur, vom 27.12.93, die den Sieg des "Funktelefons" über zwei Bankräuber feierte: "Ein Passant, der ihre Flucht beobachtet hatte, nahm nach Polizeiangaben sofort die Verfolgung auf. Mit seinem Funktelefon teilte er der Polizei genau den Fluchtweg mit. Wenige Minuten später konnten die Täter festgenommen werden."
    Shakuntala Banerjee, stellvertretende Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin

    Lage im Nahost-Konflikt

    Paris kritisiert Ankündigung Israels, Bodeneinsatz zu verstärken: Nach der Ankündigung Israels, den Bodeneinsatz in Gaza zu intensivieren, äußert sich das Außenministerium Frankreichs besorgt. Es müsse eine sofortige Waffenruhe einkehren.
    Biden spricht mit Katar über Befreiung der Gaza-Geiseln: Der US-Präsident hat mit dem Emir von Katar über die Freilassung der Geiseln in Gaza beraten. Es ging auch um humanitäre Hilfen für Gaza.
    Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit in unserem Liveblog zur Lage in Nahost.

    Was im Ukraine-Krieg passiert ist

    Russland beschießt Bahnhof Chersons: Zum Zeitpunkt des Angriffes hätten dort viele Zivilisten auf einen Evakuierungszug gewartet, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Zahl der Toten und Verletzten werde noch ermittelt.
    Ukrainischer Oberbefehlshaber räumt Rückzug aus Marjinka ein: Walerij Saluschnyj hat einen weitgehenden Rückzug seiner Truppen aus der völlig zerstörten Kleinstadt Marjinka im östlichen Gebiet Donezk eingeräumt.
    Putin empfängt Staats- und Regierungschefs der GUS-Staaten: Russlands Präsident hat in St. Petersburg Vertreter der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) empfangen. Unter anderem kamen die Regierungschefs von Belarus und der Republiken Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan. Vertreten waren auch die beiden verfeindeten Staaten Armenien und Aserbaidschan.
    Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Was heute noch wichtig ist

    Protest gegen Gesundheitspolitik: Mehrere Ärzteverbände rufen ab heute deutschlandweit zu Praxisschließungen auf. Bis Freitag soll so vor allem auf die Medizinischen Fachangestellten aufmerksam gemacht werden, die durch den Personalmangel und das zunehmende Patientenaufkommen täglich an der Belastungsgrenze arbeiten.
    Rückkehrertag in Sachsen-Anhalt: Unter dem Motto "Heimweh muss nicht sein" präsentieren sich heute 800 Unternehmen im Bundesland, die etwa 4.000 freie Stellen anbieten. Die Idee: Abgewanderte, die an Weihnachten Verwandte besuchen, mit Jobangeboten in ihre Heimat zurückzuholen.
    Start des Chaos Communication Congress: Zweimal fand der Hacker-Kongress nur virtuell statt. Einmal ist er ausgefallen. Nach drei Jahren ist das Hamburger Congress Center wieder "unlocked" für die Nerds. Peter Welchering erklärt, was vom Treffen zu erwarten ist.

    Zahl des Tages

    300 Meter hoch ist der Eiffelturm - und war damit 41 Jahre lang das höchste Gebäude der Welt (1889 bis 1930). Sein Erbauer, der Ingenieur Gustave Eiffel, ist heute vor 100 Jahren gestorben.
    Wissenswert: Seit 1959 ist der Eiffelturm dank Antenne sogar 324 Meter hoch. Er wiegt 10.100 Tonnen. 18.000 Metallteile werden von 2,5 Millionen Nieten zusammengehalten.
    Collage mit Gustave Eiffel und seinen Bauwerken.
    25.12.2023 | 58:38 min

    Gesagt

    Wir wollen jetzt aus dem herauskommen, was uns der Polizeistaat der letzten Jahrhunderte gebracht hat. Wir wollen den Rechtsstaat auch für Deutschland begründen.

    Georg Beseler, Sprecher des Verfassungsausschusses der Nationalversammlung

    Heute vor 175 Jahren verabschieden die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments in der Frankfurter Paulskirche ein Gesetz, das erstmals Menschen- und Bürgerrechte garantierte.

    Weitere Schlagzeilen

    Terra X - die Wissens-Kolumne

    Welche Ereignisse aus 2023 die Zukunft formen - dieser Frage gehen Harald Lesch, Jasmina Neudecker und Mirko Drotschmann in der Terra-X-Kolumne nach.

    Die Nachrichten im Video

    heute Xpress
    Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden27.04.2024 | 2:09 min
    Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.

    So wird das Wetter heute

    Am Mittwoch regnet es im Nordwesten zeitweise. Sonst ist es mehr oder weniger bewölkt und trocken. Am Bodensee hält sich längere Zeit Nebel, später ist es dort wie bereits am Alpenrand sonnig. Der Wind weht meist schwach, an der Nordsee frischt er später auf. Die Höchsttemperatur liegt zwischen 5 Grad im Nordosten und 12 Grad am Oberrhein.
    Das Wetter am Mittwoch 27.12.2023
    Quelle: ZDF

    Zusammengestellt von Kevin Schubert.
    Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Empfehlen Sie das Briefing gerne Ihren Freunden und Bekannten - hier ist der Anmeldungs-Link. Außerdem freuen wir uns weiterhin über Ihr Feedback, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!