Die schweren Erdbeben in Syrien und der Türkei haben Tod, Zerstörung und Verzweiflung hinterlassen. Die Anteilnahme in Deutschland ist groß, aber die Probleme vor Ort sind riesig.
Seit einer Woche sieht man die Folgen der schweren Erdbeben in der Türkei und Nordsyrien im Fernsehen, im Netz, in der Zeitung. Zerstörte Gebäude, Millionen Betroffene, mehr als 37.000 Tote. Die Anteilnahme hierzulande ist groß. Viele Menschen wollten spenden, viele haben gespendet.
So gingen bis heute beim Aktionsbündnis Katastrophenhilfe rund 16,5 Millionen Euro an Spenden ein. Diese werden gleichmäßig auf die Mitgliederorganisationen Unicef Deutschland, das Deutsche Roten Kreuz, die Diakonie Katstrophenhilfe und die Caritas verteilt, wie Dominique Mann, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses, bestätigt.
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Humanitäre Hilfe sichert Überleben
Diese Spenden sind für die Arbeit der Mitgliederorganisationen unerlässlich, denn während deutsche Rettungsteams am Wochenende aus den betroffenen Gebieten abgereist sind, geht die humanitäre Nothilfe vor Ort weiter.
Diverse internationale Rettungsteams reisen nach sieben Tagen aus den Erdbeben-Gebieten ab.
Trinkwasser, Decken, Handtücher, Seife – es sind rudimentäre Dinge, die Hilfsorganisationen vor Ort liefern müssen, um das Überleben der Menschen zu sichern. Viele Menschen haben ihr Zuhause verloren, bei eisigen Temperaturen übernachten sie auf offener Straße oder im Auto, die Angst vor Seuchen steigt.
Wie arbeitet das Aktionsbündnis?
Doch wie wird mit den Spenden gearbeitet? Dazu müsse man verstehen, dass die Mitgliedsorganisationen zum Teil seit Jahren in den betroffenen Gebieten arbeiten, erklärt Mann. Zuerst schätze man ein, was passiert sei und was benötigt würde. Man sei vor Ort mit Partnerorganisationen vernetzt und beschaffe dann, was auch immer notwendig sei.
So würden beispielsweise Lebensmittel und Hygieneartikel – wann immer möglich – direkt vor Ort gekauft. Zudem hatte man teilweise noch Vorräte, die als erstes ausgegeben wurden.
Die Todeszahlen steigen, Hilfstransporte stecken fest und noch immer werden Tausende vermisst.
Hilfsgüter werden in großen Mengen geliefert
Viele Sachen seien aber nicht in ausreichender Menge vor Ort zu besorgen. Dann würden die Mitgliedsorganisationen mit den Spendengeldern Fehlendes beschaffen und in großen Mengen in die betroffenen Gebiete transportieren. So hat das Deutsche Rote Kreuz am Freitag rund 100 Tonnen Hilfsgüter in die Türkei transportiert.
Es fehle an nahezu allem, beschreibt Mann. Es brauche Generatoren für Kinderkliniken, Zelte für eine Unterkunft oder auch ganze Sanitäranlagen.
Infrastruktur bereitet Hilfsorganisationen Probleme
Die Umstände der Katastrophe würden die Hilfe aber nochmals schwieriger machen.
Unterschiedliche Situationen in der Türkei und Syrien
Das Problem sei, dass es wieder einmal Regionen getroffen habe, die eh schon eine geschwächte Infrastruktur hätten. Gerade in Syrien sei das wegen des Bürgerkrieges ein riesiges Problem.
Bislang war in Syrien zudem nur ein Grenzübergang geöffnet, der ebenfalls im betroffenen Gebiet liegt. Dass der syrische Machthaber Assad jetzt zugestimmt hat, zwei weitere Übergänge zu öffnen, könnte ermöglichen, dass weitere Hilfe von der Türkei ins Nachbarland Syrien kommt.
ZDFheute live zeigt, wie Krieg und Machtkämpfe Hilfe in Syrien verhindern.
Die psychologische Betreuung ist essenziell
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Nothilfe ist die psychologische Betreuung. Dabei gehe es nicht nur um die Geretteten, sondern auch deren Angehörige und vor allem die Kinder, erklärt Mann. Diese seien oftmals traumatisiert.
Die Mitgliedsorganisationen – vor allem Unicef – würden deshalb Gesprächsangebote schaffen, Schulunterricht ermöglichen und auch sogenannte "children friendly spaces" aufbauen. Orte, an denen die Kinder zumindest eine Zeit lang unbesorgt spielen können.
Wie lange werden Menschen im Erdbebengebiet Nothilfe brauchen?
Auch angesichts dieser besonders wichtigen Betreuung könne man kaum abschätzen, wie lange die akute Nothilfe nötig sei, meint Mann.
- Spendenaufruf für Türkei und Syrien
Schwere Erdbeben haben Teile der Türkei und Syriens erschüttert. Tausende Menschen sind ums Leben gekommen, die Zahlen steigen.