Eine Wirtschaft ohne China ist heutzutage undenkbar. Durch eine Fusion von Markt und Plan ist das Land eine Weltmacht. Aber der Westen könnte seinen Abstieg noch verhindern.
Auf dem 20. Parteitag der chinesischen Kommunistischen Partei im vergangenen Oktober hat der chinesische Präsident Xi Jinping die Bevölkerung auf harte Zeiten eingeschworen und von großen Problemen gesprochen, die China bevorstünden. Damit will Xi die Chinesen nicht darauf vorbereiten, dass es mit China bergab geht. Er will sie aufrufen, sich weiterhin anzustrengen. Er sagt damit: Es ist noch nicht alles erreicht. Nach 40 Jahren rasanter Aufwärtsentwicklung ist man erst den halben Weg gegangen auf dem Weg zur Weltmacht.
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700 Millionen Menschen aus absoluter Armut befreit
Dieser halbe Weg war allerdings bereits unglaublich erfolgreich: Über 700 Millionen Menschen sind in den letzten 30 bis 40 Jahren aus der absoluten Armut befreit worden. Noch in den 90ern war dieses Maß an Wohlstand, das China heute hat, unvorstellbar für viele Menschen.
Für sie bedeutet das mehr Freiheit, mehr Geld, bessere Ausbildung, bessere Gesundheitsversorgung und damit eine höhere Lebenserwartung. Gleichzeitig sind persönliche Freiheiten in China noch stark eingeschränkt.
Wir im Westen müssen lernen, diese Widersprüche gleichzeitig zu sehen und zu denken. Wenn wir das nicht tun, schätzen wir China falsch ein und entwickeln falsche Strategien im Umgang mit dem wichtigsten Aufsteiger der neuen Weltordnung.
Die ganze Sendung Precht mit Frank Sieren: Die neue Weltordnung. Kann man Verletzungen der Menschenrechte anprangern und gleichzeitig Milliardeninvestitionen Chinas in die heimische Infrastruktur zulassen?
Der Einfluss des Westens in der Welt schwindet
Was bedeutet der Aufstieg Chinas für uns in Europa? Weltpolitisch betrachtet geht gerade eine Epoche zu Ende, in der die Minderheit des Westens die Spielregeln der Mehrheit der Welt bestimmen konnte. In den vergangenen Jahrhunderten hat dem Westen der Tisch gehört, an dem diese Regeln vereinbart wurden, und wir haben entschieden, wer dort sitzen darf. Erst waren es die Europäer als Kolonialmächte, dann haben Mitte des 20. Jahrhunderts die US-Amerikaner die Führung übernommen.
Inzwischen haben die geschwächten Europäer nicht mehr automatisch einen Platz an diesem Tisch. Militärisch spielt Europa keine Rolle. Das bedeutet: Nur wenn wir wirtschaftlich stark sind, werden wir überhaupt noch mitreden, wenn es darum geht, die Werte der neuen Weltordnung mit festzuschreiben.
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China hat industrielle Revolution unterschätzt
Es zeichnet sich ab: Die Welt bewegt sich in Richtung einer multipolaren Weltordnung, die sich immer enger vernetzt. Dass ausgerechnet ein kommunistisches System dabei so erfolgreich ist, verunsichert uns sehr. Es mag erstaunen, aber am Ende handeln die chinesischen Kommunisten doch eher pragmatisch denn ideologisch. Das Wichtigste für sie und am Ende für alle Chinesen ist, dass China nach 150 Jahren Pleiten, Pech und Pannen wieder "das Reich der Mitte" und eine Weltmacht wird.
Sie waren viele Jahrhunderte die erfolgreichste Nation der Welt. Doch zu Beginn des letzten Jahrhunderts sind sie so borniert und überheblich gewesen, dass sie die industrielle Revolution in Europa völlig unterschätzt haben.
Chinas Führung will die Kontrolle über das eigene Volk um jeden Preis. Xi Jinping soll jetzt zum Führer auf Lebenszeit ernannt werden.
Fusion aus Markt und Plan in China entstanden
Mao Zedong hat geglaubt, China könne aus eigener Kraft den Rückstand zum Westen aufholen und eine brutale Kampagne nach der anderen durchs Land gejagt, wie "der große Sprung nach vorn" und "die Kulturevolution." Millionen von Menschen sind dabei gestorben, viel mehr noch hungerten.
Sein Nachfolger Deng Xiaoping hatte dann erst einmal eine bittere Nachricht für sein Volk: Wir sind zu schwach und müssen uns von den "Imperialisten", von den "Kapitalisten" helfen lassen.
Der Pragmatismus hat sich seitdem durchgesetzt: Eine gesteuerte Marktwirtschaft ist entstanden. Eine Fusion aus Markt und Plan. Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse Chinas.
Globale Kompromisse als Lösung
Inzwischen hat China wieder 19 Prozent Anteil an der Weltwirtschaft und wir können die Chinesen nicht mehr zwingen, das zu tun, was wir wollen. Wenn wir das dennoch tun, wird es als Arroganz ehemaliger Kolonialmächte wahrgenommen.
Was wir aber tun können und müssen, ist, China und andere von unseren Werten zu überzeugen, also einen Dialog zu führen mit dem Ziel einen Kompromiss zu finden. In Demokratien gilt das als eine wichtige Tugend unseres Wertsystems. Auf globaler Ebene sollte das nun langsam auch so sein.
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Gefahr: Ohne Offenheit droht Abstieg
Nicht hilfreich dabei ist die Sichtweise: "Der Westen ist gut - China ist schlecht." An solchen Simplifizierungen sollten wir nicht länger festhalten. Denn damit schaden wir nur uns selbst. So geraten wir womöglich in die gleiche Lage wie die Chinesen im 19. Jahrhundert, die auch geglaubt haben, sie müssten die industrielle Revolution nicht beachten und dann in eine große Krise gefahren sind.
Das ist meine große Sorge: Wenn wir die Offenheit verlieren, uns und andere realistisch einzuschätzen, dann beschleunigen wir unseren Abstieg. Ein wenig dieser Offenheit haben wir schon verloren. Aber es ist noch nicht zu spät.
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