Digitale Bildung: Wie KI das Studieren verändert

    Zeit für "Evolutionsschritte":Wie KI das Studieren verändert

    von Melina Bäckmann
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    Künstliche Intelligenz wie der Bot ChatGPT beeinflusst das Studieren schon jetzt. Mancherorts wurden Studiengänge bereits angepasst - wie sieht die Zukunft des Studiums mit KI aus?

    Das deutsche Bildungssystem ist enorm unter Druck. Inwieweit der Einsatz von KI im Unterricht da helfen kann - das ist ein Thema, das auf der Bildungsmesse Didacta diskutiert wird.
    Das deutsche Bildungssystem ist enorm unter Druck. Inwieweit der Einsatz von KI im Unterricht da helfen kann - das ist ein Thema, das auf der Bildungsmesse Didacta diskutiert wurde.21.02.2024 | 1:49 min
    Seminararbeiten mithilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI) schreiben und sehr gute Noten kassieren? Na klar, das ist möglich. Johannes Paul nutzt KI regelmäßig für sein Studium und ist erfolgreich damit. Seinen echten Namen möchte der 21-Jährige lieber nicht nennen, er hat Angst vor möglichen Konsequenzen.
    Mit der Recherche, kürzeren Formulierungen oder dem Zusammenfassen von Texten lässt er sich von ChatGPT helfen. Meist wisse er aber nicht, wie viel KI wirklich erlaubt ist.

    Es ist ja schon ein ziemlich großes Thema zurzeit, und dafür erhält man von der Uni nur wenige Angaben.

    Student

    Er würde sich wünschen, dass seine Hochschule, die TU München, besser auf die Veränderung einginge.

    Wird KI in die Universitätslehre integriert?

    Da Forschung und Lehre frei sind, dürfe man aber nicht einfach übergreifende Regelungen zum Thema KI herausgeben, erklärt Alexander Braun, Vizepräsident für Digitalisierung und IT-Systeme an der TU München. Für die Integration der KI in ihre Lehre seien in erster Linie die Dozierenden verantwortlich.
    Er und sein Kollege Michael Folgmann, Teamleiter Educational Technology bei ProLehre der TU München, arbeiten deshalb verstärkt an Modellen, die die Lehrenden unterstützen. Zu den Bemühungen der Universität erklärt Folgmann beispielsweise:

    Es gibt ein ChatGPT-Cookbook, wo für Lehrende Impulse gesetzt werden, wie man dafür sorgen kann, dass die Vorbereitung in der Lehre leichter wird und wie man KI einsetzen kann.

    Michael Folgmann, TU München

    Prof. Olaf Köller
    In der Nutzung von KI im Klassenraum brauchen wir "langfristige Strukturen". Es sei "viel auf dem Weg", so der Bildungsforscher und Berater der Kultusministerkonferenz Prof. Olaf Köller.21.02.2024 | 5:53 min
    Das "Cookbook" ist eine Art Handbuch, das online für alle einsehbar ist. Ob KI letztendlich aber tatsächlich in der Lehre und in Prüfungen Einzug findet, hängt von dem Willen und den Fähigkeiten der einzelnen Dozierenden ab.
    Ein erster Pilotversuch, KI in Prüfungen zu integrieren, hat an der TU schon stattgefunden und wird zurzeit weiterentwickelt. Sollte im Studium trotz allen Anstrengungen nicht ausreichend über den Einsatz von KI kommuniziert werden, rät Alexander Braun, direkt mit den Prüfenden zu sprechen.

    Können Universitäten den Einsatz von KI erkennen?

    Wird eine Prüfungsleistung mithilfe einer KI erbracht, gibt es für die Universitäten bislang keine zuverlässige Möglichkeit, den KI-Einsatz zu überprüfen.
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    "Wir haben natürlich Plagiatsprüfungstools bei uns im Einsatz, die nach meinem Dafürhalten nicht geeignet sind, um solche Fragen, 'wurde eine KI eingesetzt?', zu beantworten. Da ist man immer einen Schritt hinterher", so Braun.

    Werden sich Prüfungsleistungen verändern?

    Dass aufgrund des Missstandes Bachelor- oder Masterarbeiten abgeschafft werden, kann sich weder Folgmann noch Braun vorstellen. Selbst wenn ganze Passagen von KI formuliert würden, bleibe die eigene Denkleistung bei einer solchen Arbeit trotz des Einsatzes von KI erhalten.
    Demnach geht es verstärkt um den Inhalt und nicht die sprachliche Gestaltung. Dennoch erklärt Braun, dass sich bei verschiedenen Prüfungsformaten etwas tun müsse:

    Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Diese Technologie ist noch so neu, dass sich einfach gewisse Prüfungsformate noch wandeln müssen.

    Alexander Braun, TU München

    Aussteller bei der Bildungsmesse "didacta" sehen in Künstlicher Intelligenz durchaus Chancen für neue Formen des Unterrichts.
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    "Das geht nicht von jetzt auf gleich. Das sind Evolutionsschritte, die in der Lehre gegangen werden müssen, die aber jetzt an der Zeit sind", sagt Braun. Dabei gehe es primär darum, Formate und Fragestellungen zu finden, die nicht einfach von einer KI beantwortet werden könnten und die Eigenleistung der Studierenden zeigten. Etwa das Arbeiten an und Lösen von komplexen Sachverhalten über eine längere Zeitspanne wäre denkbar.
    Fragt man ChatGPT, welchen Einfluss Künstliche Intelligenzen auf das Studium haben, kommt übrigens folgende Antwort:

    Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die universitäre Lehre revolutioniert das Bildungswesen und hat weitreichende Auswirkungen auf den Lernprozess sowie die Zukunft der Hochschulbildung.

    Antwort des KI-Bots ChatGPT

    Ob es zu einer wirklichen Revolution kommt, bezweifeln Braun und Folgmann. Verändern wird sich unsere Bildungslandschaft aber mit Sicherheit.

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