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Stiftung Patientenschutz : Organmangel hat sich weiter verschärft

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Schon seit Jahren zeigt der Trend nach unten. Doch in diesem Jahr verzeichnen Ärzte einen dramatischen Einbruch bei Organspenden.

Archiv: Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen steht am 27.09.2012 in Berlin im Operationssaal eines Krankenhauses auf einem Tisch
Alarm in deutschen Krankenhäusern: Die Zahl an Organspenden geht immer weiter zurück.
Quelle: dpa

Mediziner schlagen Alarm. Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist im laufenden Jahr weiter zurückgegangen. Eine schlechte Nachricht für die 8.500 schwerkranken Patienten auf der Warteliste. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) zeigte sich in Frankfurt "sehr besorgt" über die "dramatische" Entwicklung. Gegenwärtig liegt die Zahl der Organspender nach DSO-Angaben um 8,4 Prozent niedriger als im Vorjahres-Zeitraum.

Rückgang überraschend

Bis Ende Oktober gab es bundesweit 710 Organspender in den rund 1.200 Entnahmekrankenhäusern, 65 weniger als 2021. Auch die Summe der entnommenen Organe, die für eine Transplantation an die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant gemeldet wurden, sank auf 2.178 (Vorjahreszeitraum 2.420). Insgesamt konnten bisher 2.293 Organe aus dem Eurotransplant-Verbund in Deutschland transplantiert werden, im Vergleichszeitraum waren es 2.492.

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Der Einbruch kommt einigermaßen überraschend. Denn die Bilanz für 2021 hatte die Zuversicht ausgelöst, dass Deutschland vergleichsweise gut durch die Corona-Zeit kommt. Die Zahl der Organspenden war - anders als in anderen europäischen Ländern - stabil und auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 geblieben. Dann allerdings gingen die Zahlen im ersten Quartal 2022 um beinahe 30 Prozent zurück.

Corona und Fachkräftemangel

Zum einen, weil Corona-positive Spender zunächst von einer möglichen Spende ausgeschlossen wurden - bis mehrere Studien das für nicht nötig befanden. Die Zahlen stabilisierten sich auf niedrigem Niveau. Als weitere Ursachen nennt der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel, die durch die Omikron-Variante verschärfte Personalsituation und den generellen Fachkräftemangel in den Kliniken.

Die Organspende ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die nicht nur intensivmedizinische Expertise, sondern auch Zeit und Ressourcen braucht.
Axel Rahmel, DSO-Vorstand

Gerade für kleinere Häuser sei das eine zusätzliche Herausforderung. Bestätigt wird das durch eine aktuelle Online-Umfrage unter Transplantationsbeauftragten. Ihrer Einschätzung nach sind es vor allem der pflegerische und der ärztliche Personalmangel sowie die fehlende Kapazität an Intensivbetten, die im Frühjahr zum Rückgang der Organspenden geführt haben.

DKG kritisiert fehlende Widerspruchsregelung

Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) verweist auf personelle Engpässe, die die Transplantationsmedizin erschwerten. Notwendig seien nachhaltige Verbesserungen im Finanzierungssystem und ein Bürokratieabbau.

Erneut sprach sich Rahmel für eine rechtliche Kehrtwende und die Einführung einer Widerspruchsregelung in Deutschland aus. Dabei ist jeder Mensch potenzieller Organspender, außer er hat ausdrücklich widersprochen. Derzeit gilt in Deutschland, dass nur derjenige als Organspender in Frage kommt, der ausdrücklich zugestimmt hat. 2020 war die Einführung einer Widerspruchslösung im Bundestag gescheitert.

Patientenschützer für geltendes Gesetz

Die DSO liegt damit auf einer Linie mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der im Juni einen neuen Anlauf für eine Widerspruchslösung gefordert hatte. Das sieht die Deutsche Stiftung Patientenschutz völlig anders.

Wie Menschen mit einer Organspende helfen.

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Der Bundestag habe vor zwei Jahren alle ethischen Argumente intensiv diskutiert und mit Nein gestimmt, sagte Vorstand Eugen Brysch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auch eine Widerspruchslösung würde die gegenwärtigen Probleme bei der Organspende nicht lösen. Brysch warf Lauterbach vor, die damals vom Bundestag beschlossenen Initiativen zur Förderung der Organspende nicht umgesetzt zu haben.

Online-Register verzögert sich

So hatte das Parlament beschlossen, dass Behörden und Krankenkassen die Bürger verstärkt über Organspende informieren müssen, etwa bei der Ausgabe von Pässen oder Führerscheinen. Außerdem sollte zum März 2022 ein Online-Organspenderegister die Arbeit aufnehmen. Doch der Start des Registers verzögert sich weiter - mindestens bis Ende 2023 oder zum ersten Quartal 2024.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) strebt "die größte Krankenhausreform der letzten 20 Jahre" an - zur "Überwindung des Systems der Fallpauschalen" und damit Entlastung der Pflegekräfte.

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Brysch warf Lauterbach Halbherzigkeit vor. Statt die vom Bundestag mehrheitlich beschlossene Entscheidungslösung aktiv voranzutreiben und Personalprobleme in den Kliniken zu lösen, würden geringe Spenderzahlen wieder dazu benutzt, um die Widerspruchslösung durchzuboxen.

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