Taurus-Lieferung: Außenministerin Baerbock verteidigt Zögern

    Zögern bei Taurus-Lieferung:Baerbock: "Jede Einzelheit muss stimmen"

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    Die Ukraine fordert Taurus-Marschflugkörper, Deutschland zögert. Im "heute journal" verteidigt Außenministerin Annalena Baerbock das Vorgehen.

    Man sieht Baerbock im Gespräch.
    Wird Deutschland der Ukraine Taurus-Marschflugkörper liefern? Da seien noch Fragen zu klären, so Bundesaußenministerin Baerbock. 11.09.2023 | 6:18 min
    Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bittet Kiew Deutschland seit Wochen um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Doch die Bundesregierung zögert. Im Gespräch mit dem heute journal verteidigt Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) das Vorgehen.
    Bei der Debatte um Taurus-Lieferungen gehe es laut Außenministerin Baerbock um hochmoderne Waffensysteme - aus diesem Grund müsse mit Blick auf mögliche Lieferungen an die Ukraine "jede Einzelheit stimmen". Laut Baerbock sei man dort "gerade mit Hochdruck dran".
    Auf der Infografik wird der Marschflugkörper Taurus gezeigt. Die Waffe findet und zerstört ihr Ziel selbstständig. Dafür wird der Flugweg mehrere Tage vorgeplant und in der Waffe abgespeichert.
    Großbritannien und Frankreich haben der Ukraine unterdessen bereits Marschflugkörper mit einer geringeren Reichweite als Taurus-Marschflugkörper zur Verfügung gestellt. Auf die Frage, warum man nicht eine Begrenzung für die Reichweite einbaue, erklärt Baerbock:

    Unsere Systeme sind technisch nochmal anders.

    Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin

    Die Ministerin macht zudem deutlich, dass es wichtig sei, alle Dinge ausreichend zu klären, auch, wenn man der Ukraine vertraue. Baerbock ergänzt zugleich:

    Angesichts der Brutalität dieses Krieges, ist es aus meiner Sicht nur wichtig, dass man Dinge da nicht zu versimplifiziert.

    Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin

    "Das Taurus-System ist eben nochmal ein anderes System als die anderen Systeme", betont Baerbock.
    This handout photograph taken and released by the Ukrainian Presidential press service on September 11, 2023, shows German Foreign Minister Annalena Baerbock during her meeting with Ukraine's president in Kyiv, amid the Russian invasion of Ukraine.
    Neben viel Wohlwollen erfährt Baerbock auch Kritik. 11.09.2023 | 1:19 min
    ZDF-Reporter Henner Hebestreit mit einer Einschätzung zum Besuch der Ministerin in Kiew:

    Baerbock: EU-Prozess unterstützen

    Aus Sicht der Außenministerin sei es außerdem von Bedeutung, nicht nur über Fragen der Verteidigung zu sprechen.

    Ich war ja heute hier, auch, um den EU-Prozess mit zu unterstützen, der so wahnsinnig wichtig ist für die Zukunft der Ukraine.

    Annalena Baerbock, Außenministerin

    Die Infokarte zeigt die potenzielle Reichweite der deutschen Waffensysteme, die im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Die bereits gelieferte Panzerhaubitze 2000 hat eine Reichweite von maximal 40 Kilometern, die zugesagte Radhaubitze RCH 155 kann Ziele in bis zu 54 Kilometern Entfernung anvisieren, der Raketenwerfer Mars II hat eine Reichweite von maximal 84 Kilometern. Die von der Ukraine geforderten Marschflugkörper vom Typ Taurus können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung erreichen.

    Zugleich sei die Frage wichtig, wie man Menschen in den besetzten Gebieten mit humanitärer Hilfe erreichen könne. Seit anderthalb Jahren habe kein Hilfskonvoi die Menschen in der Ostukraine erreicht.
    Deswegen höre man nicht auf, "auch alles Diplomatische, alles Humanitäre dafür zu tun, dass die vielen Tausenden von Menschen", von denen man nicht wisse, was mit ihnen passiere, irgendwann erreicht werden könnten, so die Außenministerin.
    Das Interview führte Dunja Hayali.
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    Quelle: ZDF

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