Nahost-Experte über Iran: Kein Appetit auf mehr Eskalation

    Interview

    Fathollah-Nejad über Iran:Nahost-Experte: Kein Appetit auf Eskalation

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    Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff im Iran sieht es vorerst nicht nach Eskalation aus. Teheran habe "keinen Appetit" darauf, sagt Nahost-Experte Fathollah-Nejad im ZDF.

    Nazan Gökdemir im Gespräch mit Ali Fathollah-Nejad
    Sehen Sie hier das Interview mit Nahost-Experte Fathollah-Nejad in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen.20.04.2024 | 3:31 min
    Noch ist nicht offiziell bestätigt, dass Israel für den Angriff im Iran verantwortlich ist. Es spreche aber vieles dafür, sagt Dr. Ali Fathollah-Nejad von der Denkfabrik "Center for Middle East and Global Order" im Interview mit dem ZDF heute journal update.

    Warum vieles dafür spricht, dass der Angriff aus Israel kam

    "Ich glaube, es spricht sehr vieles dafür, dass es Israel war", stellt der Nahost-Experte fest. Es gebe amerikanische Offizielle, die das gegenüber US-Medien so schilderten. Der Angriff sei "eine militärische Machtdemonstration der israelischen Seite" gewesen. "Auch als Vergeltung gegenüber dem iranischen Angriff vom Wochenende."
    Damit habe die israelische Seite hat gezeigt, dass man verschiedene Verteidigungslinien der Iraner durchbrechen kann. "Es war eine Warnung, auch an Teheran, dass man militärisch durchaus den Iran beschädigen kann, Militär-, aber vermutlich auch Nuklearinstallationen treffen kann", sagt Fathollah-Nejad.
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    Irans Präsident erwähnt die Attacke in einer Rede nicht einmal. 20.04.2024 | 2:23 min

    Warum auch die iranische Seite keine weitere Eskalation will

    Der Nahost-Experte spricht von einem gemäßigten Vergeltungsschlag.

    Natürlich hätten die Israelis sehr viel mehr eskalieren können. Die israelische Luftwaffe ist dermaßen stark, da könnten die Iraner wenig dagegen setzen.

    Ali Fathollah-Nejad

    Die Reaktion sei wichtig gewesen, um Israels Abschreckungsfähigkeit zu demonstrieren. Damit habe sich die Sache erstmal erledigt.
    Die iranische Seite habe das Ereignis stark heruntergespielt. "In iranischen Medien hieß es, es waren nur drei Drohnen, die man abgefangen hätte. Also von der iranischen Seite gibt es auch keinen Appetit auf eine weitere Eskalation", so Ali Fathollah-Nejad.

    Warum es womöglich ein Tauschgeschäft gab

    Die USA seien "nach wie vor der wichtigste Machtfaktor für die Israelis". Die Amerikaner sind auch nicht an einer militärischen Eskalation interessiert, vor allen Dingen die jetzige Regierung nicht", sagt Ali Fathollah-Nejad.
    Womöglich habe es auch "ein Tauschgeschäft" gegeben. "Das werden wir sehen, inwieweit die Israelis den Amerikanern gesagt haben, 'wir werden jetzt relativ milde gegenüber Iran reagieren, aber wir wollen wiederum, dass ihr uns bei unserem Gaza-Krieg mehr unterstützt und womöglich auch bei einer Rafah-Offensive."
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    Warum es eher nicht zu einer weiteren Eskalation kommt

    Der Reaktion der iranischen Seit zu urteilen, werde es eher nicht zu einer weiteren Eskalation kommen, sagt Fathollah-Nejad. "Obgleich der Chef der Revolutionsgarden vor ein paar Tagen noch genau das Gegenteil versprochen hat."
    Iran habe gesagt, wenn Israel angreife, 'werden wir von iranischem Territorium direkt wieder zurück angreifen'. "Aber das scheint erstmal nicht der Fall zu sein", stellt Fathollah-Nejad fest. "Eine größere Eskalation werden wir denke ich erstmal nicht sehen."
    Aber der Konfrontation zwischen Iran und Israel in der Region, werde weitergehen und durch den Krieg in Gaza verschärft.
    Das Interview führte ZDF-Moderatorin Nazan Gökdemir. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteurin Katharina Schuster.

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    Quelle: ZDF

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