Flucht aus Rafah im Gazastreifen - aber wohin?

    Israel ruft zu Evakuierung auf:Flucht aus Rafah: Kaum jemand weiß wohin

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    Israel hat zur Evakuierung von Ost-Rafah im Gazastreifen aufgerufen. Viele fragen sich aber: Wohin sollen wir noch fliehen? Das Vertrauen in die israelische Armee scheint gering.

    Alica-Jung
    International steigt der Druck auf Israel, die Zivilbevölkerung zu schonen. Die USA halten offenbar Waffen zurück. "Es besteht die Sorge, dass diese Bomben gegen Zivilisten eingesetzt werden", so ZDF-Reporterin Alica Jung. 08.05.2024 | 2:15 min
    Eine Frage ist in Rafah immer wieder zu hören, seit die ersten Flugblätter der israelischen Armee heruntergeregnet sind: "Wo sollen wir hin?". Rund 1,4 Millionen Menschen haben nach UN-Schätzungen hier, im äußersten Süden des Gazastreifens, Zuflucht gefunden - nach Monaten des Kriegs zwischen Israel und der Hamas.
    Zugespitzt hat sich die Lage für die Menschen in Rafah seit Sonntag: Der bewaffnete Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, beschießt den Grenzübergang Kerem Schalom, am Übergang des westlichen Teils des Gazastreifens nach Israel. Vier israelische Soldaten sterben.
    Die israelische Armee verortet die Herkunft der Geschosse in Rafah, wo sich ihr zufolge die letzten verbliebenen Hamas-Bataillone aufhalten. Daraufhin bombardiert sie mehrere Ziele in Rafah. Mitarbeiter von Krankenhäusern in der Stadt sprechen von Dutzenden Toten.
    Smoke billows from Israeli strikes on eastern Rafah in the southern Gaza Strip on May 7, 2024, amid the ongoing conflict between Israel and the Palestinian Hamas movement. (Photo by AFP)
    In Rafah hat die israelische Armee ihren Militäreinsatz begonnen. Bundesaußenministerin Baerbock warnte vor einer Großoffensive auf Rafah. Viele Geflüchtete wissen nicht wohin.07.05.2024 | 1:42 min

    Anweisung: Gebiet sofort räumen

    Am Montagmorgen, nach einer immer wieder von israelischem Beschuss unterbrochenen Nacht, haben die Menschen im Osten von Rafah dann über Flugblätter und über Nachrichten auf ihren Handys von den Evakuierungsplänen erfahren. Auf den Zetteln steht:

    Die israelische Armee bereitet sich auf ein hartes Vorgehen gegen Terrororganisationen vor.

    Text auf israelischen Flugblättern

    Jeder, der vor Ort bleibe, gefährde "sein Leben und das seiner Familie". Die Anweisung: "Zu Ihrer Sicherheit fordert die israelische Armee Sie auf, das Gebiet sofort zu räumen." Die Menschen sollen in die "erweiterte humanitäre Zone" in Al-Mawasi fliehen, etwa zehn Kilometer von Rafah entfernt.
    Evakuierung von Rafah
    ZDFheute Infografik
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    Menschen in Rafah vertrauen israelischer Armee nicht

    Mohammed al-Nadschar, ein 23-jähriger Jurist, fasst die Reaktion vieler Menschen so zusammen: "Wir sind mit der Nachricht aufgewacht, auf die wir die ganze Zeit gewartet haben: die Evakuierung der östlichen Gebiete von Rafah vor der Invasion durch die israelische Armee." Jetzt wisse jedoch niemand, wohin. Über die Menschen in dem Palästinensergebiet sagt er:

    Der Gazastreifen ist so verwüstet, dass es keine Orte mehr gibt, an denen sie leben können.

    Mohammed al-Nadschar, Jurist in Rafah

    Sie seien "durcheinander". "Sollen sie bleiben? Sollen sie in die Gebiete gehen, die von der Armee als sicher beschrieben werden?", fragt al-Nadschar. Niemand vertraue der israelischen Armee. Es gebe "keine sicheren Gebiete im Gazastreifen".
    SGS mit Atai am 07.05.2024
    Die Lage in Rafah spitzt sich weiter zu. Warum es zu keinem Abkommen zwischen Israel und der Hamas gekommen ist, ordnet ZDF-Korrespondentin Golineh Atai ein.07.05.2024 | 1:35 min

    Strömender Regen: Viele Zelte stehen unter Wasser

    Und doch ziehen sie los. Manche haben ihr Hab und Gut auf das Dach eines Taxis gepackt, andere auf Lastwagen, manche auf einen Eselskarren. Es regnet in Strömen. Viele Zelte, in denen Vertriebene sich niedergelassen haben, stehen unter Wasser.
    Abdelrahman Abu Dschasar glaubt, dass er mit seiner Familie keinen Platz finden wird an den Orten, an die die israelische Armee die Menschen nun verweist. Diese seien "mit Vertriebenen überfüllt", es gebe dort "nicht genug Platz, um Zelte aufzustellen" und "keine Schulen, um uns aufzunehmen". Auch Abu Dschasar fragt:

    Wohin sollen wir gehen?

    Abdelrahman Abu Dschasar, aus Rafah

    Orte im Gazastreifen
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    Hilfsorganisation: "Klima des Terrors und der Panik"

    Laut israelischer Armee handelt es sich nicht um eine "groß angelegte Evakuierung". In Rafah aber fürchten viele trotzdem, dass es jetzt losgeht: mit der Großoffensive, von der die Regierung seit Monaten spricht. Am Dienstagmorgen rückt die israelische Armee dann in einen Teil von Rafah ein: den Grenzübergang, der den Süden des Gazastreifens mit Ägypten verbindet.
    Palästinensische Gebiete, Nuseirat: Palästinenserinnen sitzen auf Trümmern im Flüchtlingslager Nuseirat im Gazastreifen nach dem Abzug der israelischen Streitkräfte (IDF).
    Bei den Verhandlungen um eine Waffenruhe hat die Hamas einem Vorschlag Ägyptens und Katars zugestimmt. Israel prüft den Vorschlag noch.07.05.2024 | 0:24 min
    Am Abend zuvor erklärt Osama al-Kahlut, Mitarbeiter der Hilfsorganisation Roter Halbmond, die Evakuierung der als Angriffsgebiet ausgewiesenen Viertel habe begonnen. Etwa 250.000 Menschen lebten dort in etwa. Die Luftangriffe über Nacht hätten ein "Klima des Terrors und der Panik" geschaffen, die Evakuierungsaufrufe der Streitkräfte hätten dies verstärkt.
    Der 40-jährige Hanah Saleh ist entschlossen, den Osten Rafah mit seinen Kindern zu verlassen, trotz der Ungewissheit. "Wir werden in die Gegend westlich von Rafah gehen", sagt er. Eigentlich kommt er aus dem Norden des Gazastreifens, er ist von dort aus nach Kriegsbeginn aufgebrochen. Wohin es jetzt genau gehe, das wüssten er und seine Familie nicht. "Jeder stellt sich diese Frage", sagt er.

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    :Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

    Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel gleicht die Region einem Pulverfass. Ein Frieden scheint weit weg. Alles zum Nahost-Konflikt hier im Ticker.
    Israel: Raketen fliegen über Tel Awiw
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    Quelle: AFP

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