Kriegsreporter zu Bachmut: "Jeder Ukrainer hat Zweifel"

    Ukrainischer Kriegsreporter:Bachmut: "Jeder Ukrainer hat Zweifel"

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    Die Ukraine kann Bachmut trotz immensem Druck der russischen Truppen verteidigen. Doch die Zweifel an Kiews Militärstrategie wachsen - so sehen Militärexperten Kiews Taktik.

    Die ukrainische Führung lässt das seit Monaten hart umkämpfte Bachmut in der Ostukraine weiter gegen die russischen Truppen verteidigen - unter der großen Gefahr einer Einkesselung. In der Ukraine mehren sich nun Stimmen, die an diesem Vorgehen zweifeln. Der ukrainische Kriegsreporter Illia Ponomarenko berichtet bei ZDFheute live von den gespaltenen Meinungen im Land:

    Jeder in der Ukraine hat Zweifel in Bezug auf Bachmut.

    Illia Ponomarenko, ukrainischer Kriegsreporter

    Man wisse nicht genau, was die Heeresführung plane und wie die militärischen Reserven aufgestellt seien. Die Gefährlichkeit der Situation für die Soldaten sei jedoch klar, sagt Ponomarenko.
    Trotzdem werde der Militärführung aufgrund vorheriger Erfolge im Ukraine-Krieg Vertrauen entgegengebracht: "Die Generäle haben bisher gezeigt, dass sie in der Lage sind, die notwendigen Entscheidungen zu treffen in schwierigen Situationen." Als Beispiel nennt Ponomarenko die Schlacht von Sewerodonezk.

    Ponomarenko: Soldaten in Bachmut beschweren sich über Lage

    Die ukrainischen Soldaten, die in Bachmut ihr Leben riskieren, beschwerten sich dennoch über "den Mangel an Nachschub" und "den Verlauf der Schlacht", sagt Ponomarenko.

    Sie kaufen Zeit mit ihrem Leben, mit ihrem Blut.

    Illia Ponomarenko, ukrainischer Kriegsreporter

    Der Militärexperte und Oberst a.D. Wolfgang Richter sieht sowohl für einen Rückzug der ukrainischen Truppen als auch für die weitere Verteidigung Bachmuts Argumente: So könne man Russland durch den Widerstand Verluste zufügen, die Moskau dann an anderer Stelle fehlen.

    Militärexperte Richter: Risiken für Ukraine "enorm hoch"

    Es gehe auch darum, Zeit zu gewinnen, um die nächste Verteidigungslinie hinter Bachmut vorzubereiten, falls Russland die Stadt doch einnehme. Zudem müsse die ukrainische Führung rund um Wolodymyr Selenskyj verhindern, zu viel Gelände zu verlieren, was wiederum eine mögliche eigene "Gegenoffensive" hemmen könnte.
    Allerdings warnt Richter Kiew auch davor, in Bachmut "qualitativ hochwertige Truppen ausbluten zu lassen". Die Risiken für die Ukraine seien "enorm hoch", dessen sei sich der Generalstab in Kiew aber wohl bewusst.
    Wichtig sei es, im Falle einer aussichtslosen Situation rechtzeitig die Entscheidung zu treffen, die eigenen Truppen abzuziehen, bevor sie eingekesselt werden, sagt Wolfgang Richter.
    Sehen Sie ZDFheute live zur aktuellen Lage in Bachmut hier in voller Länge:
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